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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Unzucht mit Männern zu treiben und sich an diese zu verkaufen.“  
    Wie ein Eimer kalten Wassers ergossen sich diese Worte über mich. Automatisch fuhr meine Hand zu der Augenbinde, um sie wegzuschieben. Doch ein harter Schlag traf meine Hand, so dass ich sie schnell wieder zurückzog.  
    „Das sind schwere Vorwürfe. Wie kommt ihr zu der Überzeugung?“  
    „Wir sind ihm gefolgt, und haben ihn bei seinem schändlichen Treiben beobachtet. Wie Tiere benehmen sich diese Männer und fallen auf offener Straße übereinander her. Nicht nur, dass Nikola mitmacht, er ermutigt sie sogar und lässt sich dafür bezahlen.“  
    „Habt ihr einen Beweis?“  
    „Ich könnte euch noch widerlichere Dinge erzählen, die dieser Mann hier getan hat, aber vielleicht reicht dies aus.“  
    Eine Hand fuhr in meine Hosentasche. Einige raschelnde Geldscheine, die ich vergessen hatte, Paco zu geben und drei silbern verpackte Kondome fielen heraus.  
    Vereinzelte Rufe der Empörung waren zu hören, doch Paco brachte sie mit seiner Autorität schnell zum Verstummen.  
    „Hast du etwas zu deiner Verteidigung vorzutragen, Nikola?“  
    Was sollte ich sagen? Sie hatten recht. Ich hatte mit Männern Sex gehabt. Und ich wusste auch, dass dies eine Sünde war, die bestraft werden musste. Aber ich tat dies doch nur aus einem ganz bestimmten Grund. Und den würden sie sicher nicht verstehen. Deshalb zog ich es vor, ohne Umschweife die Wahrheit zu sagen.  
    „Ich kann mich nicht verteidigen“, sagte ich. „Denn die Anklage entspricht der Wahrheit.“  
    Erneut erklangen Rufe der Entrüstung.  
    „Ich allein habe mich zu diesem Handeln entschlossen - freiwillig“, sagte ich leise, aber mit klarer Stimme. „Und ich allein werde die Strafe verbüßen.“  
    Was konnten sie schon tun? Sie würden mich schon nicht verstoßen. Dafür musste man sich mehr zuschulden kommen lassen, als das, was ich getan hatte. Jetzt wusste wenigstens jeder in meinem Clan, dass ich nicht bereit war, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Einen besseren Beweis hätte ich ihnen gar nicht liefern können, dachte ich trotzig. Dass es so öffentlich preisgegeben wurde, war zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, aber nun waren die Fronten wenigstens geklärt. Und Piero wusste auch Bescheid. Ein Lächeln huschte mir bei diesem Gedanken übers Gesicht. Was er jetzt wohl von mir hielt?  
    „Habt ihr das gehört? Er bekennt sich schuldig!“, donnerte die Stimme von Saras ältestem Bruder. „Und schaut ihn euch an! Er bedauert es nicht einmal. Er lacht über uns. Und ich bin mir sicher, dass er es wieder tun wird.“  
    Augenblicklich verschwand mein Lächeln. Ich wollte nicht, dass meine Sippe dachte, dass ich mich über sie lustig machte. So etwas lag nicht in meiner Absicht.  
    „Was fordert deine Familie als Wiedergutmachung?“, fragte Paco.  
    „Wir fordert Genugtuung, denn wir wollen keinen Abschaum in unserer Familie haben.“  
    „Heißt dass, ihr wollt die Verlobung zwischen Sara und Nikola lösen?“  
    Erleichterung stieg in mir hoch. Genau das war es, was ich erhofft hatte. Doch so einfach, wie ich glaubte, machte man es mir nicht.  
    „Sara möchte die Verlobung nicht lösen“, antwortete ihr Bruder. „Meine Familie will für die zugefügte Schmach einen Ausgleich in angemessener Höhe, die wir deinem gütigen Urteil überlassen. Außerdem muss Nikola büßen und sich rein waschen. Vorher sind wir nicht bereit, ihm Sara anzuvertrauen und in unserem Familienkreis aufzunehmen.“  
    Ich stöhnte auf, als ich dies hörte. Die Erleichterung, die gerade noch in mir gewesen war, verwandelte sich in eine kalte Faust, die sich mir in den Magen bohrte. Das klang so, als müsse meine Familie löhnen. Das würde mir mein Vater heimzahlen. Und ich wusste auch schon, wie das aussehen würde.  
    „Es ist eine edle Geste, diesem gestrauchelten Mann eine zweite Chance zu geben“, sagte Paco. „Wähne dich glücklich, Nikola Č erve ň ákowi  
    . Nicht jeder bekommt die Möglichkeit, sich von seinen Sünden zu reinigen. Danke Gott für seine allumfassende Gnade und lasst es nach seinem allmächtigen Willen geschehen.“  
    Sofort packte jemand meine Arme und fesselte meine Hände vor meinem Körper. Eh ich wusste, was geschah, zog man mich auf die Beine, so dass ich einige Schritte nach vorn stolperte, um nicht der Länge nach hinzufallen. Noch immer umgab mich schwarze Finsternis. Über mir hörte ich den Wind in den Zweigen der Bäume

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