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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Concierge. „Folgen Sie mir. Monsieur Jaroudas und Monsieur Van Campen erwarten sie.“  
    Schnell eilte ich hinter Alain her, der sich vom Concierge geführt, einen Weg durch die Besucher bahnte.  
    Wir schlüpften durch eine kleine Tür und betraten die Räumlichkeiten hinter der Bühne. Hier war von dem ganzen Prunk nichts mehr zu sehen. Rohes Holz dominierte. Ein Wirrwarr von gespannten Seilen, zog sich bis unter die hohe Decke. Verwundert sah ich mich in dieser, mir unbekannten Welt der Illusionen um, die sich hier eröffnete. Der Bedienstete führte uns zu einem Tisch, auf dem ein Champagnerkühler und gefüllte Gläser bereit standen.  
    „Die Monsieurs sind gleich bei Ihnen“, sagte er und trat dezent zur Seite.  
    „Was tun wir hier?“, fragte ich und sah mich um.  
    Alain hob seinen Spazierstock und betrachtete den Knauf. „Ich möchte dir etwas zeigen. - Oh, da kommen sie ja schon.“  
    Er lächelte über meine Schulter hinweg und ich drehte mich eilig um. Fast verschluckte ich mich an dem Champagner, als Nerone und Poppea in ihrer ganzen Bühnenpracht auf uns zukamen.  
    „Monsieur Serafon, es freut uns, Sie begrüßen zu dürfen.“ Ein großer Mann, der mich fast um einen Kopf überragte, reichte Alain die Hand. Er trug das Kostüm des Kaisers Nero, das ich gerade eben noch auf der Bühne bewundern durfte.  
    „Nikola, darf ich dir vorstellen, Monsieur Jaroudas.“  
    „Oh, Sie singen göttlich“, flüsterte ich atemlos. „Aber ich bin über Ihre tiefe Sprechstimme erstaunt.“  
    Alle drei lachten.  
    „Unsere Kunst überrascht viele Menschen.“ Die Zähne des Sängers blitzten, als er mich anlächelte.  
    „Gleich wirst du noch mehr staunen“, entgegnete Alain. „Das hier ist Monsieur van Campen, der die Rolle von Nerones Geliebter singt.“  
    Jetzt erst sah ich, dass sich hinter dem Make-up der schönen Frau mit dem langen blonden Haar, ein junger Mann verbarg.  
    „Man nennt unser Gesangsfach Countersopran“, erklärte er mir mit einer sanften, tiefen Stimme und reichte mir lächelnd die Hand. „Es handelt sich um eine besondere Stimmtechnik und keine Abartigkeit der Natur, wie so viele Menschen gern glauben.“  
    „Nein … niemals … ich würde doch nicht …“, stammelte ich.  
    Wieder lachten sie. Alle drei schienen sich über meine Verblüffung köstlich zu amüsieren.  
    „Es ist immer wieder schön, wenn wir überraschen können. Hat Ihnen die Oper bis jetzt gefallen?“ Der junge Mann verwirrte mich noch immer mit seiner weiblichen Aufmachung. Obwohl seine Stimme sowie seine Gestik eher männlich war, wirkte sein Gesicht zart und mädchenhaft.  
    „Ja … sicher. Es ist das erste Mal, dass ich eine Oper besuche.“  
    „Dann hat Ihr Freund Sie zur Einführung genau in das richtige Meisterwerk mitgenommen. Es ist eine Premiere, dass zwei Männer die Hauptrollen in dieser Monteverdi-Oper singen. Wir mussten sehr darum kämpfen, unser Vorhaben durchzusetzen. Aber es hat sich gelohnt. Ich finde, man muss etwas für die Toleranz der Menschen tun, nicht wahr?“ Er zwinkerte mir zu.  
    „Ganz bestimmt“, antwortete ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach.  
    „… vielen Dank noch einmal für Ihre Unterstützung bei den Kostümentwürfen“, sagte der andere Sänger gerade zu Alain. „Ohne Ihre Hilfe hätten wir sicher mit mehr Schwierigkeiten rechnen müssen.“  
    „Ich tue in solchen Angelegenheiten, was ich kann. Unsereins sollte sich gegenseitig unterstützen.“  
    „Da haben Sie vollkommen recht. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend und viel Vergnügen.“  
    Alain nickte den zwei Sängern wohlwollend zu, fasste mich am Arm und führte mich zurück ins Foyer.  
    „Und? War es lehrreich für dich?“  
    „Ja, ich habe gelernt, dass man seinen Augen und Ohren nicht immer trauen kann.“  
    „Das hatte ich mir bei dir damals auch gedacht.“ Alain lachte. „Ich hoffe, der barocke Gesang langweilt dich nicht zu sehr.“  
    „Nein, wie kommst du darauf?“  
    „Ich wollte nur sicher gehen. Jetzt kommt nämlich das Beste.“  
    „Das Phantom?“, ich riss in gespielter Panik die Augen auf.  
    „Ich hoffe doch nicht. Es hat die unschöne Angewohnheit, die zu entführen, die es begehrt, und ich würde deine Anwesenheit zu gern weiterhin genießen.“  
    Wir liefen nebeneinander her, und ich spürte Alains Blick wie Finger auf mir. Dennoch berührte er mich nicht.  
    So war es immer. Er streichelte mich

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