Erwachende Leidenschaft
gefunden.«
»Mein Gott«, flüsterte Alesandra.
Colin legte ihr einen Arm um die Schulter. »Und noch andere?«
Caine schüttelte den Kopf. »Bisher noch nicht, aber sie suchen weiter. Neil wird zu dem zweiten Mord verhört. Er hat durch seinen Anwalt gebeten, mit Alesandra sprechen zu dürfen.«
»Das kommt nicht in Frage.«
»Colin, ich denke, ich sollte mit ihm reden!«
»Nein.«
»Bitte sei vernünftig«, bat sie. »Willst du nicht auch wissen, ob er es war oder nicht?«
Er stieß einen Seufzer aus. »Dann gehe ich und rede mit ihm.«
»Neil kann dich nicht leiden«, rief sie ihm in Erinnerung.
»Ich gebe keinen feuchten Staub darauf, ob er mich mag oder nicht«, erwiderte Colin.
Sie wandte sich an Caine. »Colin hat ihn rausgeworfen«, erklärte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er noch mit ihm reden würde.«
»Du wärest überrascht, wie ein Mann sich im Newgate-Gefängnis ändern kann«, sagte Caine. »Ich könnte mir denken, daß er mit jedem spricht, der ihm in irgendeiner Hinsicht helfen könnte.«
»Du gehst jedenfalls nicht, Alesandra«, sagte Colin und fügte hastig hinzu, als er die Streitlust in ihren Augen sah: »Du kannst mir doch deine Fragen aufschreiben, und ich hole aus Neil heraus, was immer du von ihm hören willst.«
»Ich habe schon eine Liste zusammengestellt«, antwortete sie.
»Dann geh und hol sie mir.«
»Colin, ich komme mit dir«, verkündete Caine.
Alesandra wußte, daß es keinen Sinn mehr hatte, mit ihrem Mann zu diskutieren. Seine entschlossene Miene zeigte ihr deutlich, daß er in dieser Frage unnachgiebig und stur bleiben würde. Sie ging hinauf, suchte die Liste, fügte noch ein paar Fragen hinzu und kehrte dann nach unten zurück.
»Wir nehmen meine Kutsche«, schlug Caine seinem Bruder vor.
Dieser nickte. Er nahm die Liste seiner Frau, schob sie in die Tasche und gab ihr einen Abschiedskuß. »Bleib im Haus«, befahl er. »Wir werden nicht lange fort sein.«
»Sie kann nicht zu Hause bleiben«, warf Caine ein.
»Ich hab’ ganz vergessen, es zu erwähnen. Nathan wollte etwa in einer Stunde vorbeikommen und sie abholen.«
»Warum das?«
»Jade wollte deine Frau Sara vorstellen«, erklärte er. »Mutter und Catherine sind ebenfalls im Stadthaus.«
»Nathan wird bei Alesandra sein?« fragte Colin zur Absicherung.
»Ja.«
Alesandra wandte sich schon zur Treppe um. Sie hatte es eilig, sich umzuziehen. Sie wollte bei Sara den besten Eindruck machen.
»Soll ich das Geschenk mitnehmen?« rief sie von der Treppe aus über die Schulter zurück.
Colin war schon fast durch die Tür, als er antwortete, daß das eine gute Idee sei, aber sein Schulterzucken sagte ihr, daß er mit seinen Gedanken bereits woanders war.
Megan half ihr, ein anderes Kleid anzuziehen. Flannaghans Schwester war etwas nervös und leicht linkisch, aber ihr Bemühen, es ihrer neuen Herrin recht zu machen, war sehr offensichtlich.
Kurz darauf kam auch Nathan schon, um sie abzuholen. Alesandra nahm die Schachtel, die Flannaghan für sie neu eingepackt hatte, und reichte sie Nathan mit der Bitte, sie zu tragen, erklärte aber nicht, worum es sich handelte.
Colins Partner schien in Gedanken versunken und sagte kaum ein Wort, während sie zu Caines Haus fuhren.
Schließlich fragte sie ihn, ob irgend etwas nicht stimmte.
»Ich bin die Bücher durchgegangen«, erklärte er, »und habe versucht, herauszubekommen, woher all die Eingänge kommen. Colin ist derjenige, der mit Zahlen umgehen kann. Ich versuche gerade, die Bücher auf den neusten Stand zu bringen, aber es fällt mir schwer.«
»Ich habe die Eingänge übertragen, als Colin krank war«, sagte sie. »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Meinen Sie, die Endrechnung stimmt nicht?«
Nathan schüttelte den Kopf. »Colin sagte mir, Sie hätten gute Arbeit geleistet.« Er lächelte und streckte seine langen Beine aus. Alesandra nahm ihre Röcke zur Seite, um ihm mehr Platz zu machen.
»Ich konnte die Herkunft einiger Eingänge nicht feststellen«, setzte er hinzu.
Endlich begriff sie, was ihn störte. Das Geld, das Colin in die Gesellschaft hatte einfließen lassen, waren die Beträge, die er für seine Dienste für die Sicherheitsabteilung erhalten hatte.
»Es gibt für vier Eingänge keine Belege«, bemerkte sie.
»Ja, genau für vier«, stimmte Nathan mit einem Nicken zu. »Wissen Sie, woher Colin das Geld hat? Es ergibt irgendwie keinen Sinn. Die Gewinne aus den Schiffsfrachten sind alle aufgeführt, und ich
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