Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
war. Sollten seine Leutnants ihm Grund zum Zweifel geben, würde jeder der Gen-Eins-Killer nur eine Sekunde brauchen, um das Problem dauerhaft für ihn zu lösen.
Aber heute Nacht würden keine Köpfe rollen.
Dragos’ Wut war völlig auf den Orden konzentriert. Seinetwegen hatte er einen Rückschlag nach dem anderen erlitten. Seinetwegen war seine Operation jetzt zerstreut und geschwächt, all seine gute Arbeit und die vielversprechenden Experimente abgebrochen oder ganz zerstört. Seinetwegen war er nun gezwungen, seine Pläne mit der Menschheit früher in die Tat umzusetzen als geplant.
Statt abzuwarten, bis er all seine Lakaien in Schlüsselpositionen auf der ganzen Welt positioniert hatte – was zunehmend schwieriger wurde, da Lucan und seine Krieger ihm so dicht auf den Fersen waren und ihn bei jeder Gelegenheit in den Untergrund trieben – , hatte Dragos entschieden, dass er nicht länger warten würde. Seine Zeit war gekommen.
Er setzte sich ans Kopfende seines langen Konferenztischs und sah auf die Monitorwand vor ihm. Die vier Bildschirme zeigten ihm seine Leutnants: Arno Pike von der Agentur in Boston; Ruarke Louvell, langjähriger Agenturdirektor von Seattle; aus Europa zugeschaltet war Móric Kaszab von der Agentur in Budapest; und schließlich Nigel Traherne, ein begüterter Zivilist aus London mit guten Verbindungen, der Einzige aus Dragos’ verbliebenem Kreis, der nicht der Agentur angehörte.
Einst hatte es noch drei weitere Mitglieder dieses Kaders gegeben, Männer, die sich als unwürdig erwiesen hatten und grausame Tode gestorben waren, wofür Dragos persönlich gesorgt hatte. An ihre Namen – Fabian, Roth und Vachon – erinnerte er sich inzwischen kaum noch. Sie waren unbedeutend, Staub unter seinen Stiefelsohlen.
Tot und vergessen.
Was diese acht Männer, Dragos und seine sieben loyalen Fußsoldaten, gemeinsam gehabt hatten, war ihre Abstammung als Stammesvampire der Zweiten Generation, und, noch wesentlicher, der unerschütterliche Glaube daran, dass es der Stamm und nicht die Menschen waren, der es verdiente, über diesen im Weltall kreisenden Gesteinsklumpen zu herrschen. Jahrzehntelang hatten sie gemeinsam an ihrer Verschwörung gearbeitet, die Operation heimlich mit Material, Personal und Ressourcen, Informationen und Unterstützung versorgt. Dragos hatte ihnen Höchstleistungen abverlangt und ihre absolute Loyalität gefordert.
Die vier Männer auf den Monitoren glaubten immer noch daran, dass Dragos’ Zukunftsvision die einzig akzeptable war, und sie glaubten an ihn als ihren Anführer, sogar als ihren zukünftigen König. Solange sie das taten und solange sie sich nicht als ineffizient oder als Hindernis für seine Operation erwiesen, würde Dragos sie am Leben lassen. Vielleicht würde er sogar sein Versprechen einhalten, sie an seiner Beute teilhaben zu lassen, die er schon bald in den Händen halten würde.
Schon sehr bald, dachte er und konnte kaum seine Aufregung bändigen, die ihn beim Gedanken an das Chaos erfüllte, in das er die Welt stürzen würde.
»Meine Herren«, sagte er und nickte jedem Einzelnen von ihnen grüßend zu. »Wir haben lange auf diesen Augenblick gewartet. Aber das Warten hat nun ein Ende. Ich habe Sie heute Nacht einberufen, um Sie wissen zu lassen, dass unser Triumph unmittelbar bevorsteht.«
Die Bemerkung wurde mit kaltem Lächeln und eifrigen Blicken aufgenommen. Dragos wartete einen Augenblick ab, bis die Welle der Aufregung sich wieder gelegt hatte, und genoss seine Macht. Obwohl er seine Entscheidung heute Abend aus seiner Wut und seinem Racheimpuls heraus gefällt hatte, hatte er genug Zeit gehabt, die globale Katastrophe, die er inszenieren würde, mit kühler Berechnung in allen Folgen und Konsequenzen zu durchdenken. Seither war er sogar noch mehr davon überzeugt, dass es an der Zeit war, der Welt den Fehdehandschuh hinzuwerfen.
»Jeden Einzelnen von Ihnen in diesem Treffen habe ich ins Vertrauen gezogen, weil wir alle einen gemeinsamen Entschluss teilen. Den Traum, uns eine Welt nach unseren eigenen Idealen zu erschaffen, nach unseren eigenen Freiheiten und Gesetzen. Wir stehen jetzt kurz davor, meine Kameraden. So kurz davor, dass es absolut undenkbar ist, unsere Zukunftsvision für unsere Spezies vom Orden oder ihren törichten Verbündeten vereiteln zu lassen.« Er sah nacheinander in die Gesichter seiner Leutnants, zufrieden mit dem Hass, den er in mehr als einem schmalen Augenpaar schwelen sah. »Der Sieg steht unmittelbar
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