Erwacht
Geschmack von Äpfeln in meinem Mund, als ich ihm in die Augen schaute. Sein Blick drang so intensiv und ernst in mich, dass es sich anfühlte, als wollte er mich zu etwas zwingen. Ich merkte, wie die Sinneswahrnehmungen nachließen und sein Blick sanfter wurde und mich freigab. Plötzlich rückte alles in meiner unmittelbaren Umgebung in den Vordergrund. Steph stand neben uns, sie schrie und ich lag noch immer wie ein Baby in Phoenix’ Armen.
»Ähm … danke«, sagte ich.
Er lächelte auf mich herunter. »Keine Ursache.« Er senkte die Stimme, als hätten wir ein gemeinsames Geheimnis. »Es war nur eine Frage der Zeit, wann du in meinen Armen landen würdest.« Seine Mundwinkel zuckten.
Steph war hysterisch. »Violet! Oh, mein Gott, es tut mir so leid. Das Seil ist mir einfach aus der Hand geflogen. Es tut mir so leid. Ich habe nicht aufgepasst. Bitte, schlag mich nicht!«
»Schon gut, Steph. Es war meine Schuld. Ich habe die Konzentration verloren.« Ich schenkte ihr mein bestes beruhigendes Lächeln und wand mich unbehaglich. Phoenix verstand den Hinweis und stellte mich auf die Füße.
»Violet hat recht. Ich habe sie beobachtet, deshalb war sie überhaupt nicht konzentriert. Es überrascht mich, dass sie nicht schon früher gefallen ist«, sagte er.
Mein Lächeln schwand, während Stephs immer breiter wurde. Sie schaute mich mit großen Augen an und formte mit den Lippen das Wort »heiß«. Und zwar alles andere als dezent.
»Nun, wenn du das sagst«, schmachtete sie ihn an. »Du bist einfach der perfekte Engel. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Bei diesen Worten wäre ich fast aus den Latschen gekippt. Phoenix warf mir ein wissendes Lächeln zu und amüsierte sich.
»Ich kann dir garantieren, dass ich nicht perfekt bin. Was Engel angeht? Ich hatte so meine Momente.« Er kicherte über mein Unbehagen.
Ich fand meine Stimme wieder und griff rasch ein, bevor er sich vor lauter Vergnügen nicht mehr würde bremsen können. »Steph, das ist Phoenix. Wir haben uns neulich kennengelernt.« Ich wandte mich Phoenix zu. Meine Augen wurden schmal. »Danke noch mal. Du warst wirklich am richtigen Ort zur genau richtigen Zeit. Fast als hättest du nur darauf gewartet, dass ich falle oder so.« Oder du stellst mir noch immer nach. »Jedenfalls müssen wir jetzt wirklich los … wir sehen uns.«
Ich ging an Steph vorbei und erwartete, dass sie mir folgte. Nach ein paar Schritten wandte ich mich um und sah, dass sie noch an derselben Stelle stand. Sie sah aus, als hätte sie Gewissensbisse.
»Was?«
Sie verzog vergnügt und zugleich schuldbewusst das Gesicht. »Irgendwie habe ich jetzt Marcus versprochen, dass ich mit ihm einen Kaffee trinken gehe.«
»Klar. Sicher, kein Problem. Wir sehen uns dann später.« Ich machte Steph keine Vorwürfe. Warum sollten wir uns beide mies fühlen.
Trotzdem war ich auf einen schnellen Abgang aus, deshalb schnappte ich meine Tasche und lief zur Tür.
»Warte, Vi. Du kannst nicht allein gehen, nicht nach diesem Sturz. Ich werde Marcus sagen, dass ich nicht mitkommen kann.«
»Nein, es geht mir gut. Ehrlich.«
»Ich kann dich nicht einfach allein gehen lassen«, beharrte sie
Phoenix machte einen Schritt auf mich zu und lächelte. »Ich könnte dich nach Hause bringen.«
Steph hatte grünes Licht. »Oh, das wäre großartig. Bist du sicher, dass das okay ist?«, fragte sie und schaute zu ihm auf.
»Natürlich. Das mache ich doch gern«, sagte er.
Ich hüstelte und unterbrach dadurch ihre kleine Unterredung. »Mich braucht echt niemand nach Hause zu bringen. Aber danke. Mir geht es gut.«
Steph warf mir einen verzweifelten Blick zu. »Vi, ich kann dich nicht allein gehen lassen. Es könnte zu einer verzögerten Reaktion kommen oder so. Aber wenn du dich von Phoenix begleiten lässt, würde ich mich viel besser fühlen … Bitte. «
Verdammt! Ich schaute Phoenix an. Ein Teil von mir wollte weglaufen, wusste, dass ich weglaufen sollte . Aber ein anderer Teil von mir erinnerte sich an den Tag, als wir vor unserer Wohnung standen. Was ich damals gefühlt hatte … allein bei dem Gedanken daran schlug mein Magen Purzelbäume.
Phoenix beobachtete mich, er grinste, als wüsste er ganz genau, wie das Ganze jetzt ausgehen würde. Das war ärgerlich. Vor allem, weil er recht hatte.
»Gut! Phoenix kann mich nach Hause bringen. Jetzt geh, damit du Marcus noch einholst.«
Steph benötigte keine weitere Überzeugungsarbeit. Sie küsste mich auf die Wange und ließ mich mit
Weitere Kostenlose Bücher