Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
ist schwierig, deine Gefühle nicht zu lesen«, sagte er mit einem Achselzucken. »Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich mich über ein wenig Abstand zwischen Lincoln und dir freuen würde.«
    Die Flammen tanzten und ebenso meine Gedanken, die zwischen den einzelnen Momenten hin und her sprangen. Herauszufinden, was ich war, mich betrogen zu fühlen. Die Sinneswahrnehmungen und die komischen Venenzeichnungen auf meinen Armen zu entdecken. Phoenix kennenzulernen. Lincoln zu küssen. Phoenix zu küssen. Ich erinnerte mich daran, wie sehr es mir das Herz gebrochen hatte, bei Lincoln zu sein, und ich erinnerte mich an das Gefühl der Distanz, der selige Zustand, nichts zu empfinden, in dem ich mich befand, seit ich Phoenix geküsst hatte.
    Ich ging hinüber zu der Matratze und setzte mich auf ihren Rand. Am schlimmsten war es, zu wissen, dass nie mehr alles okay sein würde, selbst wenn das hier funktionieren und Lincoln geheilt werden sollte. Diese Entscheidung würde mich für immer verändern, und ein Teil von mir fragte sich, ob ich ihm das je würde verzeihen können.
    Ich fühlte ein Prickeln und wusste, dass Phoenix in meinen Gefühlen herumstocherte. Ich mied seinen Blick und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich wieder zugelassen hatte, dass Lincoln meine Gedanken beherrschte. Ich hatte die Wahl getroffen, bei Phoenix zu sein; nun musste ich auch dazu stehen. Nichts würde mehr beim Alten sein. Griffin hatte sogar gesagt, dass manche Leute nach ihrer Rückkehr nicht mehr in der Lage waren, ein normales Leben zu führen.
    Als ich aufblickte, beobachtete mich Phoenix gerade. Er war totenstill. Dann sagte er in warnendem Tonfall: »Ich bin nicht wie andere Leute, Violet. Ich weiß, wo dich deine Gefühle hinführen.«
    Aber darum ging es ja gerade. Er war nicht wie andere Leute, und das war genau das, was ich im Moment brauchte. »Du hast einmal gesagt, dass ich dir sagen soll … wann ich es am meisten will.«
    Er wusste genau, was ich meinte. »Du hast einmal gesagt, dass ich das nie wieder machen soll.«
    »Ich habe meine Meinung geändert.«
    Er ließ sein Gesicht in die Hände sinken, und ich bereitete mich auf eine Abfuhr vor. Ich hatte einen Kloß im Hals. Aber als er seine Hände wegnahm, war in seinem Gesicht keine Ablehnung zu erkennen. Seine Miene war gefasst, beinahe schicksalsergeben. Langsam stand er auf und schaute mich prüfend an. Mein Herz jagte. Mit jedem Schritt wurde das Verlangen, das in seinem Blick glomm, stärker.
    Der Rauch des Feuers folgte ihm, als hinge er an einem unsichtbaren Faden an ihm fest, als würde er von ihm angezogen.
    Als er sich näherte, schrie etwas in mir, aber er legte mir seine Hand aufs Gesicht und es hörte auf. Von seiner Berührung zum Schweigen gebracht.
    Langsam beugte er sich zu mir vor, gab mir Zeit, meine Meinung noch zu ändern. Bebend berührten seine Lippen schließlich meine, und ich wusste, dass die Kontrolle an einem seidenen Faden hing. Aber es war noch nicht genug. Wenn ich schon nicht die Kontrolle haben konnte, die ich wollte, dann war ich vielleicht ganz ohne besser dran.
    »Mehr«, drängte ich.
    »Sag mir, was du willst«, sagte er.
    »Bring mich fort.«
    Und dann löste Phoenix einen Sturm der Gefühle aus. Ich versank in Leidenschaft. Eine Ewigkeit aus Sehnsucht und Versuchung überflutete mich. Tief darin begraben war ein Gefühl der Verzweiflung, so alt, dass es beinahe modrig war. Darüber schimmerten Schichten neuer Hoffnung. Ich saugte alles in mich auf, sogar die Schmerzeswellen und den reifenden Zorn, die ineinanderflossen. Ich nahm alles auf, glücklich, dass es nicht mir gehörte, erleichtert, etwas anderes als meine eigene private Hölle zu erleben. Phoenix ließ die Gefühle fließen und lenkte den Strom, schob all jene beiseite, von denen er nicht wollte, dass ich sie fühlte, und bedeckte alles mit einer undurchdringlichen Schicht aus Lust.
    Er trug mich wie eine Feder und legte mich auf die Matratze. Er küsste mich zärtlich, sein Mund wanderte meinen Hals entlang und verlor niemals den Kontakt. Seine Hand schwebte über meiner Hüfte, spielte mit dem Rand meines Hemds, schob es ein wenig nach oben, zog es wieder nach unten, zitternd vor Begierde.
    Mein Körper fing Feuer, als kalte Hitze in mir zu Feuer und Eis wurde. Die Gerüche des dichten Waldes und des rauchigen Feuers ertranken im Duft von White Musk. Ich schmeckte Äpfel, grüne, säuerliche, würzige Äpfel.
    »Zieh es aus«, rief ich.
    »Nein«,

Weitere Kostenlose Bücher