Ertränkt alle Hunde
Army. Die Amerikaner wurden zum Verhör ins Präsidium der Dublin Garda gebracht und später unter Auflagen wieder entlassen.
Detective Hockaday und Miss Flagg waren Fahrgäste des verstorbenen Mr. Boylan, der von Beruf Chauffeur war. Sie blieben unverletzt, als mehrere bewaffnete und maskierte Männer den Wagen angriffen (siehe Artikel auf dieser Seite). Chief Eamonn Keegan von der Dublin Garda, der das Verhör der beiden Amerikaner persönlich leitete, war weder bereit, ihr Ziel am Tag des Mordes noch ihre weiteren Reisepläne in Irland bekanntzugeben. »Unsere Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, und daher ist dies vertraulich«, teilte er der Presse mit.
Zu näheren Angaben über das Verhör war Chief Keegan ebenfalls nicht bereit. Er ließ lediglich verlauten: »Wir haben Detective Hockaday und Miss Flagg davon in Kenntnis gesetzt, daß wir möglicherweise in dieser Angelegenheit noch einmal mit ihnen sprechen wollen, und zwar hier in Dublin.« Auf die Frage, ob er oder eine andere Behörde ihre amerikanischen Pässe eingezogen habe, lehnte Chief Keegan jeden Kommentar ab. Er sagte jedoch, daß die Amerikaner »durchaus kooperationsbereit« gewesen seien.
Im Gegensatz zu Chief Keegans wenig aufklärender Darstellung steht die von Constable Aisling Mulcahy, der als erster am Tatort des O’Connell-Street-Mordes war. »Das waren zwei typische New Yorker«, sagte er. »Nichts als klugscheißerische Bemerkungen. Sie schienen sich nicht die Spur für den Ernst eines brutalen Mordes an einem IRA-Mann zu interessieren. Tatsächlich versuchte die Lady sogar, sich über Politiker lustig zu machen.«
Ironischerweise zeichnet sich die berufliche Karriere von Detective Hockaday - oder kurz »Hock«, wie er von der New Yorker Boulevardpresse genannt wird -durch seine Verwicklung in die rätselhaftesten Mordfälle seiner Heimatstadt aus. Laut Angaben eines bekannten amerikanischen Journalisten, der für diesen Artikel telefonisch interviewt wurde, befindet sich Detective Hockaday derzeit auf Urlaub, nachdem er eine der grausigsten Mordserien der gesamten legendären Geschichte des New Yorker Verbrechens aufgeklärt hat.
William T. Slattery von der >New York Post< sagte: »Hock hat ganz allein eine Mordserie geknackt, die diese Stadt in Angst und Schrecken versetzt hat, was schon etwas heißen will. Und es war auch nicht das erste Mal, daß er ganz auf sich allein gestellt einen irren Killer zur Strecke gebracht hat. Wie ich allerdings gehört habe, muß ihn dieser letzte Fall ziemlich mitgenommen haben. Man befaßt sich nicht mit der Sorte von Wahnsinnigen und Irren, mit denen sich Hock jeden Tag befassen muß, ohne daß sich das alles nachts in die Träume einschleicht, verstehen Sie? Also sind er und seine Freundin Ruby Flagg auf Erholungsurlaub nach Irland geflogen. Aber er ist noch keine vierundzwanzig Stunden weg, als sich auch schon ein mit ihm befreundeter Priester in einer Kirche in Hocks eigenem Viertel umbringt. Und dann ist da noch eine Bombe, die in dem Haus hochgeht, in dem sein bester Freund bei der Polizei wohnt - Captain Davy Mogaill von der Mordkommission. Und kaum landet Hock in Dublin - peng, schon wird irgendso ein IRA-Gangster direkt vor seiner Nase abgeknallt. Toller Urlaub, klasse Erholung.«
Detective Hockadays Vorgesetzter Inspector Tomasino Neglio konnte ebenfalls telefonisch erreicht werden. Ohne sich über Details auszulassen, bestätigte er alle Angaben von Mr. Slattery, bezeichnete aber die Gewalt, die Detective Hockaday nicht loszulassen scheint, als »puren Zufall«.
Es ist dem >Guardian< nicht gelungen, mit Neil Hockaday oder Ruby Flagg persönlich zu sprechen, da niemand, mit dem wir in Verbindung getreten sind, bereit oder in der Lage war, Auskunft über ihren Aufenthaltsort in diesem Land zu geben.
Ich riß die ganze Seite des >Irish Guardian« heraus, faltete sie und steckte sie hinten in meine Fallnotizen. Außerdem notierte ich mir den Namen des Reporters - Oliver Gunston - als mögliche Informationsquelle, die ich in Dublin aufsuchen wollte. Zweifellos würde er mit mir sprechen. Und wenn ich meine Karten richtig ausspielte, würde ich von ihm erheblich mehr erfahren als er von mir.
In der Zeitungsredaktion könnte ich außerdem ein weiteres Exemplar des >Guardian< mitnehmen und es dann Slattery schicken, der vor Freude ganz aus dem Häuschen sein würde, da es wahrscheinlich das erste Mal war, daß jemand ihn einen »bekannten amerikanischen Journalisten« nannte. Vielleicht
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