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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Schenkeln anzupacken! Aber ich tat’s trotzdem und hatte dabei die ganze Zeit Angst, daß mich Daddy später mit dem Riemen schlagen würde, weil ich ihm nicht gehorcht hatte.
    Ich verstand nichts davon, einem Körper das Leben zu schenken, aber genau das passierte. Ich zog, bis die beiden winzigen Beine heraussprangen, und dann zog ich weiter. Und Finóla ächzte wie ein großes, blähendes Tier, und sie preßte und preßte.
    Und dann kam, ausgespuckt aus dem Bauch unserer Mutter, dieser knubbelige, nach Luft schnappende Kopf. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Bruder Aidan...«

    Die ganze Zeit über saß Onkel Liam im Rollstuhl vorgebeugt und hielt die schmalen Hände über dem Umschlag gefaltet, an dem er gelegentlich zupfte. Jetzt lehnte er sich zurück und rutschte hin und her. Er bat Ruby: »Könntest du mir vielleicht noch einen Tee einschenken, Bonny?«
    Ruby schenkte ein und fügte einen Schuß Whiskey aus der Flasche dazu, die Snoody zum Tisch gebracht hatte. »Diese reizende Geschichte, die Sie uns da erzählt haben, ist sie wahr?« fragte sie.
    »Du hast nicht richtig zugehört, Mädchen«, sagte er verschmitzt. »Ich würde dich bestehlen, aber belügen würde ich dich nie.«
    Snoody wieherte. Liam fuhr fort.

    »Also, nachdem ich Mum geholfen hatte, Aidan auf die Welt zu bringen, lief ich schließlich zu Daddy. Vorher zog ich Mums Nachthemd wieder runter und gab ihr jede Menge feuchte, saubere Tücher, dann rannte ich zu ihm und brüllte ihm zu, was ich getan hatte.
    Durch den Sturm galoppierten wir zurück ins Haus, ich mit schlammbeschmierten, nackten Füßen zehn Schritte hinter Daddy mit seinen klitschnassen Gummistiefeln, und weiter rauf zu Mum, die gerade ein klebriges Zeugs von Aidans Mund und Nase wischte, damit er atmen konnte. Dabei sang sie dem Baby ein kleines Lied vor. Daddy erkennt sofort, daß es ein prächtiger, strammer Junge ist, und deshalb sagt er: >Gut gemacht, Finóla - jetzt haben wir noch einen Spaten fürs Torfmoor.<
    Mum hat ihn nur ganz merkwürdig angesehen, hat genauso ein komisches und angewidertes Gesicht gemacht wie ich, als ich den ersten Blick zwischen ihre Beine geworfen hatte. Daddy stand da in seinem klatschnassen Arbeitszeug und grinste glücklich. Sein Atem war nicht besser geworden während der Nacht, und es war sehr stickig im Zimmer. Irgendwie sehr ernst und streng antwortete sie ihm: >Nein, Myles, mit dieser Geburt beginnt ein neuer, freier Tag. Weder du noch einer deiner Hockaday-Geister hat jetzt noch ein Recht, meine Jungs weiter für ein Leben in dieser Sklavenhütte zu beanspruchen.<
    Sklavenhütte! Was für eine Beleidigung der bescheidenen Burg eines Mannes wie Myles Hockaday! Der arme Daddy. Es traf ihn bis ins Mark seiner Bauernknochen, erinnerte ihn vor meinen Augen, daß er doch immer nur ein fügsamer und gehorsamer Schlucker war, der mit einer unausstehlichen Frau in seinem primitiven, zugigen Pächterhaus auf einem winzig kleinen Kartoffelfeld und dem dazugehörigen Torfmoor lebte - ohne eine andere Zukunft, die weder er noch seine ganze Familie vor ihm sich vorstellen konnte. Er besaß nichts außer der Familienpacht auf das Haus und Land, das zu achten er durch seine Ehre gezwungen war. Und genau deswegen wurde er jetzt hier von seiner Frau verspottet. Sklavenhütte.
    Welchen Stolz auch immer er beim ersten Anblick seines zweiten männlichen Erben empfunden haben mochte, das war nun mit einem Schlag dahin. Statt dessen wurde sein Herz vom schlimmsten Schuß getroffen, den die Frau eines Bauern abfeuern konnte. Seine Eitelkeit war tödlich getroffen, für immer und alle Zeiten.
    Also ging der arme, leidgeprüfte Daddy und setzte sich unten neben den Herd, warf Torfziegel ins Feuer, einen nach dem anderen, als sei er reich wie ein König. Und Mum ließ er oben allein zurück mit dem Schlamassel eines neugeborenen Kindes und nur mir als Hilfe. Mum kam ausgezeichnet allein zurecht, gurrte und koste mit Aidan. Aber da war ich, ein siebenjähriger Junge, der gerade schmerzhaft die bittere Ironie der Familienehre erfahren mußte. Unten am Feuer saß Daddy und vergiftete sich mit brütenden Gedanken, die für den Rest seiner Tage an ihm klebten wie ein sich haarender schwarzer Hund.
    Von Zeit zu Zeit ging ich heimlich nach ihm schauen. Krug um Krug schwarz gebrannter Whiskey floß durch seine geübte Kehle. Unterdessen blökte unsere ungemolkene arme Kuh mit schmerzendem Euter gegen den Sturm und in den Einbruch der Dunkelheit hinein. Und ich

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