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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ist.«
    »Ich fühle mich absolut wohl«, hatte sie beharrt, aber Tante Sarah hatte es ihr nicht ganz abgenommen.
    Zehn weitere Minuten waren damit vergangen, dass Tavia ihr versicherte, dass sie auch wirklich alle ihre Medikamente dabeihatte – den kleinen Notvorrat in ihrer Handtasche, den sie immer für den Fall mitführte, dass sie erst später nach Hause kam.
    Tavia hatte nicht die Energie, ihr zu erklären, dass sie eventuell länger als eine Nacht fortbleiben würde. Sie verriet ihr auch nicht, dass sie Detective Avery gebeten hatte, ein Zivilfahrzeug der Polizei in Tante Sarahs Nachbarschaft zu stationieren, um sicherzugehen, dass die Gefahr, in der Tavia möglicherweise schwebte, nicht auf ihre einzige lebende Verwandte übergriff.
    »Mach dir um mich keine Sorgen, Tante Sarah«, hatte sie der alten Frau gesagt, so sanft sie nur konnte. »Mir passiert schon nichts Schlimmes. Wirklich.«
    Nach dem Gespräch hatte sie sich eher erdrückt als beschützt gefühlt. Sie hasste es, Tante Sarah ihre Besorgnis übel zu nehmen, aber manchmal konnte Tavia sich ihre Zukunft nicht anders als nur mit ihrer Tante vorstellen, unter demselben Dach. Sie fühlte sich eingesperrt, erstickt von der Enge und gleichzeitig beschämt angesichts dieses kleinen Unmuts gegenüber einer Frau, die doch nur ihr Bestes wollte.
    Tavia hielt den Kopf unter den warmen Wasserstrahl und massierte Shampoo in ihr langes Haar. Sie schrubbte sich ihre Kopfhaut, spürte die fast unmerklichen Umrisse des alten Narbengewirrs, das sich über ihren Nacken bis unter ihr Haar zog. Sie spülte die Seife ab, drückte sich etwas Haarspülung in die Handfläche und massierte sie ein.
    Im Wohnzimmer der Suite ertönte eine Fantröte im Fernsehen, ein Zeichen für das Ende einer Wurfuhr, die die verbleibenden Sekunden bis zum Ablauf der 24-Sekunden-Angriffszeit anzeigte. Die lauten Männerstimmen diskutierten das letzte Spiel und zogen über die auswärtige gegnerische Mannschaft her.
    Tavia ließ sich Zeit, ihr Haar und ihren Körper abzuspülen, wollte diesen warmen, nassen Frieden noch nicht verlassen, den sie hier genoss. Aber ihr begann der Magen zu knurren, und die Männer warteten auf sie, um auch ihr eigenes Abendessen zu bestellen, und so streckte sie endlich die Hand nach dem Wasserhahn aus. Er quietschte beim Abdrehen.
    Und dann … Stille.
    Eine unnatürliche, Unheil verkündende Stille.
    Nackt und tropfend spähte sie hinter dem Plastikvorhang hervor. Lauschte einen Augenblick.
    Da war nichts als Stille – nicht einmal der Fernseher lief mehr.
    »Hallo?«, rief sie beunruhigt. »Officer Murphy?«
    Sie trat auf die Badematte. Ohne sich abzutrocknen, nahm sie den Frotteebademantel vom Haken an der Tür und zog ihn an. Nasse Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht, als sie hastig den Gürtel zuband, zur Tür schlich und die Hand auf den Türknopf legte.
    Etwas stimmte nicht. Das spürte sie in jeder Faser ihres Körpers, ihre Nervenenden feuerten ihr eine deutliche Warnung zu.
    Sie schlüpfte in das leere Schlafzimmer hinaus und schlich auf die geschlossene Tür zu, die zum Wohnzimmer der Suite führte.
    Als sie sich ihr näherte, ertönte drüben ein ersticktes Stöhnen, gefolgt von einem schweren Schlag, der den Boden unter ihren nackten Füßen erschütterte.
    Tavia erstarrte.
    Sie brauchte die Tür nicht zu öffnen, um zu wissen, dass auf der anderen Seite der Tod auf sie wartete, aber trotzdem drehte ihre Hand fast wie von selbst geräuschlos den Türknauf um. Sie spähte durch einen winzigen Spalt hinaus und blickte genau in die gebrochenen Augen von Officer Murphy, der reglos am anderen Ende des Flurs auf dem Boden lag. Er war ein hünenhafter Mann, und doch war sein Hals verdreht wie der einer Puppe, sein Kopf lag in einem morbiden Winkel auf dem Boden.
    Tavias Herz raste gegen ihre Rippen.
    Hatte der Eindringling sie alle getötet?
    Das war er , wusste sie mit einer instinktiven Gewissheit, die in ihren Adern pulsierte.
    Ihre Instinkte schrien ihr zu, sofort zu verschwinden. Sie wirbelte herum und eilte zu der Schiebetür am anderen Ende des Bettes. Nachdem sie ungeschickt am Türgriff gezerrt hatte, schaffte sie es schließlich, die Glastür aufzuziehen. Eine Winterbrise fuhr herein und blies ihr eisige Schneeflocken in die Augen. Nach zwei Schritten hinaus auf den kalten Betonbalkon blieb sie stehen und zischte einen Fluch.
    Sie war im zehnten Stock.
    Kein Fluchtweg, nicht von hier. Was immer vor ihrem Schlafzimmer im Gange war, sie war

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