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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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gestützt, und drehte seine Kaffeetasse in den Händen. »Meine erste Begegnung mit einem Verbannten hatte ich, als ich feststellte, dass sich einer in Mums Firma eingeschlichen hatte. Sie hatte Krebs und durch einen Zauber und die Kontrolle über ihre Vorstellungswelt überzeugte er sie, die Gelder ihres Unternehmens umzuverteilen. Ihre Firma, die einst ihre Erträge Kinderhilfswerken und Obdachlosen gespendet hatte, finanzierte nun Kriege und Waffen. Mum und ihre ganze Firma hatten die Illusion, gute Entscheidungen aus den richtigen Beweggründen zu treffen. Sie konnten all die Lügen und den Betrug nicht durchschauen. Aufgrund meines Engelwesens wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Griffin und Magda halfen mir, den Rest herauszufinden.«
    »Deshalb spendest du auch heute noch an Kinderhilfswerke.«
    »Das hätte Mum so gewollt.«
    »Dann hast du also … die Zusage gemacht.«
    »Ja, aber da war es dann schon zu spät. Der Krebs hatte sich ausgebreitet; sie lag im Sterben. Der Verbannte vergiftete ihren Verstand und ihre Seele vollständig. Als ich zurückkehrte, war er verschwunden, aber der Schaden war angerichtet. Einen Monat später starb sie und ich … hatte sie im Stich gelassen.« Er starrte in seinen Kaffee, als wäre er ein Spiegel der Vergangenheit. Er kippte den Rest über die Brüstung und ging wieder hinein zur Couch. Ich nahm gegenüber von ihm Platz.
    »Darum bin ich ein Grigori. Deshalb glaube ich daran. Niemand sollte von einem anderen gesteuert werden. Wir haben aus gutem Grund einen freien Willen.«
    Anstatt zu sagen, wie sehr mir das leidtat, anstatt meine Hand nach ihm auszustrecken, wie er es so viele Male für mich getan hatte, zog ich die Knie an meine Brust, schlang die Arme um mich herum und sagte nichts.
    Nach einer Weile schaltete Lincoln den Fernseher an, und weil ich unbedingt Abstand von ihm halten wollte, schloss ich mich ins Badezimmer ein. Ich machte die Dusche an, setzte mich auf den Badewannenrand und zählte die Minuten. Als ich schließlich wieder herauskam, war er verschwunden. Auf dem Tisch lag ein Notizzettel.
    Ich bin sicher, du kommst klar, bis du dich mit Phoenix triffst. Bis dann.

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
    »… und werdet die Wahrheit erkennen …«
    JOHANNES 8, 32
     
    I ch legte gerade letzte Hand an mein Make-up an, als ich Stephs unverkennbares Klopfen an der Wohnungstür hörte.
    »Allmächtige Mutter Gottes! Du siehst heiß aus!«, sagte sie, als sie mich in meinen neuen Klamotten sah.
    Ich lächelte selbstbewusst. »Willst du ab jetzt immer mit Gotteslästerungen um dich werfen?«
    »Jeder wird auf seine Art damit fertig« Sie zuckte die Achseln und wedelte mir mit der Hand zu. »Erklär mir das.«
    Ich warf wieder einen Blick in den Spiegel. Hautenge schwarze Jeans, schwarzes Oberteil aus Seidenjersey mit gewagtem Ausschnitt und schwarze, hochhackige Lackschuhe. Sonst tendierte ich definitiv nicht zu so dramatischen Outfits – es war ein echter Hingucker. Ich konnte es nicht abstreiten – seit der Zusage und dem Gefühl der Macht, das meinen Körper durchströmte, war mein Selbstbewusstsein gewachsen. Es war affig, aber die Tatsache, dass ich eine Super-Grigori geworden war, hatte mir Glamour verliehen.
    »Es war Zeit für einen neuen Look«, meinte ich.
    »Da will ich nicht widersprechen. Du siehst einfach um-wer-fend aus.« Sie kam zu mir herüber und nahm mich näher in Augenschein. »Es gibt nur ein Problem.«
    »Was?«, sagte ich. Man konnte sich auf Steph verlassen, wenn es darum ging, ein Problem zu finden.
    »Die da«, sagte sie und berührte die Silberarmreifen an meinen Handgelenken. Zusammen mit den neuen Kleidern und der neuen Frisur hatte ich auch eine Reihe Armreifen erworben, um die Male um meine Handgelenke zu verbergen. »Ohne die Armreifen sieht es besser aus.« Sie zog die Augenbrauen in die Höhe, aber ihre Miene war sanfter geworden. Es war ein Leichtes für sie zu wissen, was ich wirklich empfand.
    »Die Leute werden es bemerken«, sagte ich, während ich nach unten schaute und den Inhalt meiner Handtasche überprüfte. »Ich will nicht den ganzen Abend damit verbringen, Erklärungen abzugeben.«
    »Niemand wird es bemerken, und selbst wenn – du kannst es als cooles Tattoo oder so etwas abtun. Glaub mir!«
    Zweifelnd schaute ich Steph an, dann nahm ich die Armreifen ab, um ihr einen Gefallen zu tun. Aber als wir zur Tür hinausgingen, streifte ich sie rasch wieder über, um die Male zu verdecken.
    Vor dem Hades stand eine

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