Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
aufgestanden war, war sie so erleichtert gewesen, dass es dafür kaum Worte gab.
Und dann hatte Wärme sie eingehüllt, als sie die Wut in seiner tiefen, dröhnenden Stimme hörte, die seinen Freunden zurief, ihr nichts anzutun.
Jetzt schienen durch sein brütendes Schweigen – seine pure Anwesenheit im beengten Raum des Geländewagens – alle auf der Hut zu sein. Sein Körper, der sich an ihre Seite presste, strahlte Hitze und aufgestaute Aggressivität aus. Vielleicht hätte sie genauso wachsam sein sollen wie seine Freunde, aber die Wärme seines Oberschenkels an ihrem fühlte sich tröstlich an. Sie hatte den Kopf auf seine mächtige Schulter gelegt und sah auf die dunkle Landschaft hinaus, die draußen vor dem Autofenster vorbeiraste, als sie die Kilometer hinter sich ließen.
Als sie aufsah, musterten sie Nikolais winterblaue Augen verstohlen im Rückspiegel, nicht zum ersten Mal. Jetzt streckte Renata auf dem Beifahrersitz die Hand aus und boxte ihn leicht gegen die Schulter. »Hör auf, das arme Mädchen anzugaffen, Niko. Wir sind hier nicht im Zoo.«
»Tut mir leid«, sagte er und stieß einen Fluch aus, offenbar auf Russisch. »Ist nur so, dass ich eine Weile brauchen werde, mich an den Gedanken zu gewöhnen.«
Renata verdrehte die Augen und sah sich zu Tavia um. »Sei ihm nicht böse. Ich glaube, wir geben uns alle Mühe, dich nicht anzustarren. Ich meine, Mathias hat uns zwar von dir erzählt, aber dich dann selbst zu sehen … und das vorhin im Dunklen Hafen – wow. Alle Achtung.« Sie sah die anderen im Wagen an, dann schüttelte sie den Kopf, dass ihr kinnlanger Pagenkopf ihr ums Kinn schwang. »Mit Jenna und Tavia dürfte es hochinteressant werden.«
»Wer ist Jenna?«, fragte Tavia. »Ist sie … wie ich?« Bei dem Gedanken spürte sie einen Funken Hoffnung, auch wenn ihr Leben voller Lügen und Verrat eigentlich nichts war, was sie anderen wünschte.
»Jenna ist ein Mensch«, antwortete Nikolai und sah sie wieder im Rückspiegel an. »Oder sie war einer. Bis vor ein paar Wochen.«
»Jenna ist immer noch ein Mensch, wo es darauf ankommt.« Renata drehte sich zu ihrem Gefährten um und tippte sich auf die Brust. »Sie verändert sich zwar physisch und psychisch, aber innendrin ist sie immer noch Jenna.«
»Was ist mit ihr passiert?«
Renata sah sich kurz zu Tegan um, als bäte sie ihn um Erlaubnis, bevor sie es erklärte. »Vor ein paar Wochen wurde Jenna in Alaska, wo sie wohnte, angegriffen. Die Kreatur, die das tat, war ein Ältester – «
»Den Dragos in seinem Labor gefangen gehalten hatte«, beendete Tavia den Satz und erinnerte sich daran, was Chase ihr von dem letzten außerirdischen Urvater des Stammes erzählt hatte. »Ich dachte, er sei vom Orden getötet worden.«
»Wurde er auch«, sagte Renata. »Aber bevor wir ihn gefunden hatten, war der Älteste bei Jenna eingebrochen. Es war furchtbar für sie, er hat sie als Geisel gehalten und sich von ihr genährt. Und bevor es vorbei war, hat er ihr einen außerirdischen Biotech-Chip unter die Haut eingepflanzt, oben an der Wirbelsäule. Er enthielt seine DNA .«
Nikolai nickte. »Wir haben Jenna zu uns nach Boston gebracht, sie war tagelang bewusstlos. Als sie aufwachte, begannen diese seltsamen Veränderungen.«
»Was für Veränderungen?«
»Übermenschliche Kraft ist das eine«, sagte Renata. »Praktisch über Nacht war sie plötzlich unglaublich schnell und wendig. Ihr Körper begann, sich selbst von Verletzungen zu heilen. Beschleunigte Wundheilung. Lauter Dinge, wie Normalsterbliche sie eben nicht haben.«
»Ganz zu schweigen von der Glyphe , die ihr an der Stelle wächst, wo er ihr den Chip eingesetzt hat.«
Tavia sah Nikolai im Rückspiegel an. »Also hat der Älteste sie in eine von euch verwandelt – eine Stammesvampirin?«
»Sie ist keine«, antwortete er. »Aber sie ist jetzt auch kein Mensch mehr. Gideon hat alle möglichen Tests mit ihr gemacht, und das Einzige, was er bisher herausfinden konnte, ist, dass die DNA des Ältesten sich schneller teilt als ihre eigene Homo-sapiens- DNA . Sie überschreibt ihr Nervensystem, ihre Organe, sogar ihr Blut.«
»Das muss ja furchtbar für sie sein«, murmelte Tavia.
»Ist kein Zuckerschlecken«, stimmte Nikolai zu. »Aber sie schlägt sich wacker. Und eigentlich fährt sie ja gar nicht schlecht dabei. Sie ist stärker, schneller und gesünder als jeder Mensch. Und Gideon meint, dass sich auch ihre Lebensspanne exponentiell vergrößert haben dürfte.«
»Trotzdem«,
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