Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
und schlenderte wieder zu den Fenstern. Er schaute hinaus in den Himmel, als würde ihn etwas beschäftigen, was ich nicht sehen konnte. »Es ist schon bescheuert naiv, wenn so etwas von einem Grigori kommt«, bemerkte er herablassend. »Hast du vergessen, dass ihr aus dem Waffenstillstand damals überhaupt erst hervorgegangen seid?«
    Griffin erstarrte, erwiderte aber nichts. Phoenix kicherte vor sich hin und wandte sich an mich. »Und er ist tatsächlich euer Anführer? Ich bin enttäuscht.«
    Er war entspannt und wiegte sich auf unheimliche Art und Weise hin und her. Während ich zusah, schien ihn ein Schatten zu umgeben, aber da war noch etwas anderes … Feine, lange Goldfäden wirkten sich durch ihn hindurch. Das ließ nach, als er wieder näher kam, und ich fragte mich, ob ich mir das alles nur eingebildet hatte.
    »Ist es so mühsam für dich«, fuhr Phoenix fort, »so schwierig , in Betracht zu ziehen, dass die Grigori noch einmal einen Waffenstillstand zwischen den Mächten verursachen könnten?«
    »Der Waffenstillstand bestand zwischen Engeln des Lichts und Engeln der Finsternis«, sagte Griffin. »Verbannte repräsentieren nicht das Engelreich.« Er stand aufrecht da, aber seine Stimme hatte zu schwanken begonnen.
    »Stimmt, aber findest du wirklich, dass es so ein großer Schritt ist, wenn Verbannte endlich ihre gemeinsamen Ziele miteinander abgesprochen haben? Sie haben sich vereinigt … vorübergehend.« Phoenix zuckte mit den Achseln. »Ob du mir glaubst oder nicht, wir wissen beide, dass du meine Wahrheit erkennst.«
    Wir standen alle einen Augenblick lang schweigend da. Phoenix sah selbstgefällig aus und Griffin ärgerlich dickköpfig. Frustration überkam mich. Wie konnten sie beide so kleinkariert sein? Das wachsende Gefühl der Dringlichkeit in mir wurde nur noch stärker. Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Und währenddessen starrten die beiden sich an, als würden sie Armdrücken spielen.
    »Griffin?«, blaffte ich. Er blickte auf, Erkenntnis dämmerte in seinem blassen Gesicht. »Wo ist Lincoln?«, fragte ich.
    »Sie sind losgegangen, um Magdas Quelle zu treffen. Einen Stillen. Aber sie rechnen nicht damit, dass sie es mit mehr als einem zu tun haben werden. Und wenn das, was ihr sagt, richtig ist … gütiger Himmel!« Er schüttelte den Kopf, böse auf sich selbst. »Dann laufen sie in eine Falle.«
    Phoenix schien das alles nichts anzugehen.
    »Wo sind sie? Wir müssen los!« Panik schoss mir durch den Körper und direkt ins Herz.
    »Unten am Pier.« Griffin rannte bereits zur Tür. »Ich hole das Auto«, rief er über seine Schulter.
    »Warte«, brüllte ich zurück. »Phoenix, kannst du uns beide dorthin bringen?«
    Er nickte. »Aber vorher möchte ich eine Sicherheitserklärung.«
    »Was?«, schnappte ich und bedachte ihn mit meiner Version eines Furcht einflößenden Blickes. Der Gedanke daran, dass Lincoln in Gefahr war, war einfach zu viel.
    »Von ihm.« Er machte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf in Griffins Richtung. »Wenn ich euch helfe, will ich sein Wort, dass ich, wie ich bin, in diesem Reich existieren darf.«
    Ich hätte am liebsten etwas nach ihm geworfen, aber mein Handy war schon weg. Das Wort flehentlich beschreibt den Blick nur unzureichend, den ich Griffin zuwarf. Ich wollte einfach nur gehen. »Griffin! «, schrie ich. »Sag ihm einfach, was er hören muss!«
    »Vorläufig« , sagte Griffin. »Vorläufig gebe ich dir mein Wort. Aber wenn du zu einer Bedrohung wirst, gilt es nicht mehr.«
    Phoenix nickte. »Einverstanden.« Er streckte beide Arme aus. »Nehmt meine Hände.«
    Sofort schlug ich ein. Griffin zögerte ein wenig.
    »Um Himmels willen, Griffin – jetzt nimm schon seine Hand!«
    Griffin ergriff seine Hand und murmelte etwas von wegen, dass er verdammt noch mal kein Ringelpiez mit Anfassen mit einem Verbannten spiele.
    Wir bewegten uns leise wie der Wind.
    Wir gelangten an ein riesiges, altes Holzgebäude am Pier. Von außen sah es einigermaßen normal aus – jedenfalls waren da keine Schilder mit der Aufschrift Achtung – verrückter verbannter Engel!
    Als wir jedoch eintraten, war klar, dass die einfache Fassade nur Tarnung war. Das Innere war dekadent. Unbezahlbare Antiquitäten mischten sich unter faszinierende Stücke moderner Kunst. Wenn ich nicht in totalem Panik-Modus gewesen wäre, hätte ich mir gern Zeit dafür genommen. Aber wie die Dinge lagen …
    Wir rannten durch den offenen Eingangsbereich, Griffin und Phoenix in unvorstellbarer

Weitere Kostenlose Bücher