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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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dich glauben!“
    Ich schluckte. „Tamarisk hat so etwas Ähnliches auch schon gesagt. Ich dachte, sie bezog sich auf mein Leben, doch ich fürchte, sie bezog sich auf mein Sein in der Schattenwelt. Sie wusste, dass ich sterben werde.“ Ich atmete schwer aus. „Aber sie sagte auch, Emrys und mir würde kein Leid geschehen. Und das stimmt ja wohl nicht so ganz.“
    Nannette verzog nachdenklich das Gesicht und murmelte:
      „Schade, dass ich nicht dabei war, als sie mit dir gesprochen hat! Sie irrt sich eigentlich nie und ich kann mir denken, dass sie für deine ganze Reise gesprochen hat und dies nur ein Teilabschnitt ist.“
    Die Worte meiner Großmutter machten mir Mut, auch wenn ich nicht wusste, wie ich mit dem Ganzen umgehen sollte. Jetzt, in diesem Augenblick wünschte ich mir von ganzem Herzen, dass ich ein ganz normales Menschenkind ohne jegliche Bestimmung und dunklem Schicksal war. Doch ich sprach es nicht einmal vor Nannette aus.
    Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, hallten Gwydions Worte noch in meinem Ohr.
    Wäre ich ein Menschenkind, würde mein Vater mich missbrauchen und meine Mutter still schweigen. Ich hätte Emrys und meine vielen lieben Freunde niemals kennengelernt. Nein! Ich würde um meine Liebe und meine Lieben kämpfen. Es gab keinen anderen Weg für mich.

  „Carys!“ rief Nathaniel hinter mir, als ich gerade auf dem Weg nach oben war.
    Ich stand auf der Treppe und fühlte mich ertappt, denn ich hatte mich fortgestohlen und hatte nach Emrys sehen wollen. Er fehlte mir und ich hatte das Gefühl, keine Sekunde länger ohne ihn aushalten zu können.
    Nun stand Nathaniel am Fuße der Treppe und sah mich undurchdringlich und unverwandt an. „Wo willst du hin?“
      „Ich wollte nach Emrys sehen“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Nathaniel kam mir auf den Stufen entgegen, bis wir auf gleicher Augenhöhe waren. „Ist er denn nicht bei deinen Freunden im Garten?“
    Ich schüttelte den Kopf, schwieg.
      „Es scheint fast so, als hättest du deinen eigenen Hofstaat – dein eigener, kleiner, aber starker Zirkel“, bemerkte er leise und musterte mich weiterhin nachdenklich. Worüber er sinnierte, blieb mir ein Rätsel. Seine Stimme klang sanft, doch die Worte waren gefährlich – und gefährlich nah an der Wahrheit.
    Ich lachte kokett auf und schlug ihn sanft gegen den Oberarm. „So ein Blödsinn!“
    Da erhellte sich sein Gesicht und er schenkte mir ein Lächeln. „Geh nach Emrys schauen, aber komm gleich wieder – wir warten auf dich. Und deine Freunde wollen deinen letzten Abend mit dir verbringen!“
    Ich zuckte zusammen und sah ihn mit großen Augen an. „Meinen letzten Abend?“
    Nun lachte er gekünstelt. „Wenn du mit mir verheiratet bist, wirst du kaum noch Zeit haben, Liebste!“
    Wir hatten mit unseren Vermutungen und Verschwörungstheorien vollkommen recht-gehabt, das war nun zur Gewissheit geworden. Es stand endgültig fest, dass morgen der Tag war, an dem ich sterben sollte. Durch Nathaniel oder durch Patricia?
    Eine eisige Kälte erfasste mich und ich zitterte. Wortlos drehte ich mich um und lief die Treppen hinab und hinaus zu meinem Hofstaat .
     
    ∞∞∞

Lieber Gott, falls es dich gibt, hilf mir, das alles hier durchzustehen! Hilf mir zu sterben und damit all die zu retten, die ich liebe! Hilf mir im Angesicht meines eigenen Todes, tapfer zu sein! Und lass mich bitte, bitte unversehrt zurückkommen!
    So saß ich an meinem Toilettentischchen und starrte in die weitaufgerissenen violetten Augen, die mir aus einem blassen Gesicht entgegenblickten.
    Nannette hatte das Hochzeitskleid auf meinem Bett ausgebreitet und zog gerade die Falten glatt, während Katheryne meine Haare kunstvoll hochsteckte.
      „Warum gibt es überhaupt eine kirchliche Trauung, das ist nicht üblich!“ Ceridwen stand gegen den Türrahmen gelehnt und kaute an ihren Fingern.
      „Das wahrt vor dem Zirkel den Schein, Ced“, erwiderte ich. „Ich bin die Prinzessin, die den Vizekönig heiratet, schon vergessen? Das muss besonders gefeiert werden.“ Meine Stimme klang hart und kalt, aber innerlich fühlte ich mich aufgewühlt, klein und ängstlich.
    Ceridwen biss sich auf die Lippe und nickte niedergeschlagen. Wir alle waren bis aufs Äußerste angespannt und keiner befand sich der Hochzeit entsprechend in Feierstimmung.
    Die Kutschfahrt nach Rosewood war schweigsam. Gwydion, der mich zum Altar führen und an Nathaniel übergeben würde, saß neben mir und hielt krampfhaft

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