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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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einer Fliege mit Perücke gab.  
    „Bleib stehen und genieße das Schauspiel, das sich dir gleich bieten wird. Es ist eine Rarität, denn das Supermodel Nikola Sherkow - das bin übrigens ich - tut so etwas eigentlich nicht mehr“, sagte ich. Dann steuerte ich auf die Blondine zu.  
    Als ich an ihr vorbeilief, rempelte ich einen Touristen an, der ihr vor die Füße stolperte. Der Mann lief nach einer gemurmelten Entschuldigung weiter. Doch die Frau geriet auf ihren hohen Absätzen ins Straucheln. Um nicht umzuknicken und hinzufallen, ruderte sie mit dem Arm, an dem ihre Einkäufe hingen. Die Tasche mit dem Hündchen drückte sie eng an sich. Schnell trat ich an ihre Seite und griff ihren Ellbogen.  
    „Pardon, kann ich Ihnen helfen?“  
    Die Henkel einer Tasche rissen und der Inhalt fiel auf den Bürgersteig.  
    „Diese unmöglichen Touristen“, schimpfte sie und sah auf die Bescherung zu ihren Füßen.  
    „Keine Sorge, ich helfe Ihnen.“ Ich ging vor ihr auf die Knie und reichte ihr die herausgefallenen Dinge hinauf.  
    „Merci beaucoup. Die Menschen sind heutzutage so unhöflich.“ Umständlich verstaue sie die Sachen in ihren anderen Einkaufstaschen. Es war unglaublich, was sie alles eingekauft hatte. Neben mehreren Parfüms, Cremes und anderen kosmetischen Produkten, reichte ich ihr einen seidenen Schal und Hundekuchen, die wie Pralinen verpackt waren.  
    „Ich glaube, wir haben alles“, sagte ich und lächelte sie an.  
    „Was hätte ich nur ohne Sie gemacht?“ Sie strahlte und reichte mir ihre Hand zum Abschied. Elegant hauchte ich ihr einen Handkuss darauf.  
    „Und? Was sollte das jetzt?“, empfing mich Christin. „Wolltest du mir damit beweisen, dass du auch bei reichen, alten Damen Chancen hast?“  
    Wortlos hielt ich ihr etwas Rotes entgegen, das entfernt wie ein Armband aussah. Es war mit Diamanten besetzt.  
    „Was ist das?“  
    „Für dich. Ich bestehle keine Menschen mehr. Aber ich fand, dass der Hund so ein Halsband eh nicht zu schätzen wusste.“  
    „Bist du verrückt? Du hast dem Schoßhündchen das Ding vom Hals geklaut?“  
    „Pst! Nicht so laut!“ Ich zog Christin lachend hinter mir her. „Ich konnte einfach nicht anders, das Hündchen war so süß. Es hat mir sogar die Hand abgeleckt. Jetzt sag noch einmal, dass ich mich verändert habe.“  
    „Ich werde mich hüten, irgendwas zu sagen. Wer weiß, was du dir sonst noch alles einfallen lässt. Das steh ich nicht durch!“ Nun lachte auch Christin. „Aber du bist echt gut. Direkt vor ihren Augen.“  
    „Dass ich gut bin, stand doch nie außer Frage.“  
    Sie umarmte mich beim Abschied. Sekundenlang hielt sie mich fest. „Pass auf dich auf! Und denke immer daran, ich bin dein Freund.“  
     „Das weiß ich doch. Was du dir immer für Sorgen machst …“  
     

Der Opernbesuch
     
    Alain sah von seinem Berg Skizzen und Stoffproben auf. „Wir gehen heute noch aus.“ Sein Gesicht wirkte müde.  
    „Bist du dir sicher? Wir könnten das auch auf morgen verschieben“, versuchte ich ihn umzustimmen.  
    „Nein, wir haben Karten für die Oper. Ziehe dich entsprechend an. Wir gehen in einer Stunde los.“  
    „Du überlässt mir die Auswahl der Kleidung?“, fragte ich überrascht. Das war das erste Mal. Ansonsten gab er mir immer detaillierte Anweisungen oder hatte die entsprechenden Kleidungsstücke schon in mein Zimmer hängen lassen.  
    „Ich vertraue dir. Trag, was dir gefällt. Überrasch mich.“ Er lächelte mich an.  
    Wenige Minuten später stand ich vor meinem Kleiderschrank und überflog den Inhalt. Im Laufe der Monate hatten sich Unmengen von Outfits angehäuft. Zwischen geschmackvollen Anzügen hingen extravagante Hemden und Pullover. Alain hatte scheinbar große Freude daran, mich auszustatten.  
    Zur verabredeten Zeit trat ich ins Wohnzimmer. Alain stand gedankenverloren am Fenster und sah auf die Lichter von Paris. Ich hatte beim Eintreten kein Geräusch verursacht, trotzdem schien er meine Anwesenheit zu spüren. Langsam drehte er sich um. Stumm musterte er mich. Ich widerstand seinen eisblauen Augen. So oft schon hatte er mich wortlos betrachtet. Mittlerweile ertrug ich es ohne aufkommende Zweifel. Es war einfach seine Art. So, wie er einen Sonnenaufgang oder einen neuen Entwurf ansah, so betrachtete er auch mich.  
    „Du bist wunderschön.“  
    Diese Worte ließen mich zusammenzucken. Noch nie hatte er so ein direktes Urteil verlauten lassen.  
    Er kam auf mich

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