Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
mitschwang. »Niemand von uns hätte wissen können, dass auch er schon bald tot sein würde, zum Rogue mutiert und vor ihren Augen abgeknallt wie ein tollwütiger Hund.«
Tavia schlug sich die Hand vor den Mund. Sie konnte den Kummer spüren, der wieder in ihm aufbrach wie eine frische Wunde. »Mein Gott, Chase. Das ist furchtbar.«
Er nickte nüchtern. »Ist es.« Sein Schweigen dehnte sich aus, kalt und schwer. »Sie wird mir nie vergeben, dass ich ihn erschossen habe.«
Tavia konnte nicht anders – sie starrte ihn mit offenem Mund an, sein Geständnis verschlug ihr die Sprache. Aber bevor sie ihn fragen konnte, was ihn zu einer so schrecklichen Tat getrieben hatte, drangen aus dem Erdgeschoss gedämpfte Stimmen zu ihnen hinauf.
Tiefe, dröhnende Männerstimmen erfüllten das Foyer der Villa, und auch eine Frau war dabei. Tavia hörte, wie Mathias Rowan sie wie alte Freunde begrüßte.
»Was ist los? Wer ist da unten?«
Neben ihr auf dem Bett war Chase angespannt und reglos geworden. »Der Orden ist da.«
25
Geräuschlos zog Chase die Tür von Tavias Schlafzimmer hinter sich zu. Sobald er die Stimmen der Krieger gehört hatte, hatte er sich angezogen, Tavia versichert, dass kein Grund zur Beunruhigung bestand, und sie gebeten, oben zu warten, bis er oder Rowan sie holen kamen.
Zu seiner Verblüffung versuchte sie gar nicht erst, mit ihm zu streiten. Zweifellos hatte sie jetzt jede Menge Stoff zum Nachdenken, nachdem er seine ganze unrühmliche Vergangenheit auf ihr abgeladen hatte. Oder das meiste davon. Er war nicht so weit gegangen, ihr seine größte Schande zu erzählen. Wenn es nach ihm ging, würde sie nie erfahren, wie fragwürdig seine Ehre wirklich war.
Nicht dass ihn das davon abgehalten hätte, sie heute Nacht trotz seiner guten Absichten zu verführen.
Er wusste nur zu gut, dass der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert war, aber verdammt, Tavia zu lieben, war alles andere als die Hölle gewesen.
Sein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken an sie, und immer noch konnte er sie auf seiner Haut riechen und auf seiner Zunge schmecken. Immer noch konnte er spüren, wie es sich angefühlt hatte, in ihr zu sein. Sein Schwanz zuckte gierig, er war schon wieder steif und wollte eine Zugabe.
Scheiße. Vielleicht war das ja doch die Hölle.
Chase zog sein dunkles Hemd über die wachsende Beule in seinen schwarzen Jeans und ging hinaus, um sich seinen ehemaligen Waffenbrüdern zu stellen.
Unten im Eingangsbereich des Dunklen Hafens dröhnte Tegans tiefe Stimme, drohend kühl, wie es typisch für ihn war.
»Danke für den Anruf, Mathias, und dafür, dass du die Frau und Chase abgefangen hast. Ich wünschte, wir hätten es früher geschafft und euch Verstärkung geben können. Diese Klinikakten hätte ich mir selbst gerne angesehen.«
»Ich auch.« Auch Nikolai war da unten. Chase erkannte den Vampir aus Sibirien an seinem Kichern, das übergangslos zu einem eisigen Knurren wechselte. »Ich hätte nichts lieber getan, als euch ein paar hirntote Lakaien und einen von Dragos’ Terminator-Missgeburten einzuäschern.«
Chase ging über den Flur im ersten Stock und blieb oben am Treppenabsatz stehen. Unten warf Niko gerade grinsend einen Seitenblick auf den dritten Krieger, der sie auf dieser Mission nach Boston begleitete. »Anwesende wie immer ausgeschlossen, Hunter.«
Der ehemalige Killer verzog keine Miene. »Kein Problem.«
Bei Rowan und den drei Ordenskriegern stand Nikos Stammesgefährtin Renata. Die dunkelhaarige Schönheit, von Kopf bis Fuß in schwarzem Leder, sah auf, als Chase kam. Helle jadegrüne Augen durchbohrten ihn. »Jungs«, murmelte sie und hob unmerklich das Kinn in seine Richtung.
Chase ging wortlos die Treppe hinunter.
Tegan war der Erste, der das angespannte Schweigen brach. »Wenn man vom Teufel spricht. Muss schon sagen, wundert mich ja, dass du hier auf uns wartest, Harvard. Dachte schon, du hättest wieder die Fliege gemacht. Ist heutzutage ja eher dein Stil.«
Chase grinste verächtlich und stieß ein sarkastisches Knurren aus. »Jetzt wo du’s erwähnst, ich wollte gerade gehen.«
Er ging noch einige Schritte weiter auf die Gruppe und die offene Tür des Dunklen Hafens zu, es waren nur ein paar Meter in die Freiheit. Und doch wurde er immer langsamer und blieb schließlich ganz stehen.
Sosehr er diese Konfrontation mit Tegan, Niko und den anderen hatte vermeiden wollen, konnte er doch den Gedanken nicht ertragen, Tavia ohne ein Wort der Erklärung zu
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