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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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als würde ihr eine kuschelige Decke von den Füßen bis unters Kinn hochgezogen.
    »Soweit alles okay, Jen?« Gideons Stimme drang wie in extremer Zeitlupe zu ihr, jede Silbe langgezogen und verzerrt.
    Selbst ein schwaches Nicken kostete sie enorme Anstrengung. Ihr fielen die Augen zu, die Augenlider wurden schwer wie Blei. »Ich glaube, es wirk–«
    Sie hatte keine Chance, den Satz zu beenden.
    Dicker grauer Nebel hüllte sie ein und trug sie von ihrem schweren Körper auf dem Bett fort. Sie ließ es zu, zu apathisch, um Widerstand zu leisten. Die dunkle Wolke hielt sie in der Luft, als sie vom Hauptquartier des Ordens davontrieb … fort von allem, was sie kannte.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit begann der Nebel sich zu lichten, und ihre Füße berührten den Boden.
    Sie öffnete die Augen und sah nichts als Dunkelheit. Sie war allein. Niemand war zu sehen. Nur sie stand da unter einem dicht bewölkten Nachthimmel, ihre nackten Füße am Rand einer steilen Felsklippe.
    »Claire?«, rief sie, aber der kalte Wind blies ihre Worte davon, sobald sie sie ausgesprochen hatte.
    Sie versuchte, keine Angst zu haben, aber sie wusste, was auf sie zukam.
    Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, als von allen Seiten die Wellen kamen.
    Unter ihrer hohen Klippe wurde das ganze Tal von tosenden Wasserfluten verschlungen. Das da unten war eine Stadt gewesen, das wusste sie. Wusste, dass ihre ganze Bevölkerung gerade in dieser plötzlichen Springflut ertrank.
    »Nein!« Das Wort explodierte in ihrem Kopf, aber über ihre Lippen kam kein Geräusch. Sie sah mit gefühllosen Augen zu, wie die Katastrophe sich immer weiter ausbreitete und alles zerstörte, was ihr in den Weg kam. »Nein! Neiiin!«
    Trauernd und elend vor Entsetzen spürte sie kaum die weiche, warme Berührung an ihrem Arm. Der Lärm von Chaos und Vernichtung war ohrenbetäubend. Die ganze Welt um sie herum war dunkel und trostlos geworden. Leer.
    »Jenna.«
    Sie zuckte zusammen beim Klang der Frauenstimme – an diesem höllischen Ort war jemand bei ihr, der ihren Namen kannte.
    »Jenna, hörst du mich?« Claire Reichens Stimme, samtig und ruhig, kam von ihrer linken Seite. »Schau von der Katastrophe weg, Jenna. Schau mich an. Ich bin jetzt bei dir.«
    Sie tat wie angewiesen, verblüfft, dass sie überhaupt die Kraft dazu fand. Immer noch erfüllten der Lärm der Katastrophe und die Todesschreie der Opfer ihren Kopf, aber jetzt war dort auch Frieden. Aus der Dunkelheit wurde ihr eine Rettungsleine gereicht.
    Claire nahm ihre Hand und nickte. »Ich habe dich gefunden. Wollen wir versuchen, wieder an den Anfang zurückzugehen?«
    Jenna nickte stumm, sie hatte keine Kontrolle über ihre Stimme – die Stimme des Wesens, das sie in dieser Traumlandschaft verkörperte – , um zu sprechen. Sie wollte zurückgehen. Sie konnte es. Sie musste.
    Plötzlich wurde sie rückwärts durch die Dunkelheit gerissen.
    Die Wellen zogen sich in Hypergeschwindigkeit zurück, Flut und Zerstörung liefen rückwärts, bis zu dem Augenblick, an dem sie den Traum immer betrat, unmittelbar vor dem Beginn der unvermeidlichen Katastrophe.
    Dann noch weiter zurück.
    Verblüfft sah sie von der hohen Klippe hinunter. Die Stadt unter ihr im Mondlicht war uralt. Weiße Säulentempel und gepflasterte Straßen erstreckten sich in alle Richtungen. Massive Tore und steinerne Türme, schützende Stadtgräben und Wasserkanäle zogen sich wie Arterien durch das Herz einer blühenden Metropolis der Vorzeit. Ihre Schönheit war mythisch, atemberaubend.
    Sie blickte sich hastig nach Claire um, ob sie dasselbe sah. Aber plötzlich flammte vor ihr am Horizont ein heller Lichtblitz auf und erleuchtete den Nachthimmel wie eine neugeborene Sonne.
    Unter ihren Füßen bebte die Erde, so heftig, dass sie schwankte und auf der Felsklippe fast ihr Gleichgewicht verlor. Der ganze Planet bebte, als würde er gleich auseinanderbrechen. Und draußen auf dem Meer bildete sich eine riesige Wolke, stieg hoch und wild auf. Asche wirbelte aus einem stängelförmigen Trichter, gekrönt von einem aufgewühlten, pilzartigen Kopf. Die Wolke strahlte eine so intensive Hitze aus, dass sie den Arm heben und das Gesicht abschirmen musste, um nicht zu verbrennen.
    Unter ihr im Tal begannen einige der höheren weißen Tempel zu beben und einzustürzen. Aus Häusern und Tavernen strömten panische Menschenmassen auf die gepflasterten Straßen hinaus.
    Der trockene Nachtwind brachte ihre verzweifelten Schreie, das Weinen und Heulen

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