Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
einem Märchen.
Neben ihr setzte Chase sich auf und spähte aus dem Fenster »Das neue Hauptquartier des Ordens?«, fragte er heiser.
»So ist es.« Nikolai parkte und stellte den Motor ab. »Trautes Heim, Glück allein.«
»Können wir anfangen, Jenna?«
Sie nickte Gideon zu und drückte Brocks Hand ein wenig fester. Sein gut aussehendes Gesicht war angespannt vor Sorge, seine unergründlichen braunen Augen fest auf sie gerichtet. »Du musst das nicht machen, wenn du dir nicht sicher bist. Du hast schon genug durchgemacht – «
»Doch, ich bin mir sicher«, antwortete sie, hob die Hand und streichelte seine starken Wangenknochen. »Ist doch nur ein Traum. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.«
Er lachte leise, belustigt, aber nicht entspannt. »Mir zu sagen, ich soll mir keine Sorgen um dich machen, ist, wie mir zu sagen, ich soll aufhören zu atmen. Ist einfach nicht zu machen, Süße. Das hast du gewusst, als du dich mit mir eingelassen hast.«
»Ja, hab ich.« Jenna lächelte ihren Gefährten an und fragte sich, wie es möglich war, dass ihre Liebe zu ihm jeden Tag größer wurde. »Und du weißt, dass ich genauso störrisch bin wie du – «
»Noch störrischer«, warf er ein und hob eine schwarze Augenbraue.
Sie bestritt es nicht. Ihre Angst oder seine Sorge um sie würden sie nicht daran hindern, sich mit all ihren Kräften in diese Mission zu stürzen. Denn das war es, wofür diese Suche nach Antworten für sie geworden war: eine Mission, genau wie damals ihr Dienst als Staatspolizistin in Alaska. Und bei dieser hier würde sie alles geben, selbst wenn sie vor Angst fast den Verstand verlor.
»Es ist nur ein Traum«, sagte sie wieder zu Brock, und vielleicht brauchte sie diese Versicherung genauso sehr wie er. Nach ihrem letzten schrecklichen Albtraum spielten ihre Nerven immer noch verrückt. Diese riesige Flutwelle, die von allen Seiten auf sie hereinbrach. Die Schreie der Sterbenden im Nachtwind. So viel Entsetzen und Zerstörung, Hunderte von Menschen, auf einen Schlag weggespült.
Es hatte sich so real angefühlt. Entsetzlich klar und deutlich. Selbst jetzt noch hämmerte ihr Herz panisch, und ihre Handflächen waren feucht. »Es ist nicht real, nur ein Albtraum. Mir passiert schon nichts, Brock. Ich schaffe das.«
Er runzelte skeptisch die Stirn, und zum ersten Mal, seit sie ihren Gefährten kannte, war Jenna froh, dass sie keine Blutsverbindung mit ihm hatte. Sie war als Normalsterbliche geboren, nicht als Stammesgefährtin, und am Anfang war das Fehlen des winzigen Muttermals für sie beide ein Problem gewesen. Aber nur kurz. Die Liebe war die Kraft gewesen, die sie untrennbar miteinander verband. Brock konnte zwar ihre tiefsten Gefühle nicht durch ihr Blut lesen, aber ihre emotionale Verbindung zueinander war deshalb nicht schwächer.
Weshalb sich auch sein Stirnrunzeln weiter vertiefte, als er ihre Hand streichelte und zusah, wie Gideon das leichte Schlafmittel vorbereitete, das ihr jetzt beim Einschlafen helfen würde und sie hoffentlich noch tiefer in den Traum eintauchen ließ. »Das alles gefällt mir gar nicht. Mir ist egal, ob das nur ein Traum ist oder eine Art psychisches Echo der Erinnerungen des Ältesten in deinem Unterbewusstsein. Ich will dich nicht loslassen – «
»Dann tu’s nicht«, sagte sie und schloss ihre Finger ein wenig fester um seine. »Halte meine Hand. Ich kann alles ertragen, wenn ich weiß, dass du bei mir bist. Und dieses Mal werde ich ja auch Claire dabeihaben, die mich führen wird.«
Vor einigen Stunden hatten sie Andreas Reichens Gefährtin in Rhode Island angerufen, gleich nach Jennas letztem schrecklichen Traum.
Claire hatte sich sofort bereit erklärt, ihnen zu helfen, so gut sie konnte. Jetzt hielt sie sich in ihrem Dunklen Hafen bereit und wartete auf Gideons Anruf. Sobald Jenna eingeschlafen war, würde Claire sie in ihrem Traum besuchen. Zusammen hofften sie, ein klareres Bild davon zu bekommen, was der Albtraum mit seiner apokalyptischen Vision zu bedeuten hatte.
Jenna drückte Brock einen Kuss auf die Handgelenke und sah zu Gideon hinüber. »Fangen wir an.«
Mit einem Blick der Entschuldigung auf den anderen Krieger beugte sich das Universalgenie und Teilzeitarzt des Ordens mit der Spritze vor. Jenna verzog das Gesicht, als die Nadel sie stach, dann atmete sie langsam aus, sie war sich gar nicht bewusst gewesen, dass sie den Atem angehalten hatte. Nach einem Augenblick breitete sich langsam eine angenehme Wärme in ihr aus,
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