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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ist los mit dir? Rede mit mir, Chase.«
    »Du musst gehen, Tavia. Sofort.« Er zuckte zusammen, als sie sich bückte und seinen gekrümmten Rücken berührte, und fauchte sie wütend an. »Verdammt noch mal, ich sage, bleib weg von mir!«
    Sie blieb abrupt stehen, aber in ihren Augen war keine Angst, kein Mitleid oder Abscheu. Nur Besorgnis. »Du brauchst Hilfe. Ich gehe rein und hole jemanden – «
    »Bitte nicht. Nicht sie.« Seine Stimme war ein heiseres Keuchen, rau und verzweifelt. Er schüttelte den Kopf und sah elend zu ihr auf, wusste, wie er jetzt auf sie wirken musste. So schwach. So minderwertig. Erbärmlich. Jetzt hatte er keine Schatten mehr, um sich zu verstecken, keine Angeberei oder Wut, um zu verbergen, was aus ihm geworden war. Er stöhnte, ob wegen seines quälenden Dursts oder des ganzen Ausmaßes seiner Demütigung, wusste er selbst nicht genau. »Ich will nicht, dass man mich so sieht.«
    Nicht einmal sie.
    Schon gar nicht sie, aber Tavia ging nicht weg. Nein, sie kniete sich neben ihn in den Schnee und streichelte ihn sanft über den Rücken, durch sein kurzes schweißnasses Haar. »Ich kann deinen Hunger spüren … und deinen Schmerz. Du zitterst, Chase. Mein Gott, du bist am Verhungern. Wenn du Blut brauchst, nimm es dir.«
    »Nein«, würgte er, sogar als bei dem Gedanken seine Fänge weiter aus dem Zahnfleisch schossen. Seine Kehle war völlig ausgedörrt, der Blutdurst tobte. Seine fiebrigen Augen fielen auf ihren Puls an ihrem Halsansatz. Sein Hunger flammte auf, heftig und fordernd.
    »Bitte, Tavia. Bitte geh wieder rein. Bevor ich … «
    »Bevor du von mir trinkst?« Sie sah ihn unverwandt und ohne Angst an. »Das ist okay, Chase. Ich bin für dich da. Ich lasse dich – «
    »Nein.« Er zischte einen heftigen Fluch und drehte den Kopf von ihrer zarten, verlockenden Kehle weg. »Nein. Nie mit dir.«
    »Weil du dich nicht an mich binden willst.«
    Diese ruhige Bemerkung war so weit von der Wahrheit entfernt, dass er sie wieder mit seinen glühenden Augen ansah. »Weil ich, sobald ich auch nur einen Schluck von dir nehme, wahrscheinlich nicht mehr aufhören kann. Auch du kannst mir nicht trauen.« Seine Stimme war nur noch ein Knurren, animalisch und wild. »Ich bin krank, Tavia. Dieses Ding hat mich schon so lange in den Krallen, und ich weiß nicht, wie lange ich noch dagegen ankämpfen kann.«
    Sie starrte ihn an, musterte das Elend, das ihm ins Gesicht geschrieben stand und wütend in seinen Dermaglyphen pulsierte. Sie wurde blass, als sie endlich verstand. »Du redest von Blutgier. Das ist dieser schreckliche Schmerz, den ich die ganze Zeit in deinen Adern spüre. Es ist deine Sucht.«
    Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Sie war die einzige Person, vor der er sich nicht verstecken konnte, die Person, deren Ablehnung ihn am schwersten treffen würde. Er stöhnte, als ein weiterer heftiger Krampf ihn erfasste. Am ganzen Körper brach ihm der Schweiß aus und perlte auf seiner Stirn, kalt und feucht in der kalten Winterluft. Als der Anfall am schlimmsten war, waren es Tavias sanfte Hände, die ihn aus seinem Schmerz holten. Sie setzte sich neben ihn auf den gefrorenen Boden und streichelte sanft sein Gesicht, mutig trotz seines Zustandes.
    »Wann hat das angefangen, Chase? Wie lange kämpfst du schon dagegen an?«
    Ihre Berührung gab ihm Kraft, holte die Worte aus seiner ausgedörrten Kehle wie ein Balsam, der das Gift aus einer Wunde zog. »Sechs Jahre«, gab er heiser zu. Jetzt kam alles heraus, die ganze bittere Wahrheit. »Seit der Nacht, in der mein Bruder starb. Ich habe es vor allen verheimlicht.«
    Sie fuhr mit ihren tröstenden Fingern über seinen angespannten Kiefer. »Was ist in dieser Nacht passiert? Ich wusste, dass du etwas verheimlichst, als du mir das erste Mal von Quentins Tod erzählt hast. Du hast gesagt, du kannst dich an nichts mehr erinnern, aber das stimmt nicht … du erinnerst dich an alles, nicht?«
    Er nickte, ganz elend von dem, was er damals getan hatte, und doch konnte er es ihr gegenüber nicht länger leugnen. Er erinnerte sich an jede Sekunde dieser blutigen Stunden vor und nach Quents Tod. An jeden einzelnen der Rogues, die er abgeschlachtet hatte, um seinen gefallenen Bruder zu rächen.
    Und er erinnerte sich auch an die Schande danach, als seine Schuldgefühle ihn dazu getrieben hatten, sogar noch tiefer zu sinken.
    »Ich war derjenige, der den Rogue hereingebracht hat, der meinen Bruder getötet hat. Der Bastard hatte vor einer Bar der

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