Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
mittendrin und saß in der Falle.
»Scheiße.« Tavia wich von der offenen Schiebetür zurück, drehte sich um … und keuchte erschrocken auf.
Der Mann aus ihren Albträumen – der gestörte Psychopath, der Senator Clarence kaltblütig ermordet hatte und jetzt zweifellos auch sie ermorden wollte – stand keine drei Zentimeter von ihr entfernt.
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber bevor sie ein Geräusch von sich geben konnte, legte er ihr blitzartig eine Hand über den Nacken und die andere über ihren Mund. Sein Griff war stark, unnachgiebig. In ihren Augen stand das helle Entsetzen, sie packte seine Finger, aber sie waren wie Eisen.
»Ruhig«, befahl er knapp. Seine Stimme war tief und heiser, viel mächtiger so aus der Nähe als gestern Abend auf dem Revier. Auch sein grimmiger Mund wirkte irgendwie voller, und irgendetwas stimmte mit seinen Augen nicht.
Zuerst tat sie ihr seltsames Glühen und die verzerrten Pupillen als Streich ab, den ihr panischer Verstand ihr spielte. Das musste einfach eine Sinnestäuschung sein.
Aber nein … es war keine. Das war real.
So real wie die erbarmungslose Hitze seiner Hände; seine Finger in ihrem Nacken schienen sie zu versengen und drückten sich heiß auf ihren Mund.
So real wie die scharfen, schimmernden weißen Spitzen seiner Zähne, als er den Mund zum Sprechen öffnete. »Ich tu Ihnen nichts, Tavia.«
Oh Gott.
Ihr Albtraum stand ihr leibhaftig gegenüber.
Das war kein Mensch; er konnte keiner sein. Ihr Verstand wehrte sich gegen das Wort aus den Horrorgeschichten, die sie als Kind verschlungen und für die Sarah sie getadelt hatte.
Tavia war sich nicht sicher, was er war, aber sie wusste, dass er sie im nächsten Augenblick töten würde wie den Senator und die Männer drüben im Wohnzimmer. Jetzt wehrte sie sich mit allen Kräften, versuchte, sich ihm zu entwinden. Aber sie konnte nichts gegen ihn ausrichten, er rührte sich keinen Zentimeter. Er war stark – so stark wie ein Monster eben war.
Und mit dem plötzlichen Adrenalinstoß in ihrem Blut spürte Tavia, dass ihr Körper gegen die erzwungene Ruhe zu rebellieren begann, in die ihre Medikamente sie versetzten. Ihr Herz raste wie ein Presslufthammer, ihre Schläfen dröhnten. Sie stöhnte gegen die Finger, die ihr den Mund zuhielten, und versuchte gleichzeitig, sich durch Willenskraft von ihrer Panikattacke zu befreien.
Er manövrierte sie herum und stieß sie auf das Bett.
»Nein!« , schrie sie innerlich, der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
Sie lag auf dem Rücken und wehrte sich vergeblich, seine Hand lag immer noch flach auf ihrem Mund. Jetzt zog er die andere von ihrem Nacken weg und legte sie ihr auf die Stirn. Er berührte sie nur leicht, die Wärme seiner breiten Handfläche streifte kaum ihre Haut.
»Entspannen Sie sich, Tavia«, sagte er, und das tiefe, heisere Knurren klang jetzt weniger drohend als schmeichelnd. »Machen Sie die Augen zu.«
Sie bäumte sich auf, schlug mit dem Kopf um sich, auch wenn seine Worte seltsam tröstlich klangen. Dass sie ihm nicht gehorchte, schien ihn zu verwirren. Diese unmenschlichen glühenden Augen wurden schmal und durchbohrten sie.
»Schlafen Sie.« Dieses Mal war es ein Befehl, seine Hand lag immer noch auf ihrer Stirn.
Trotzig starrte sie zu ihm auf, ließ ihn merken, wie wütend sie war. In einem weiteren verzweifelten Versuch, sich zu befreien, trat sie heftig um sich und schlug mit den Fäusten auf seinen muskulösen Rücken und seine Schultern ein.
Als sie so gegen ihn kämpfte, spürte sie plötzlich kühle Luft auf ihrer Brust. Ihr Hotelbademantel klaffte in einem weiten V nach unten auf und entblößte sie vom Hals bis zum Nabel, genau dort, wo ihre Haut am schlimmsten verunstaltet war.
Er starrte.
Dann fluchte er. »Ich werd verrückt … «
Tavia stöhnte, die Demütigung steigerte ihr Grauen zu etwas noch Schrecklicherem. Es war schon schlimm genug, angegriffen und in Todesangst zu sein. Und jetzt starrte dieses verblüffend unmenschliche Wesen sie auch noch mit offenem Mund an, als wäre sie hier das Monster.
Mit einem weiteren, noch deftigeren Fluch nahm er seine Hand von ihrer Stirn, legte tierhaft den Kopf schief und suchte mit seinen wilden bernsteingelben Augen wieder ihren Blick, sichtlich ungläubig. »Was zum Teufel ist das?«
10
Er halluzinierte.
Es konnte nicht anders sein.
Chase wusste, was die Blutgier mit Angehörigen seiner Spezies anstellen konnte. Er verstand, wie die Krankheit einem Verstand und
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