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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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»Bitte komm nicht rein!«
    Ihre Sorge um ihre Tante war echt, aber ein Teil von ihr konnte nicht ertragen, dass die alte Frau sie in diesem Zustand sah. Sie wollte die Liebe ihrer Tante nicht verlieren, wenn sie entdeckte, dass das Mädchen, das sie großgezogen hatte, in Wirklichkeit ein Monster war.
    »Tavia, was ist da los – «
    »Es ist gefährlich«, schrie sie. »Ruf Hilfe, aber komm nicht rein. Dr. Lewis – «
    »Das Mädchen wurde kontaminiert«, unterbrach er und sprach mit entnervender Ruhe über sie hinweg. »Der Prozess wurde aktiviert.«
    Der Prozess? Was zur Hölle sollte das bedeuten? Was genau hatte Dr. Lewis all die Jahre mit ihr gemacht? Tavia blieb keine Zeit, sich das zu fragen.
    Dr. Lewis sprang sie an. Die lange Nadel der Spritze schoss in einem schnellen, tödlichen Bogen auf ihr Gesicht zu. Tavia sprang aus ihrer Reichweite, Muskeln und Glieder bewegten sich in perfektem Zusammenspiel, so mühelos wie Atmen. In einem Augenblick stand sie noch vor ihrem Angreifer, im nächsten kauerte sie geduckt und sprungbereit hinter ihm.
    Keine Zeit, sich zu fragen, ob ihm klar war, dass er keine Chance gegen sie hatte. Jetzt griff er sie wieder an, und sie betrachtete ihn, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Wie hatte ihr nur das stumpfe Glitzern seiner Augen entgehen können? Es waren die Augen eines Hais, tot und kalt. Seelenlos.
    Es war ihr neues, klareres Sehvermögen, das ihr das zeigte, und angesichts des schwachen Lichtscheins auf Dr. Lewis’ mordlustigem Gesicht wusste sie, dass ihre Augen bernsteingelb glühten. Wieder sprang er sie an, die Spritze wie eine Waffe schwingend.
    Tavia drückte sich mit den Fußballen ab und riss ihn zu Boden. Sein Kopf schlug hart gegen die Bettkante, und eine Wunde platzte auf seinem ergrauten Schädel auf und begann heftig zu bluten. Mit ihren neu erwachten Sinnen nahm sie einen bitteren, muffigen Geruch an ihm war. Er war ein Mensch und … doch keiner.
    Und er würde nicht einfach aufgeben. Er versuchte weiter, sie mit der Nadel zu treffen, aber Tavia packte ihn am Handgelenk. Drehte es herum, bis es brach. Seine Schmerzen mussten unerträglich sein, doch er grunzte nur. Mit einem wilden Knurren, das ihr die Kehle aufstieg, verdrehte Tavia seinen gebrochenen Arm, rammte dem alten Mann die Spritze in die Brust und drückte sie zu.
    Sofort begann er zu keuchen und zu husten. Dicker Schaum quoll ihm aus dem Mund, seine Augen traten hervor, sein Kiefer erschlaffte, und Speichel rann auf sein Kinn hinunter. Die Medizin war Gift, zumindest für ihn. Sein Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, und dann hauchte er mit einem erstickten Rasseln sein Leben aus.
    Tavia sprang auf und rannte panisch in die Diele hinaus. Sie musste Tante Sarah finden und sie beide hier rausbringen.
    Die alte Frau war in der Küche am Telefon. Sie sprach hastig, die Stimme zu einem vorsichtigen Flüstern gesenkt, und merkte nicht, dass Tavia sich ihr näherte oder dass Tavia in ihrer mächtigen neuen Gestalt sie perfekt hören konnte.
    »… der Prozess wurde aktiviert. Ja, Meister. Lewis ist bei ihr. Natürlich. Ich verstehe, Meister.«
    Tavia wurden die Knie weich, als sie ihre Tante reden hörte. Seltsame Worte. Eine seltsame, ausdruckslose Sprechweise. Servil und gefühllos. Es kostete Tavia Anstrengung, ihre Stimme zu finden. »Tante Sarah?«
    Abrupt legte sie auf und fuhr herum. »Tavia! Bist du in Ordnung? Was um Gottes willen war eben da drin los? Wo ist Dr. Lewis?«
    Tavia verzog keine Miene. Tante Sarahs Besorgnis fühlte sich jetzt völlig unecht an. So falsch wie die von Dr. Lewis. Ihr wurde ganz elend, als es ihr dämmerte. »Ich habe ihn getötet.«
    »Du hast … was?«
    »Tante Sarah, wer war da eben am Telefon?«
    Sie machte sich an ihrer fröhlichen Weihnachtsschürze zu schaffen, strich nichtexistente Falten glatt. »Es war, äh, die Assistentin von Dr. Lewis. So, wie das da vor einer Minute klang, dachte ich, ich rufe besser dort an … damit … sie … noch jemanden … schicken … «
    Die Lüge erstarb auf ihren Lippen. Ihr Gesicht entspannte sich und wurde seltsam ruhig. Emotionslos.
    Tavia schüttelte den Kopf und bemerkte, dass Sarahs Augen genauso stumpf glänzten wie die von Dr. Lewis. Jetzt, wo ihr Sehvermögen schärfer war als jemals zuvor, konnte sie es sehen. Wo keine Medizin mehr diesen übernatürlich mächtigen Teil von ihr dämpfte, der in ihr gewohnt hatte, wahrscheinlich schon ihr ganzes Leben lang.
    Sarah wich in die Küche zurück, fort

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