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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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ich durchgemacht hatte, war wohl noch immer nicht genug. Lincoln rutschte in seinem Sessel herum, dann wurde er ganz still. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde zu mir kommen. Eine Sekunde lang dachte ich auch, dass ich mir das wünschen würde, aber gleichzeitig war ich erleichtert, dass er es nicht tat.
    »Ich weiß nicht, woran es liegt, aber so wie es aussieht hast du eine Art Blockade in deinen Verteidigungsmechanismen. Deshalb habe ich Lincoln mitgebracht.« Griffin stand auf. »Können wir die Möbel zur Seite rücken ?«, fragte er.
    Ich runzelte die Stirn. »Warum?« Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Lincoln hinter meinem Rücken lächelte.
    Griffin begann, die Couch nach hinten zu schieben. »Wir müssen einige deiner anderen Fähigkeiten testen. Dann können wir sehen, ob es irgendwelche anderen Probleme gibt. Das bedeutet etwas Kampftraining. In Anbetracht der Tatsache, dass du manchmal so explosiv wirkst … dachte ich mir, dass ich am besten Lincoln ins Gefecht schicke, weil du ihn so gut heilen kannst.« Griffin lächelte auch.
    Ich stand auf und schob meinen Stuhl zurück. »Ich habe nichts dagegen«, sagte ich, wobei ich vergeblich versuchte, meine Begeisterung zu verbergen, die mich bei dem Gedanken befiel, meine neuen Kräfte auszuprobieren und einige meiner aufgestauten Aggressionen an Lincoln loszuwerden.
    Großartig, wir lächelten alle. Das war vermutlich eine Verbesserung.
    Wir rückten alle Möbel an die Wand und bauten uns unsere eigene kleine Nahkampfarena. Griffin gab uns ein paar allgemeine Anweisungen – im Grunde ging es ihm darum, dass ich sowohl Schläge austeilte als auch welche einsteckte, um meine Stärke und Strapazierfähigkeit zu testen.
    Lincoln und ich stellten uns gegenüber voneinander auf und warteten. Er lächelte und zuckte mit den Achseln. »Also schlag mich, Violet. Zeig uns, ob du endlich mal richtig zuschlagen kannst.«
    Das reichte schon. Ich zog Kraft aus meinem Inneren und schlug ihm die Faust in den Magen, danach ins Gesicht, sodass er ein paar Schritte zurückweichen musste. Es gab eine Zeit, da wäre mir das peinlich gewesen, aber jetzt fühlte ich nichts dabei. Ich war stark und schnell – aber das war er auch.
    Binnen Sekunden war er wieder zurück in Position; seine Geschwindigkeit war fantastisch. Er verlagerte sein Gewicht nach hinten und ließ seinen Fuß vorschnellen, der mit Wucht meinen Magen traf. Ich taumelte nach hinten und wunderte mich, dass ich nicht stürzte.
    Ich ertappte Lincoln dabei, wie er mich vorsichtig beobachtete. Ich kannte diesen Blick. »Sei kein Schlappschwanz, Lincoln! Wir sind hier, um mich auszutesten, also teste!«, schrie ich, wobei ich meine wachsende Feindseligkeit nicht verhehlte.
    Er verdrehte die Augen, aber dann trat er vor und schlug mir ins Gesicht. Beim ersten Mal traf er, beim zweiten Mal duckte ich mich, weil ich mich daran erinnerte, dass Abwehr auch wichtig ist. Ab da ging es richtig ab.
    Wir schlugen uns gegenseitig; ich setzte jede Bewegung ein, die er mir je beigebracht hatte, und alles andere, das ich ihm entgegensetzen konnte. Ich war wendig, und kaum hatte ich an eine Bewegung gedacht, gehorchte mein Körper auch schon – es machte richtig Spaß. Ich konnte es kaum glauben, aber mit Kraft und Stärke auf meiner Seite blühte ich auf. Es fühlte sich so … natürlich an.
    Nachdem ich Lincolns Schläge eingesteckt hatte, hätte ich eigentlich auf dem Weg ins Krankenhaus sein sollen. Es war surreal, aber ich spürte kaum Schmerzen. Kein Wunder, dass keiner der Schläge, die ich Lincoln in unseren Trainingsstunden je verpasst hatte, irgendeine Wirkung gezeigt hatte. Wir schlugen beide fest zu, aber ich hielt mich immer noch zurück – und wenn ich mich zurückhielt, dann tat er das auch.
    Ich entschied mich für eine andere Strategie. Ohne Vorwarnung trat ich zurück und lachte. Er schaute mich verwirrt an.
    »Was?«, fragte er ein wenig außer Atem.
    Zwischen Lachanfällen sprach ich weiter. »Nichts … ich hatte nur erwartet, dass du stärker bist.« Ich versuchte, unbeeindruckt zu klingen.
    »Wir tun nur, was wir heute für unsere Zwecke brauchen.« Ich konnte die Herablassung in seiner Stimme hören. Er hielt mich wohl für albern. Ich stieß einfach wieder ein gackerndes Lachen aus.
    »Du hast es so gewollt, Linc! Du wolltest, dass ich stark bin, eine Grigori bin. Was? Du machst dir doch wohl keine Sorgen, dass du mir wehtun könntest, oder etwa doch?« Meine Worte enthielten eine Vielzahl

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