Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Womit er auch nicht direkt danebenlag. »Absolut bemerkenswert. Aber … wie kann das sein?«
»Ich erklär’s dir später.« Chase überprüfte seinen Waffengürtel und nahm sich mehr Munition aus der Schachtel auf dem Kaminsims. »Jetzt musst du sie aus Boston wegbringen. Bring sie persönlich zu Lucan. Er wird wissen, was zu tun ist.«
Rowan öffnete den Mund, aber bevor er protestieren oder weitere Fragen stellen konnte, meldete Tavia sich zu Wort. »Ich gehe nirgendwohin, mit niemandem.«
»Doch, wirst du«, antwortete Chase. »Du bist hier nicht sicher. Dragos wird wissen, dass seine Lakaien tot sind, und dann wird er dich suchen. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass dir nichts Schlimmeres passieren kann, als ihm in die Hände zu fallen.«
Das störrische Kinn hob sich leicht. »Das riskiere ich. Aber ich gehe nirgendwohin, bis ich nicht mehr darüber weiß, wer ich wirklich bin und was hier los ist.«
»Und dabei werde ich dir helfen, wenn ich kann. Du hast gesagt, die Klinik deines Arztes ist in Sherborn? Dort hat er deine Patientendaten und die aller anderen, die er auf Dragos’ Befehl behandelt hat?«
»Ja, aber das Grundstück der Klinik ist eingezäunt und wird rund um die Uhr von bewaffnetem Sicherheitspersonal bewacht.«
Chase zuckte mit den Schultern. »Kein Problem.«
»Warte mal«, unterbrach Rowan. »Noch mal langsam. Sag mir, worum es hier geht, Chase. Wenn das etwas mit Dragos zu tun hat, sollten wir den Orden lieber sofort informieren.«
»Dazu ist keine Zeit mehr. Verdammt, es ist wahrscheinlich schon zu spät, überhaupt noch an irgendwelche Informationen zu kommen. Womöglich hat Dragos diese Klinik schon dichtgemacht.«
Rowan stieß einen dunklen Fluch aus. »Umso mehr Grund, auch Lucan und den Orden hier zu haben. Ich rufe sie an – «
»Tu, was du tun musst«, antwortete Chase und fand es schwer, die Bitterkeit aus seiner Stimme herauszuhalten. Während Rowan nach wie vor in direktem Kontakt zum Orden stand, wusste er nicht einmal, wohin sie alle gegangen waren.
»Ich werde jedenfalls nicht tatenlos hier rumsitzen. Ich gehe jetzt zu dieser verdammten Klinik raus.«
Tavia war an seiner Seite, noch bevor er den ersten Schritt getan hatte. Dass eine Frau sich mit der übernatürlichen Schnelligkeit und Agilität des Stammes bewegen konnte, irritierte ihn immer noch ein wenig.
»Ich komme mit«, sagte sie. »Schließlich reden wir hier über mein Leben. Ich werde nicht tatenlos zulassen, dass mich jemand kontrolliert. Nie wieder. Außerdem bin ich die Einzige von uns, die sich mit der Klinik und den Krankenakten auskennt. Du brauchst mich.«
Sosehr Chase ihr auch widersprechen wollte – ihm war klar, dass hier jede Diskussion vergebens war. Sie würde ihn nur wertvolle Zeit kosten – die sie nicht hatten, wenn sie auch nur die geringste Chance haben wollten, aus der Klinik des toten Arztes noch irgendetwas von Wert zu holen. Tavia Fairchild war zwar unerfahren, aber von ihrem Blut und ihren Knochen her war sie eine Stammesvampirin – mit allen übernatürlichen Kräften. Und sie war auch eine Frau, und ihrer entschlossenen Miene nach war Chase klar, dass sie sich von ihm nichts verbieten lassen würde.
»In Ordnung«, sagte er. »Worauf warten wir noch?«
19
Die Privatklinik von Dr. Lewis lag idyllisch auf einem Grundstück, das in der Kolonialzeit eine Farm in der ländlichen Stadt Sherborn gewesen war. Auf halber Höhe des mondhellen einspurigen Zufahrtsweges stand ein Pförtnerhäuschen mit einer automatischen Schranke, die als Einfahrtstor diente.
Diese modernen Ergänzungen waren Tavia neben den robusten Steinmauern und grünen Hügeln des Anwesens immer sehr fehl am Platz vorgekommen. Aber Dr. Lewis hatte immer sehr großen Wert auf die Privatsphäre und die Sicherheit seiner Patienten gelegt, was es noch sonderbarer machte, als Tavia, Chase und Mathias Rowan vor das dunkle Pförtnerhäuschen fuhren und es leer fanden.
»Da stimmt was nicht«, sagte sie vom Rücksitz ihres dunklen Geländewagens. »Hier ist immer Sicherheitspersonal, zu jeder Zeit. Dr. Lewis hatte rund um die Uhr jemanden am Tor postiert.«
Chase sah aus dem Beifahrerfenster auf die dunkle Landschaft und warf dann seinem Freund am Steuer einen grimmigen Blick zu. »Dragos weiß, dass diese Klinik nicht mehr sicher ist.«
Rowan nickte, ebenso ernst. »Es könnte eine Falle sein. Ist vielleicht das Risiko nicht wert, weiterzufahren.«
»Wir müssen aber.« Tavia beugte sich vor und packte die
Weitere Kostenlose Bücher