Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
meine Karte mit zu viel Schwung durch die Türen, sodass sie sich erst bei meinem dritten Versuch öffneten.
    »Du kannst nicht einfach so tun, als würde er gar nicht existieren«, murmelte er.
    Ich wirbelte herum und Hitze stieg in mir auf. »Das kann ich wohl! Und wenn du mich wiedersehen willst, dann wirst du das auch können müssen!« Mein Herz krampfte sich bei meinen Worten zusammen, als ich durch die Tür stürmte.
    »Das werden wir sehen.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, mich umzudrehen. Ich ging einfach in die helle Eingangshalle und ließ ihn draußen auf der dunklen Straße stehen. Als ich hörte, wie sich die Türen hinter mir schlossen, atmete ich erleichtert auf.

KAPITEL SECHZEHN
    »Du kannst tun, was du willst: aber du kannst, in jedem gegebenen Augenblick deines Lebens, nur ein Bestimmtes wollen und schlechterdings nicht anderes, als dieses eine.«
    ARTHUR SCHOPENHAUER
     
    A m nächsten Morgen war ich ein wenig überrascht, als Phoenix an der Sprechanlage war. Ich hatte vergessen, dass ich zugesagt hatte, mit ihm in die Kunstausstellung zu gehen; ich war so überrumpelt von all dem, was am vergangenen Abend passiert war. Aber jetzt war mir klarer als je zuvor, dass ich diese Welt verstehen musste. Phoenix wusste wahrscheinlich mehr darüber als jeder andere, und aus irgendeinem Grund glaubte ich, was er sagte. Claudias Tod hatte mir gezeigt, dass Verbannte eindeutig wussten, was ich war, und wenn das unschuldige Menschen in Gefahr brachte, nun, dann musste ich sicherstellen, dass ich nicht dafür verantwortlich war. Aber ich bin auch unschuldig. Und unwillkürlich musste ich denken: Genau, und an die Verdammten gefesselt.
    Als ich zu Phoenix auf die Straße kam, fiel mir auf, wie gefasst er war. Ich fühlte mich verheult und unausgeschlafen von der Nacht zuvor. Ich hatte mir etwas Bequemes angezogen und mich kaum gekämmt. Er wirkte frisch und wie aus dem Ei gepellt. Beinahe gestärkt. Als er mich ansah, kam Leben in seine schokoladenbraunen Augen, und bevor er es verstecken konnte, erwachte ein Lächeln in ihnen.
    »Wie lange bist du schon hier? Auf der Erde, meine ich?«, fragte ich auf dem Weg zur Bushaltestelle.
    »Zu lange, um die Jahre zu zählen. Wir können ein Taxi nehmen, wenn dir das lieber ist.«
    »Nein. Bus ist gut.« Wenn es ging, fuhr ich lieber mit dem Bus als mit dem Taxi. Im Taxi wurde mir übel, wenn ich hinten saß.
    Als der Bus kam, trat Phoenix beiseite, um mich zuerst einsteigen zu lassen. Er zeigte sich wirklich von seiner besten Seite.
    Ich wurde wütend, als ich mich setzte und über seinen Kommentar nachdachte. »Was? Sprechen wir von Hunderten von Jahren?«
    »Vermutlich«, sagte er, als wäre überhaupt nichts dabei.
    Mein Mund klappte auf. »Vermisst du das Engelreich nicht?« Ich war mir nicht sicher, ob es so etwas wie ein Zuhause für ihn war.
    »Manchmal.«
    Ich drehte mich zu ihm, um ihn anzuschauen. Violette Schimmer flossen über den schwarzen Grund seiner Haare, und wenn die Sonne in unterschiedlichen Winkeln einfiel, funkelten ein paar Strähnen silbrig.
    »Dein Haar ist … faszinierend.«
    Er lächelte und rutschte auf seinem Sitz herum. »Du kommst mir nicht wie jemand vor, der auf Haare steht. Ich hatte dich auf Augen festgelegt.«
    Ich fühlte mich bloßgestellt, weil er mich so schnell durchschaut hatte. »Habt ihr alle solches Haar?«, sagte ich und versuchte, seinen Kommentar zu ignorieren.
    Er lachte und klang dabei entspannter, als ich ihn je erlebt hatte. »Eigentlich nicht. Es ist eher etwas, was ich geerbt habe. Es ähnelt einem Edelstein. Einem…«
    »Opal.«
    »Ja.« Das Lächeln, das er mir zuwarf, war anders, echter. Ich wusste sofort, dass es ein Lächeln war, das man nicht so oft sah, und noch etwas anderes war offensichtlich – ich lächelte zurück.
    Als wir am Museum für zeitgenössische Kunst ankamen, waren die Türen verschlossen und ein Schild verkündete, dass die Ausstellung erst morgen eröffnet wurde.
    »Das ist ärgerlich«, sagte ich.
    »Im Gegenteil. So ist es besser, weil wir das ganze Museum für uns allein haben.« Phoenix hielt nicht am Haupteingang an. Stattdessen ging er zur Seite des Gebäudes und klopfte an eine kleinere, unauffälligere Tür, auf der AUSGANG stand.
    »Phoenix, du kannst nicht …«
    Die Tür öffnete sich. In der Tür stand ein kleiner Mann mit Halbglatze. Als er Phoenix sah, trat er beiseite und machte einladend die Tür weiter auf. Phoenix schaute mich mit einem durchtriebenen Grinsen an. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher