Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Lakaien. Der Polizist in deiner Hotelsuite war auch einer. Genauso wie deine Tante und dein Arzt. Sie alle gehörten Dragos. Wir wissen nicht, wie viele Geistsklaven er noch unter seinem Befehl hat. Nach all den Jahren könnten es Tausende sein.«
Tavia runzelte die Stirn. »Und wie passe ich ins Bild? Tante Sarah sagte, ich gehöre ihm auch. Dass ich ihm von Anfang an gehörte – so hat sie es ausgedrückt. Ich bin keiner seiner Lakaien.«
»Nein«, sagte Chase. »Aber es ist keine Frage, dass Dragos damit zu tun hat, dass es dich gibt. Vor dir, Tavia, hat es nie weibliche Stammesvampire gegeben. Keine einzige, niemals. Unsere Spezies entstand vor Tausenden von Jahren, als ein Schiff mit einer Gruppe hoch entwickelter Außerirdischer auf diesem Planeten notgelandet ist. Sie haben getötet und vergewaltigt, und manchmal haben sie Frauen mit besonderen genetischen Eigenschaften – Stammesgefährtinnen – geschwängert.«
Er konnte ihre Miene jetzt nicht deuten, sah sowohl stilles Verstehen als auch offene Skepsis. »Du willst mir damit sagen, dass Außerirdische und Menschen sich vor Jahrtausenden gepaart und Vampirbabys produziert haben?« Sie schnaubte verächtlich. »Das ist lächerlich. Weißt du, wie verrückt du dich anhörst?«
»Inzwischen solltest du wissen, dass ich das nicht bin.« Als sie wegsehen wollte, legte er die Fingerspitzen unter ihr störrisches Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Er hatte ihr gesagt, dass er sie nicht anlügen würde, also entschied er sich für die ungeschönte Wahrheit. »Unsere außerirdischen Ahnen waren nicht von dieser Welt, das ist wahr. Sie waren blutsaufende Kriegerbestien, die damals ganze Zivilisationen hingemetzelt haben. Die Ältesten sind jetzt alle tot, aber bis vor ein paar Wochen war noch einer übrig. Dragos hielt ihn jahrzehntelang in seinen Labors gefangen, bis der Älteste nach Alaska entkam und dort vom Orden getötet wurde. Aber bis dahin benutzte Dragos diesen gefangenen Ältesten für genetische Experimente und für die Zucht einer Armee von Killern, die mächtigste Armee, die dieser Planet je gesehen hat. Wenn Dragos beschließt, sie loszulassen, werden die Folgen katastrophal sein.«
»Und ich?«, fragte Tavia jetzt. »Ich verstehe nicht, was das alles mit mir zu tun hat.«
»Wirklich nicht?« Chase schwieg, gab ihrem scharfen Verstand Zeit, die Möglichkeiten durchzuspielen.
»Dragos hat mich erschaffen«, sagte sie nach einem Augenblick. »Ich war eines seiner genetischen Experimente.«
Chase nickte grimmig. »Das ist die einzige Erklärung dafür, dass du existierst, Tavia. Du bist definitiv Angehörige des Stammes, aber du bist eine Frau – das ist bei uns noch nie da gewesen. Und du kannst dich im Sonnenlicht aufhalten, ohne zu verbrennen. Auch das war für unsere Spezies unmöglich. Bis jetzt. Bis du kamst.«
»Also wurde ich von einem Ungeheuer in Dragos’ Labor gezeugt. Und was ist dann mit meiner Mutter?«
»Sie muss eine Stammesgefährtin gewesen sein«, sagte Chase. »Dragos hielt Dutzende von ihnen über Jahrzehnte hinweg in seinen Labors gefangen. Du dürftest irgendwo auf deinem Körper ein kleines rotes Muttermal in Form einer Träne und einer Mondsichel haben.«
Tavia starrte ihn verblüfft an. »Im Kreuz. Ich habe immer geglaubt, es wäre auch nur eine Narbe. Nichts, was ich geglaubt habe, war wahr, nicht? Alles war gelogen.« Sie wich zurück und schlang sich die Arme um den Bauch, als müsste sie sich gleich übergeben. Sie warf ihm einen gequälten Blick zu, ihre grünen Augen sprühten bernsteingelbe Funken. »Warum hat er mir das angetan? Was konnte Dragos nur davon haben, mich zu erschaffen wie Frankensteins Monster?«
»Du bist kein Monster«, versicherte ihr Chase.
»Ich bin eine verdammte Missgeburt!«, schrie sie. Die Glyphen , die über dem hochgeschlossenen Kragen ihres Pullovers hervorschauten, pulsierten farbig in den dunklen Schattierungen wachsender Verzweiflung, und unter ihrer Oberlippe wurden die scharfen Spitzen ihrer Fänge sichtbar.
Sie war so schön, dass er kaum noch klar denken konnte. Aber das sah sie nicht. Mit einem rauen Fauchen schob sie die langen Ärmel ihres Pullovers hoch und entblößte ihre Unterarme. Dann begann sie, mit den Handflächen hektisch über die Dermaglyphen zu reiben, die sich ihre Arme hinaufzogen, als wollte sie sie von ihrer Haut abkratzen.
Chase nahm ihre Hände in seine und hielt sie fest »Du bist kein Monster, Tavia. Was du bist, ist ein Wunder.«
Er strich
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