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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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meine, ich muss doch bestanden haben.«
    »Der Test«, wiederholte er, den Kopf leicht geneigt, als würde er nicht recht schlau aus mir.
    »Egal«, sagte ich und zog behutsam den Fuß aus dem Fettnäpfchen. Hoffentlich war meine Zuverlässigkeit, gegenüber Zivilisten die Klappe zu halten, nicht Teil der großen Abschlussprüfung.
    »Hast du das etwa gemeint?«, fragte er und kam näher. »Als du mir neulich erzählt hast, du seist möglicherweise in Gefahr?«
    Ich schaute verwirrt und wünschte, ich würde wissen, worum es da genau gegangen war.
    »Und wie hat es ein zierliches Mädchen wie du überhaupt geschafft, einem Dämon derart auf den Sack zu gehen?«
    »Ich … ich weiß es nicht.« In meinem Kopf drehte sich alles. Alice hatte gewusst, dass sie sich in Gefahr befand. Aber wegen was? Oder wegen wem?
    »Nein? Komisch. Ich glaube, ich weiß es schon.«
    »Tatsächlich?« Die Angst, die mich durchflutete, war keine Angst vor dem Mann an sich. Sondern davor, was er in mir sehen könnte - Lily, die sich in Alice’ sterblicher Hülle verbarg.
    »Ich glaube, du hast dich darauf verlegt, Dämonen umzubringen.« Sein Blick ließ mich nicht los, obwohl ich mich mühte, eine unschuldige Miene aufzusetzen. Er trat noch näher, stand jetzt breitbeinig und nichts Gutes verheißend direkt vor mir. Seine Anspannung war so stark, dass ich schon fürchtete, ich hätte keine
    Überlebenschance, falls er explodierte. Diesen durchdringenden Augen entging nichts. »Oder habe ich die Lage falsch gedeutet?«
    Ich musste schlucken, meine Handflächen wurden feucht, mein ganzer Körper verriet mich. Ich sagte mir, ich sei viel zu nervös, um auf ihn anzuspringen, aber meine Reaktionen waren nicht misszuverstehen. Eine körperliche Reaktion auf einen Prachtkerl von Mann, sicher, aber mehr als das. Er musterte mich von oben bis unten, und ich hatte schon Angst durchzufallen.
    »Vielleicht stimmt das tatsächlich«, erwiderte ich keck. »Jeder braucht ein Hobby, oder?« Clarence würde so etwas vielleicht nicht gutheißen, aber es war ja nicht so, dass ich enthüllt hätte, ich sei eine gesalbte Dämonenmörderin. Und wenn Deacon recht hatte, war dieser Berufswechsel möglicherweise genau der Grund, warum Alice sterben musste.
    »Interessant.« Ein Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. Er umkreiste mich, ließ mich auch dabei nicht aus den Augen. »Und merkwürdig.«
    »Was soll daran merkwürdig sein?«, sagte ich möglichst ungezwungen. »Ein gewisser Bedarf besteht ja offensichtlich.«
    »Und aus welchem Grund bist du zu mir gekommen? Weil du Angst hattest, du hättest dem Falschen ans Bein gepinkelt?«
    »So in etwa.« Ich warf einen Blick zu der Stelle, wo der Dämon gelegen und jetzt nur noch ein Fleck auf dem Asphalt zu sehen war. »Er und ich, wir hatten uns schon mal in den Haaren.«
    »Ist das wahr?«
    »Wenigstens brauche ich mir seinetwegen keine Sorgen mehr zu machen.« Ich runzelte die Stirn. Mir fiel Clarence’ Anweisung wieder ein, dem Ding nicht bloß Kopfschmerzen zu verpassen, sondern es zu töten. »Habe ich es umgebracht? Oder warst du es?«
    »Du«, antwortete er. »Ich habe nur dafür gesorgt, dass es nicht mehr zurückkommt.«
    »Ach.«
    »Vielleicht solltest du dir noch ein paar Grundlagenkenntnisse aneignen, bevor du dich Hals über Kopf in diese neue Tätigkeit stürzt.«
    »Ich werde es mir überlegen«, entgegnete ich ironisch.
    Der Ansatz eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. »Ich zieh dich bloß auf. Du hast gute Arbeit geleistet, Alice. Unerwartet, aber gut.«
    »Ich habe das von mir selbst auch nicht unbedingt erwartet. Ich meine, ich hätte nicht damit gerechnet, derart überrumpelt zu werden.«
    Er betrachtete mich erneut von oben bis unten. »Alles in Ordnung mit dir?« In seiner Stimme lag so viel echte Besorgnis, dass ich mir ins Gedächtnis rufen musste, dass dieser Mann erst vor wenigen Stunden einen anderen quer durchs Lokal geworfen hatte, als wäre dieser nichts weiter als ein Sack Wäsche.
    »Mir fehlt nichts.« Vermutlich nicht ganz die Wahrheit, aber das Beste, was ich sagen konnte. Sein Blick strich über meinen Körper, fast als würde er mich berühren.
    Ich zwang mich, aufrecht stehen zu bleiben. Meine Füße wollten plötzlich nicht mehr ordentlich arbeiten. »Also gut.« Ich nickte zur Hintertür des Pubs. »Ich sollte dann mal wieder rein.«
    Er kam näher, umfasste meine Oberarme, eine Hand warm, die andere seltsam kalt. Ich trat einen Schritt zurück in dem vergeblichen

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