Erwachende Leidenschaft
auf. Sie konnte das nicht ernst meinen.
»Das ist überhaupt nicht komisch, Colin. Ich muß innerhalb der nächsten drei Wochen verheiratet sein, und dein Vater hilft mir nur. Schließlich ist er mein Vormund.«
Jetzt mußte Colin sich setzen. Er ging zu dem Ledersessel, der dem Sofa gegenüberstand, ließ sich hineinfallen und streckte die Beine aus.
»Du mußt innerhalb von drei Wochen heiraten?«
»Ja«, antwortete sie. »Und darum habe ich deinen Vater um Hilfe gebeten.«
»Alesandra …«
Sie wedelte mit dem Kärtchen. »Ich bat ihn, mir bei einer Liste zu helfen.«
»Eine Liste wovon?«
»Geeigneten Kandidaten.«
»Und?« bohrte er.
»Er sagte mir, ich sollte dich heiraten.«
Colin beugte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf die Oberschenkel und sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Hör mal genau zu«, befahl er. »Ich heirate dich nicht.«
Augenblicklich griff sie nach der Feder, tauchte sie in das Tintenfaß und zog dann oben auf dem Kärtchen einen Strich.
»Was hast du da gemacht?«
»Dich gestrichen.«
»Woraus?«
Sie sah ihn voller verzweifelter Ungeduld an. »Aus meiner Liste. Kennst du zufällig den Earl of Templeton?«
»Ja.«
»Ist er ein guter Mann?«
»Teufel, nein«, murmelte er. »Er ist ein Lebemann. Er hat mit der Mitgift seiner Schwester einige Spielschulden bezahlt, steht aber immer noch jede Nacht am Kartentisch.«
Wieder tauchte Alesandra die Feder in die Tinte und strich den zweiten Namen auf ihrer Liste aus. »Es ist aber komisch, daß dein Vater nichts von diesem Laster wußte.«
»Vater geht nicht mehr oft in die Clubs.«
»Ja, das würde es erklären«, gab sie zurück. »Himmel, die Sache entwickelt sich komplizierter, als ich es gedacht habe.«
»Alesandra, warum hast du es denn so eilig, zu heiraten?«
Die Feder blieb in der Luft hängen. »Wie bitte?« fragte sie, während ihr Blick auf der Liste geheftet blieb.
Er wiederholte seine Frage. »Du hast mir gesagt, daß du innerhalb von drei Wochen heiraten willst. Wieso denn?«
»Die Kirche«, sagte sie mit einem knappen Nicken. »Colin, kennst du vielleicht auch den Marquis of Townsend? Hat er auch irgendwelche üblen Laster?«
Seine Geduld war am Ende. »Alesandra, leg jetzt die verflixte Liste weg und beantworte meine Fragen. Was zum Teufel hat die Kirche damit zu tun, daß …«
Sie unterbrach ihn. »Deine Mutter hat schon einen Termin ausgemacht. Sie hat auch alle anderen Arrangements getroffen. Sie ist wirklich eine wunderbare Lady, und Himmel, was für ein Organisationstalent. Die Hochzeit wird wunderschön werden. Hoffentlich kannst du kommen. Ich habe mich zum großen Bedauern deiner Eltern gegen eine aufwendige Hochzeit entschieden. Mir ist eine im kleinen Kreis viel lieber.«
Colin fragte sich, ob sein Vater schon bemerkt hatte, daß sein Mündel verrückt geworden war. »Laß mich das mal eben festhalten«, begann er. »Du hast alle Arrangements getroffen, ohne einen Mann zu haben, den du …«
»Das Lob gebührt wirklich nicht mir«, unterbrach sie ihn. »Wie ich schon sagte, es war deine Mutter, die die ganze Arbeit gemacht hat.«
»Meinst du nicht, du gehst das ein bißchen falsch an? Man hat doch gewöhnlich zuerst einen Bräutigam.«
»Ja, das stimmt schon, aber die Umstände sind ja nicht gewöhnlich. Ich muß einfach so schnell wie möglich heiraten.«
»Warum?«
»Bitte halte mich nicht für unhöflich, aber da du es abgelehnt hast, mein Zukünftiger zu sein, halte ich es für das beste, daß du nicht mehr weißt. Dennoch würde ich deine Hilfe zu schätzen wissen, wenn du sie mir gewähren würdest.«
Colin hatte keinerlei Absicht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er würde herausfinden, warum sie so dringend heiraten mußte, und er war entschlossen, es sofort zu tun. So beschloß er, eine List anzuwenden und dann später geschickt auf seine Frage zurückzukommen.
»Ich helfe dir gerne«, sagte er also. »Was also kann ich tun?«
»Würdest du mir bitte die Namen von fünf – ach, machen wir sechs draus – geeigneten Kandidaten nennen? Ich werde sie dann in der kommenden Woche befragen. Nächsten Montag müßte ich mich eigentlich für einen entschieden haben.«
Himmel, sie zerrte wirklich an seinen Nerven. »Welche Ansprüche stellst du?« fragte er sanft.
»Nun, erstens muß er ehrbar sein«, begann sie. »Zweitens adelig. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn ich einen Bürgerlichen heirate.«
»Ich bin nicht adelig«, rief er ihr in Erinnerung.
»Du bist
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