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Erwachende Leidenschaft

Erwachende Leidenschaft

Titel: Erwachende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nahm, und es wäre nicht besonders höflich gewesen, sich den Wünschen ihres Vormunds zu widersetzen. Im übrigen konnten ein paar Tage des Zusammenlebens mit Colin es für sie leichter machen, ihn um etwas zu bitten, was ihr am Herzen lag.
    Kurz nach der Abendbrotzeit stand sie also auf Colins Türschwelle. Er war bereits ausgegangen. Alesandra, ihre neue Zofe und zwei treue Wachen drängten sich in dem schmalen, schwarzweiß gekachelten Foyer, um dem Butler, einem jungen, gutaussehenden Mann namens Flannaghan, den Brief des Duke of Williamshire zu übergeben. Ihre überraschende Ankunft hatte ihn offensichtlich aus dem Konzept gebracht, denn er verbeugte sich immer wieder, während er bis an die Wurzeln seines weißblonden Haares errötete. Sie wußte nicht, wie sie ihm sein Unbehagen nehmen konnte.
    »Es ist uns eine Ehre, eine Prinzessin in unserem Haus zu haben«, stammelte er. Er schluckte heftig und stellte dasselbe dann noch einmal fest.
    »Ich hoffe nur, daß Ihr Herr genauso denkt wie Sie, Sir«, antwortete sie. »Ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
    »Nein, nicht doch«, versicherte ihr Flannaghan, der von der Idee allein schon entsetzt schien, »Sie könnten niemals Unannehmlichkeiten verursachen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Flannaghan schluckte noch einmal. Mit bekümmerter Stimme sagte er: »Nur befürchte ich, Prinzessin, daß wir nicht genug Platz für Ihre Begleitung haben.« Sein Gesicht glühte vor Verlegenheit.
    »Es wird schon gehen«, entgegnete sie und lächelte, um ihn ein wenig zu beruhigen. Der arme Mann sah richtig krank aus. »Der Duke of Williamshire bestand darauf, daß ich die Eskorte mitnehme, und ich kann ohne meine neue Zofe nirgendwo hinreisen. Sie heißt Valena, und die Duchess hat sie persönlich für mich ausgesucht. Valena hat in London gelebt, aber sie ist in der Heimat meines Vaters aufgewachsen. Ist es nicht ein wunderbarer Zufall, daß ausgerechnet sie sich für die Stelle beworben hat?« Und sie beantwortete die Frage, bevor Flannaghan eine Chance dazu bekam: »Ja, das ist es wirklich. Und weil sie doch gerade erst angestellt wurde, kann ich sie nicht schon wieder entlassen. Das wäre schrecklich unhöflich, nicht wahr? Das verstehen sie doch, Flannaghan?«
    Flannaghan hatte den Faden verloren. Er hatte keine Ahnung, was sie ihm erklären wollte, nickte aber, nur um es ihr recht zu machen. Endlich konnte er seinen Blick von der wunderschönen Prinzessin losreißen. Er verbeugte sich vor ihrer Zofe, verdarb dann jedoch die würdevolle Begrüßung, als er herausplatzte: »Sie ist noch ein Kind!«
    »Valena ist ein Jahr älter als ich«, erklärte Alesandra. Sie wandte sich an die blonde Zofe und sprach zu ihr in einer Sprache, die Flannaghan nie zuvor gehört hatte. Es klang wie Französisch, aber er wußte, daß es das nicht war.
    »Spricht einer von Ihren Dienern Englisch?« fragte er.
    »Wenn sie es wollen«, antwortete Alesandra. Sie band die Kordel ihres pelzbesetzten, burgunderroten Umhangs auf, und ein großer, muskulöser Wachmann mit schwarzem Haar und einem drohenden Blick trat vor, um ihn ihr abzunehmen. Sie dankte ihm und wandte sich dann wieder an Flannaghan. »Ich würde mich jetzt gerne zur Nacht einrichten. Die Reise hierher hat durch den Regen fast den ganzen Tag gedauert, Sir, und ich bin bis auf die Knochen durchgefroren. Es ist gräßliches Wetter draußen. Der Regen fühlte sich an wie eisige Nadeln, nicht wahr, Raymond?«
    »Allerdings, Prinzessin«, stimmte die Wache mit überraschend sanfter Stimme zu.
    »Wir sind alle schrecklich erschöpft«, sagte sie zu Flannaghan.
    »Natürlich, das müssen Sie ja sein«, antwortete Flannaghan eifrig. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Er begann, an der Seite der Prinzessin die Treppe hinaufzusteigen. »Im zweiten Stock befinden sich vier Zimmer, Prinzessin Alesandra, darüber noch drei für die Diener. Wenn Ihre Wachen vielleicht zusammen …«
    »Raymond und Stefan teilen sich gerne ein Zimmer«; sagte sie, als er nicht fortfuhr. »Sir, dieses Arrangement ist wirklich nur für kurze Zeit. Sobald Colins Bruder und seine Frau wieder gesund sind, ziehen wir zu ihnen.«
    Flannaghan nahm Alesandras Ellenbogen, um sie die restlichen Stufen hinaufzugeleiten. Er schien so begierig darauf, ihr zu helfen, daß sie nicht das Herz hatte, ihm zu sagen, sie benötigte seine Stütze nicht. Wenn es ihn glücklich machte, sie wie eine alte Frau zu behandeln, dann sollte es so sein.
    Sie

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