Erwachen
dagegen? Warum flieht sie nicht mit Emrys?“
„Das habe ich ihr auch vorgeschlagen“, gestand Nannette leise. „Doch das kann sie nicht.“
Ich schloss die Augen und zeigte sowohl Katheryne als auch Ceridwen nun die ganze Wahrheit und sagte laut:
„Ich bin so sehr ein Teil von Rosewood Hall, dass ich mich opfern muss, damit zumindest Emrys überlebt und für das Gute, das Licht stehen kann.“
„Aber er wird sterben ohne dich, Carys!“ warf Ceridwen ein. „Ich verstehe, was Tamarisk für euch getan hat, aber er wird dennoch sterben. Langsam und qualvoll an einem gebrochenen Herzen.“
Ich sah wieder hinaus zu ihm. „Ich werde wiederkommen.“
„Das weißt du nicht, mein Kind“, bemerkte Nannette und schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich in der Schattenwelt finde und dich befreien kann.“
„Ich werde es aus eigener Kraft schaffen, Nan“, wisperte ich. In diesem Augenblick hob Emrys seinen Kopf, sah zu mir herüber und unsere Blicke begegneten sich. Es war so intensiv, dass sich Schmetterlinge in meinem Körper ausbreiteten. „Für Emrys werde ich alles schaffen!“ Dieser lächelte geheimnisvoll und wandte sich wieder Gabriel zu.
„Was wirst du eigentlich zur kirchlichen Trauung tragen?“ fragte Nannette neugierig.
Ich grinste freudlos und setzte mich neben meine Großmutter. „Ich trage das Kleid, in dem Pats Mutter geheiratet hat. Ich halte es für angemessen. Ich würde nie etwas zur Hochzeit tragen, das mir etwas bedeuten könnte!“
Ceridwen kicherte, dafür liebte ich meine beste Freundin umso mehr.
Katheryne runzelte die Stirn. „Wenn du stirbst, wie geht es dann weiter?“
„Ihr müsst Patricia, Nate und Isobel ausschalten – vielleicht auch Constance oder eine der Lichtgestalten außer Emerson. Jeder, der sich auf Pats Seite befindet, muss vernichtet werden! Und dann wird Gwyn unser König.“
Katheryne hatte dies nicht gewusst so wie Nannette oder Ceridwen, und so sah sie mich mit großen Augen an. „Gwyn? Ich dachte, du und Emrys…“
Ich lächelte verlegen. „Ich möchte diesen Platz nicht einnehmen. Gwyn wird ein sehr guter König sein!“
Nannette schnalzte verlegen mit der Zunge. „Kitty, ich mag dich sehr, glaub mir! Aber es spielt keine Rolle, ob Gwyn König ist oder nicht – er wird dich niemals so lieben, wie du es verdienst!“
Katheryne presste die Lippen fest aufeinander und nickte kaum merklich. „Ja, ich weiß“, schluchzte sie leise und wischte sich hastig die Träne fort. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich will einfach nicht begreifen, warum Carys sterben muss!“ Ihr Blick heftete sich verzweifelt auf mich. „Du bist eine mächtige Thryliahexe, Carys! Wenn du kämpfst, kannst du alle mit nur einem Wimpernschlag besiegen!“
Ich schüttelte traurig den Kopf. „Nein, Kit. Wenn ich kämpfe, kommen vielleicht Personen, die ich liebe, dadurch zu Schaden. Ich bin nicht so stark und mächtig, wie du glauben magst. Ich habe es nicht gelernt, meine Magie im vollen Umfang zu nutzen. Und außerdem hat Tamarisk gesagt, dass durch meine eigene Hand niemand sterben würde.“
Ceridwen schnaubte verächtlich auf. „Ich denke, du gibst zu viel auf die Worte einer Elfe, Carys!“
„Warum – zum Henker – hast du nur hier herumgesessen und lamentiert, wenn du hättest lernen können, wie du so stark und mächtig wirst, dass du Pat besiegen kannst?“ fragte Katheryne vorwurfsvoll.
Ich senkte beschämt meinen Blick, denn ich gab meinen beiden Freundinnen Recht.
„Na, na“, herrschte Nannette die beiden an. „Ihr solltet erst denken und dann sprechen! Ceridwen, Tamarisk ist eine weise Frau, die die Zukunft kennt. Und ich glaube, dass sie will, dass Carys‘ Herz und Seele frei von Blut und Schuld sind.
Und nun zu dir, Kitty! Wie wirkt es auf einen Zirkel voller unterschiedlicher Kreaturen, wenn die Tochter die Mutter und den Verlobten ohne ersichtlichen Grund tötet? Jeder würde sie lynchen wollen. Ihr seid Carys‘ Freunde und nicht ein einziges Zirkelmitglied würde eurer Verschwörungstheorie Glauben schenken!“
Beide sahen mich betroffen an.
„Was wird nur geschehen, wenn wir versagen?“ wisperte Ceridwen fassungslos.
„Was geschieht, wenn du den Weg aus der Schattenwelt in unsere Welt nicht findest?“ fragte Katheryne ängstlich.
Nannette griff meine Hand und drückte sie fest, als ich flüsterte:
„Niemand wird versagen!“
Das Abendessen verlief erstaunlich
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