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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Kühlraum hinabführte, und ich war neugierig, was sich da unten wohl sonst noch alles verbarg. Im Moment stand Herumschnüffeln jedoch nicht auf meinem Stundenplan. Stattdessen folgte ich den unverputzten Wänden bis zu einer stählernen Feuerschutztür, die irgendwann einmal einen Eingang aus massivem Holz ersetzt hatte.
    Ich drückte den Riegel mit mehr Wucht zurück, als unbedingt nötig gewesen wäre, und trat auf die Gasse hinaus, die von ein paar flackernden Straßenlampen beleuchtet wurde.
    Der Müllcontainer, den sich alle Anlieger teilten, stand knapp zwanzig Meter entfernt. Ich packte meinen Sack und ging darauf zu, wenn auch mit angehaltenem Atem, um mir den unvermeidlichen Gestank zu ersparen.
    Der Deckel des Containers war hochgeklappt, was ich als Segen betrachtete; das eklige Ding hätte ich nur ungern angefasst. Ich hob den Sack und warf ihn rein, überrascht, wie leicht er mir vorkam. Er landete mit einem befriedigenden Blop , und ich gratulierte mir, dass ich den Auftrag so gut erledigt hatte.
    Ich löste meinen Pferdeschwanz, was zur Folge hatte, dass mir die Haare in die Augen fielen. Die Länge war für mich noch neu und ungewohnt, und so strich ich mir die Strähnen hinter die Ohren. In diesem Moment sah ich es. Das Monster von meiner Wiederauferstehung. Das Höllenvieh, das ich bloß bewusstlos geschlagen hatte, statt ihm gleich ganz den Garaus zu machen.
    Und es kam schnurstracks auf mich zu.

7
     
    »Ich brauche nicht noch einen verdammten Test!«, brüllte ich. Auf das Untier, das auf mich zu polterte, hatte meine Beschwerde freilich keinerlei Wirkung. Was man von dem Tritt, den ich ihm verpasste, nicht behaupten konnte. Ich zielte so, dass mein Absatz dorthin traf, wo ich das Brustbein vermutete. Das Ergebnis war ein erfreulicher Knall, der die Bestie nach hinten schleuderte.
    Die Vorstellung, mich mit dem Höllenvieh anzulegen, stand nicht sehr weit oben auf meiner Wunschliste. Also flitzte ich zur Hintertür des Pubs, um zu verschwinden. Clarence mochte ja steif und fest behaupten, ich sei eine erstklassige Monstermörderin - nur fühlte ich mich in diesem Moment so gar nicht danach.
    Unglücklicherweise schoss das Untier gleichzeitig R ichtung Tür, und als ich den Türgriff gerade packen wollte, da packte es mich. Wir stolperten rückwärts. Der beißende Gestank ließ mich würgen, meine Hände rutschten auf der dünnen Schleimschicht aus, die den ansonsten schuppigen Körper offenbar bedeckte.
    Eine klauenbewehrte Hand holte aus und schlug zu. R asiermesserscharfe Fingernägel schnappten sich meinen Arm, schlitzten ihn von Schulter bis Ellbogen auf und zogen eine schmale Blutspur hinter sich her. Der Schmerz folgte, ein starkes Brennen, das nur bedeuten konnte, ich war mit Gift in Berührung gekommen. Ich jaulte auf und zuckte zurück, als könnte ich mich durch den Asphalt hindurchdrücken, wenn ich es nur ernsthaft genug versuchte.
    Natürlich konnte ich das nicht. Mir blieb nur eine Wahl: Ich musste kämpfen.
    Da das Vieh rittlings auf mir saß, konnte ich nicht aufstehen, aber davon ließ ich mich nicht aufhalten. Meine Finger ließen sich frei bewegen, und so sehr es mich auch anwiderte, ich rammte dem Vieh die Daumen in die Augen. Es schrie auf, krümmte sich nach hinten und verschaffte mir so die Hebelwirkung, es von mir runterzuwuchten. Ich stieß mit aller Kraft zu, das Ding flog mit einer Geschwindigkeit rückwärts, die ich nie vorhergesehen hätte.
    Eingeschüchtert von meiner eigenen Stärke sprang ich auf die Füße und bekam eine weitere Gelegenheit, mein neues Super-Ich zu testen, als die Bestie einen zweiten Anlauf unternahm. Ich holte aus und trat zu. Volltreffer gegen die Brust. Die Bewegung war nicht kunstvoll ausgeführt, dafür aber wirkungsvoll. Das Monster torkelte zurück. Doch es fing sich wieder und kam erneut auf mich zu. Seine Kraft war meiner ebenbürtig, seine Kampferfahrung meiner weit überlegen. Offenbar brauchte Super-Ich noch allerhand Super-Training.
    Was mir an Fertigkeiten abging, machte ich durch hartes, schnelles Schlagen und Treten wett. Keine schlechte Methode, muss ich sagen. Zwar hatte ich die Schlacht noch nicht gewonnen, ich war aber zumindest immer noch im Spiel. Und dieses Spiel wurde zunehmend aggressiver geführt. Wir benötigten für unseren Kampf die volle Länge der dunklen Gasse, prallten gegen harte Mauern und rostige Mülltonnen, gegen Abflussrohre und sogar gegen eine klapprige Feuerleiter.
    Als wir von Letzterer

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