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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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welche gestern auf dem Laufsteg getragen wurden.  
    „Nach so einer Show herrscht immer ein gewaltiges Chaos. Normalerweise merkt keiner, dass sie fehlen.“  
    „Warum normalerweise?“, fragte ich einem Impuls folgend.  
    „Na ja“, stammelte Christin. „Heute lief das irgendwie ganz blöd … “  
    Ich sah sie auffordernd an.  
    „Gerade als ich die Hemden einpackte, kam Alain rein. Und da hab ich's ihm erzählt.“  
    „Was hast du ihm erzählt?“  
    „Du weißt schon … dass du bei Tom wohnst, keine Wohnung hast und ich dir gerade aushelfe.“  
    „Super!“ Hilflos warf ich die Arme in die Luft. „Jetzt weiß er also offiziell, dass ich ein Loser bin. Bisher hatte er es sich ja nur gedacht.“  
    „Nein, das denkt er sicher nicht. Er hat gesagt, es ginge in Ordung. Ich könnte die Sachen mitnehmen.“  
    „Wenn das so ist … “ Ich drehte mich zum Fenster und sah in den blauen Himmel.  
    „Ach, komm schon. Es ist doch egal, was er denkt. Ich bin froh, dass ich dir helfen kann. Und ich bin froh, dass du hier bist.“ Sie strich mir über den Arm und zog mich an der Hand. „Ich geh dir doch nicht etwa auf die Nerven, oder? Sag es ruhig! Ich kann es vertragen. Mir haben schon viele Leute gesagt, dass ich zu viel quassle. Ich kann nichts dafür. Das ist mein einzigartiger Charakter.“  
    Sie sah mich mit ihren großen Augen an und ich bemerkte die Unsicherheit, die sie mit ihrem Wasserfall aus Worten zu überdecken versuchte.  
    „Und?“ Sie hielt mir die Hemden entgegen. „Bleibst du? Wenigstens heute noch? Nicht, dass ich ein Problem mit dem Alleinsein hätte … Es ist nur … ich wollte dir was zeigen … im Fernsehen. Du musst heute auch nichts mehr trinken. Versprochen.“  
    „Okay, ich bleibe. Aber nicht, weil ich nicht weiß, wo ich sonst hin sollte … “, antwortete ich. Obwohl mir in ihrer kleinen Wohnung die Decke auf den Kopf fiel, durchbrach Christins quirlige Gegenwart die Einsamkeit, unter der ich seit Wochen gelitten hatte.  
    Nervös strich sich Christin ihr blondes Haar hinter das Ohr. „Ich muss dir noch was sagen. Weißt du, ich mache bei dir eine ganz besondere Ausnahme. Ich lasse sonst niemanden bei mir schlafen, einfach so … vor allem keine Männer … aber bei dir … ich weiß auch nicht … “  
    „Ich mag dich auch“, fiel ich ihr ins Wort und brachte sie damit blitzartig zum verstummen. Sie sah mich sekundenlang an. Ihr Körper schwankte fast unmerklich, so als überlege sie, ob sie mich umarmen sollte. Und dann war der Moment vorbei. Sie zwinkerte mehrmals, drehte sich um und begann, ihre Einkäufe in die Küche zu räumen.  
    „Warum hast du nicht die Kaffeemaschine benutzt? Die Bedienung ist ganz einfach.“ Sie sah zu mir herüber. „Ich werde es dir zeigen. Nur ein paar Handgriffe.“  
    Bei ihr hatte ich nicht das Gefühl, als müsse sie sich zu mir herablassen. Sie meinte es ehrlich, ohne sich lustig zu machen. Das mochte ich.  
     „Dann bring ich dir morgen den Kaffee ans Bett“, sagte ich, nachdem sie mir die Funktionen erklärt hatte.  
    Sie strahlte mich an. „So was habe ich mir schon immer gewünscht.“  
    Einige Zeit später saßen wir nebeneinander auf der Couch, aßen Baguette und Käse. Der Fernseher lief. Christin hatte ein sogenanntes Star-Magazin eingeschaltet, wie sie mir erklärte. Hier erfuhr man alles, was so in der Welt der Reichen und Schönen passierte. Und die derzeitigen Modenschauen in Paris waren eindeutig ein Thema, welches die Leute interessierte.  
    „Sicher bringen sie auch was von unserer Show“, fieberte Christin und steckte sich einen Käsewürfel in den Mund. „Sie bringen immer etwas von Alain. Vielleicht zeigen sie ja sogar dich.“  
    Ich spürte ihre Nervosität, wie knisternde Elektrizität. Wenn ich sie jetzt mit einem Finger berührte, würde bestimmt ein Funke auf mich überspringen.  
    „Wär' auch nicht so schlimm, wenn sie mich nicht zeigen“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Wär' mir eh nur peinlich.“  
    Sie schien mich nicht zu hören. Unverwandt starrte sie auf den Bildschirm. „Da, da, siehst du“, lachte sie und wies mit dem Finger auf die bunten Bilder.  
    „ … des Designers Alain Serafon, der bisher für seine elegante Herrenmode bekannt war. Scheinbar wagt er jetzt den Schritt in die Unterwäschen- und Bademode. Es ist ihm auch nicht zu verdenken … “  
    „Das bist DU“, schrie Christin neben mir und begann auf und ab zu hüpfen. Die Couch gab

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