Erwachen
Krankenhaus.«
»Aber…«
»Hörst du wohl auf zu widersprechen!«, schimpfte Gracie. »Du warst tot!«
»Verdammte Scheiße«, sagte ich und hievte mich hoch. Ich war wirklich tot gewesen. Und war wiederauferstanden. .
Genau wie Zane. Ich hatte ihn getötet und dann miterlebt, w i e er wieder zum Leben erwachte.
Er würde die Antworten haben, die ich brauchte.
»Es tut mir echt leid«, rief ich noch, bevor ich losrannte. »Aber ich muss wirklich los.«
25
»Was habt ihr mit mir gemacht?«, fragte ich und schubste Zane gegen die Wand mit den Metallschränken in seiner Ausrüstungskammer. Die Messer und Schwerter an der gegenüberliegenden Wand klirrten. »Was zum Teufel habt ihr mit mir gemacht?«
Er sah mir in die Augen, völlig unberührt von meiner Wut. »Du wirkst aufgeregt, ma petite.«
»Verarsch mich nicht! Ich bin gestorben!« Ich bemerkte ein ganz leichtes Flackern in seinen Augen. »Ich bin gestorben«, wiederholte ich. »Und trotzdem bin ich hier. Mal wieder.«
»Ma cherie«, sagte er leise und fast ein wenig zögerlich. »Ich verstehe dich nicht.«
Da mein Messer immer noch irgendwo in der Gasse im Müll lag, schnappte ich mir eins von seinen, rammte die Klinge in das dünne Metall neben seinem Ohr und versenkte es bis zum Griff. »Blödsinn! So ein Blödsinn!«
Noch während ich vor mich hinzeterte, flüsterte mir ein Teil meines Gehirns zu, dass es eigentlich ziemlich gut war, von den Toten wiederauferstehen zu können. Dass es wie jedes neue coole Geschenk, das sich als Teil meines Dämonenmörderinnenauftrags entpuppt hatte, gar nicht mal der schlechteste Trick war, den ich auf Lager hatte. Denn wenn man die Superkillerin nicht umbringen kann, macht sie ihren Job gleich noch viel besser. Stimmt’s?
Stimmt.
Aber die kühle Logik konnte meine Wut und das Gefühl, verraten worden zu sein, nicht beschwichtigen.
Ich wollte nicht plötzlich unsterblich sein, als hätte ich Un s terblichkeit in einem Überraschungsei gefunden, und vor allem wollte ich nicht einfach nur ein verdammtes Werkzeug sein, über das jeder mehr wusste als ich selbst.
Das gefiel mir ganz und gar nicht. Aber vermutlich würde ich damit leben müssen.
»Sag es mir!«, drängte ich, weil ich die Antwort unbedingt wissen musste. »Auf der Stelle!«
»Erklär mir genau, was passiert ist.«
»Nein!«, schnauzte ich ihn an. »Du bist dran mit Erklärungen! Du hast gesagt, wenn ich mit meiner Klinge töte, macht mich das stärker. Mag ja stimmen. Aber das ist bei Weitem nicht alles, nicht wahr? Dieses erotische Kribbeln. Der Blutdurst. Die gottverdammte Unsterblichkeit. Ich nehme irgendwas in mich auf. Nicht wahr? Nicht wahr!« Ich war kurz davor loszuheulen. Ich wusste, dass ich mich beherrschen musste, aber in mir war irgendetwas Dunkles und Bitteres. Etwas, das still vor sich hintobte und mich antrieb.
Dämonen.
Mit jedem Mord sog ich irgendwie ihre Abscheulichkeit auf. Ihre Schwärze. Ihre Wut und ihre Verzweiflung.
Ich sog auf, was sie fühlten, was sie wollten, wonach sie sich verzehrten, egal ob das Schmerz, Zorn oder Blut war.
Und ihre Wut - eine Wut, die ich gerade nur zu gern an Zane ausließ.
»Du lässt mich jetzt sofort los«, befahl er. »Und dann unterhalten wir uns in aller R uhe. Wenn nicht, wird das übel für dich ausgehen, das verspreche ich dir.«
Ich stieß ein humorloses Lachen aus und ließ ihn los. »Übel für mich ausgehen? Was für eine Untertreibung! Noch dazu, wo es ein Mich kaum mehr gibt. Und das bisschen, was noch da ist, wird von Tag zu Tag weniger.«
Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und stolzierte zum Sparringring. Den Blick hatte ich auf die öligen Flecken gerichtet, Überbleibsel der geschlachteten Dämonen. »Bitte!«, flehte ich leise. »Ich weiß nicht, ob ich das aushalte.«
Ich drehte mich zu ihm um und stellte mit Entsetzen fest, dass mir nicht nur Tränen die Wangen hinabliefen, sondern er auch noch nahe genug bei mir stand, um sie wegzuwischen.
Als er mir mit dem Daumen über die Wange strich, durchfuhr mich ein Schauder, und als er mich in den Arm nahm und mein Haar streichelte, verlor ich endgültig die Fassung. »Ich kann das nicht, Zane! Ich kann nicht für das Gute kämpfen, wenn es mich böse macht. Wenn es mich so … so falsch macht.«
»Ganz ruhig, ma fleur. Wir werden gemeinsam nach einer Lösung suchen, du und ich.«
Ich lehnte mich zurück und betrachtete sein Gesicht. »Du hast es nicht gewusst.«
»Nein. Das schwöre ich
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