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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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lediglich Selbstvertrauen.«
    »Hab ich doch«, entgegnete ich automatisch. Dann überlegte ich kurz und stellte fest, das stimmte auch. Trotz des Versagens beim Rufer war ich am Leben geblieben. Ja, mehr noch: Ich hatte dazugelernt.
    Und ich würde dem Bösen nicht den Sieg überlassen. Ich dachte an Rose und wurde nur umso entschlossener. Diesmal würde ich nicht verlieren.
    Clarence war schon wieder am Kühlschrank, riss die Tür auf und schnaubte angewidert. »Was macht der Arm? Schon was Neues?«
    Ich schüttelte den Kopf. Mein Arm würde erneut zum Leben erweckt, wenn die Schatulle von einem anderen Rufer in unsere Dimension geholt würde. Ich zuckte zusammen, als ich an die Schmerzen dachte. Meine Güte, ein Leben als Landkarte machte echt Spaß!
    »Ich bin gerade erst nach Hause gekommen«, sagte ich. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie so schnell wieder auftaucht, oder?«
    »Die Zeit bis zur Konvergenz wird knapp. Sie müssen rasch handeln. Wahrscheinlich haben sie schon einen neuen Rufer drauf angesetzt.«
    Er öffnete die Tür zur Speisekammer, schob alles beiseite und suchte die Regalbretter ab. »Und?«
    »Hä?« Was Besseres brachte ich nicht zustande.
    »Halt durch, Lily! Wir kommen jetzt zur offiziellen Nachbesprechung. Zum Gift und dem Kerl, der auf dich geschossen hat… Rückst du nun raus mit der Sprache oder nicht?«
    »Ich … ja, klar.« Ich runzelte die Stirn. »Hat es dir Zane noch nicht erzählt?«
    »Nur das Wichtigste. Jetzt will ich es von dir hören.«
    Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte von A bis Z. »Und woher wussten sie jetzt, wo ich war?«
    »Das ist genau die Frage. Und die Antwort werden wir vielleicht nie erfahren. Hätte ein Wächter sein können. Irgendwer, der auf der Lauer lag, um dich aus dem Verkehr zu ziehen. Jemand, der nicht will, dass du dich einmischst.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung«, behauptete er, aber ich hatte den Eindruck, dass er zumindest einen Verdacht hatte. »Und das müssen wir auch nicht wissen. Im Moment müssen wir uns einfach nur auf unsere Aufgabe konzentrieren. Die Zeit wird knapp. Wir müssen auf der Hut sein. Nächstes Mal werden sie die Schatulle erst in letzter Minute rufen. Unmittelbar vor Beginn der Zeremonie, vielleicht auch erst währenddessen. Die ganze Sache wird ein verdammtes Stück schwieriger werden.«
    »Na prima.«
    Angeekelt knallte er die Speisekammertür zu und wühlte anschließend so lange in den Schränken rum, bis er endlich eine halb zerquetschte Schachtel Twinkies zutage förderte. Ich schnappte mir eins der kleinen Kuchenstücke, riss die Verpackung auf und biss von der Konservierungsstoffbombe ab.
    »Wieso isst jemand so etwas freiwillig?«, ereiferte ich mich.
    »Du musst ja nicht, wenn’s dir nicht schmeckt«, sagte Clarence ein wenig irritiert. »Du hast nur ihren Körper übernommen, nicht ihre Persönlichkeit. Auch nicht ihren Geschmack, was Essen anbelangt. Genau genommen nicht einmal ihr Leben.«
    »Ja. Und das nagt an mir.«
    »Wie bitte?«
    Ich rieb mir die Schläfen. »Ich will immer noch mehr über Alice wissen. Ich muss es einfach wissen.«
    Er blinzelte mit seinen Amphibienaugen. »Alice? Warum?«
    »Was meinst du mit >Warum    »Ich bitte dich, Kindchen! Wir haben wirklich größere Probleme, um die wir uns kümmern müssen!«
    »Ich kann beides tun. Wer Alice ermordet hat, ist auch für mich eine Gefahr. Für diesen Körper. Wenn sie es noch mal versuchen, könnten sie die ganze Mission zunichtemachen.«
    Er starrte mich an. Dass meine Motive ausschließlich mit der Mission zusammenhingen, glaubte er mir keine Sekunde lang.
    »Vielleicht muss ich es einfach auch nur so wissen.«
    »Bohr nicht weiter nach, Kleine! Glaub mir, das führt direkt in den Wahnsinn.«
    Ich hob die Augenbrauen, er zuckte mit den Schultern.
    »Schön, vielleicht nicht unbedingt in den Wahnsinn, aber bestimmt zu Frust. Was spielt es denn für eine Rolle, wie diese Frau war?«
    »Ich versuche immerhin, ihr Leben nachzuspielen. Soll ich tatsächlich wertvolle Zeit vergeuden und es selbst herausfinden? Zeit, in der ich trainieren oder Dämonen umlegen könnte? Willst du das?«
    »Umlegen?«
    »Verdammt, Clarence, jetzt rück endlich raus damit!«
    »Ist ja gut, ist ja gut!« Er ging zum Sofa und machte es sich bequem. »Vater an Krebs gestorben. Mutter vor fünf Jahren eine Treppe hinuntergefallen.

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