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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sagte er nüchtern. »Aber es besteht wirklich kein Grund zur Beunruhigung, das versichere ich Ihnen. Ich werde Ihnen ein kleines Stärkungsmittel verabreichen, danach fühlen Sie sich wieder wie neu. Besser als nach einer Woche Wellnesshotel. Einverstanden?«
    Tavia widerstand nur knapp dem Drang, ihm zu sagen, dass sie noch nie einen Fuß in ein Wellnesshotel gesetzt hatte. Solche Dinge waren für sie wegen ihrer zarten Konstitution und ihrer massiven Hautprobleme tabu – wie er sehr wohl wusste, da er seit ihrem Säuglingsalter ihr einziger Hausarzt gewesen war. Er versuchte, unbeschwert und humorvoll zu sein, aber seine Stimme war irgendwie monoton und sein Blick seltsam stumpf. Sie schauderte ein wenig, tief in ihrem Inneren.
    Er kam zu ihr an die Bettkante herüber. »Würden Sie bitte den Arm frei machen?« Sie zögerte, dann gehorchte sie, schob zentimeterweise den langen Ärmel ihres Pullovers hoch. »Wie ich sehe, ist mit Ihrer Haut alles in bester Ordnung«, sagte er zu ihr. »Das ist wunderbar, Tavia. Ein sehr gutes Zeichen.«
    Er riss einen Desinfektionstupfer auf und fuhr damit über ihren nackten Bizeps, es fühlte sich kalt an. »Wie viele andere wie mich haben Sie behandelt, Dr. Lewis?«
    Er sah auf, sichtlich verblüfft. »Bitte?«
    »Gibt es viele andere mit meiner Krankheit?«, fragte sie. »Wer sind sie? Wo wohnen sie?«
    Er antwortete nicht. Er zerdrückte den gebrauchten Tupfer und seine Folienverpackung in der Faust, drehte sich um und warf sie in den Papierkorb in der Ecke.
    »Ich dachte, ich bin die Einzige«, sagte sie, unsicher, warum angesichts dieser Enthüllung ihr Atem so heftig ging und ihr Puls schneller wurde. Aus Angst vor einer Antwort, von der sie plötzlich gar nicht mehr wusste, ob sie sie hören wollte. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass es noch andere gibt?«
    Er kicherte leise. »Da hat wohl jemand an der Tür gelauscht. Sie waren schon immer naseweis, Tavia. Schon als Kind.«
    Jetzt machte er sich an seinem Arztkoffer zu schaffen, seine Stimme war kokett und leicht herablassend. Und ehrlich gesagt ging er ihr auf die Nerven damit. »Wie viele, Dr. Lewis? Ist schon jemand gestorben an dieser … Krankheit, die ich habe?«
    »Konzentrieren wir uns jetzt darauf, dass es Ihnen wieder bessergeht, okay? Wir können über alles reden, sobald Sie wieder völlig hergestellt sind.«
    »Ich fühle mich nicht krank.«
    »Aber das sind Sie, Tavia.« Er seufzte schwer und holte mehrere Instrumente aus seiner Tasche. »Sie sind eine schwer kranke junge Frau, und dieses Mal haben Sie Glück gehabt. Das nächste Mal könnte es anders ausgehen.«
    Ihre innere Alarmglocke schrillte, als sie ihm zusah, wie er eine Ampulle aus seinem Koffer holte und daraus eine klare Flüssigkeit in eine riesige Spritze aufzog. Dann drehte er sich um und kam mit einem unheimlichen Lächeln auf sie zu. »Sie werden sich gleich sehr viel besser fühlen.«
    Oh verdammt, das nicht. Tavia zuckte zurück, vom reinen Überlebensinstinkt getrieben. Sie wusste nicht, woher er kam, auch nicht, wie es ihr gelungen war, sich so schnell zu bewegen, aber plötzlich war sie aufgestanden und stand auf der anderen Seite ihres Bettes, in dem Sekundenbruchteil, den sie brauchte, um auch nur den Gedanken zu formulieren.
    Dr. Lewis starrte sie mit offenem Mund an. Er räusperte sich, reagierte aber erstaunlich gelassen. »Machen Sie bitte kein Drama daraus, Tavia. Ich will Ihnen doch nichts tun. Ich will nur helfen.«
    Leise schloss er die Tür und kam mit gezückter Spritze auf sie zu. Sein Lächeln war nicht mehr nur unheimlich, sondern drohend geworden.
    Tavias Haut begann zu prickeln, wurde warm und angespannt. Ihre Zähne taten weh, und sie konnte spüren, wie ihr Sehvermögen schärfer wurde und ihr Blick sich auf ihn fokussierte wie auf ein Beutetier.
    Dr. Lewis legte den Kopf schief und schnalzte leise mit der Zunge. »Böses Mädchen. Da hat jemand nicht die Wahrheit gesagt, wo sie war und was sie getrieben hat.«
    Als er um das Fußende des Bettes zu ihr herumkommen wollte, bewegte Tavia sich mit ihm, blieb ihm immer gegenüber. »Wer hier nicht die Wahrheit sagte, waren Sie.« Beim Sprechen spürte sie das Kratzen ihrer Fänge an ihrer Zunge. »Was zur Hölle haben Sie mir all die Jahre lang gegeben? Was haben Sie mit mir gemacht?«
    »Tavia? Dr. Lewis?« Tante Sarahs Stimme erklang auf der anderen Seite der geschlossenen Tür. »Ist da drin alles in Ordnung?«
    »Tante Sarah, bleib draußen!«, schrie Tavia.

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