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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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andeutete, dass sich am anderen Ende etwas tat.
    Carl rückte das Headset zurecht, und Assad mahnte ihn gestikulierend, sich bereitzuhalten.
    Plötzlich erschien das Bild einer jungen schwarzen Frau, die viel zu dicht vor der Kamera klebte. Sie redete wie ein Wasserfall, und er verstand nicht ein Wort. Deshalb sagte er lediglich »Hallo«.
    »Allo«, erwiderte die Frau. Also war man auf einer Linie.
    »Sprechen die in Kamerun Französisch?«, fragte er Assad, und dieser nickte.
    »Kannst du …?«
    Als sein Assistent den Kopf schüttelte, unterbrach Carl die Verbindung.
    Sie brauchten eine geschlagene halbe Stunde, um aus Rose herauszukitzeln, dass sie sehr gut Französisch sprach. Im Übrigenakzeptierte sie ihre Entschuldigung – verlangte dafür aber eine gewisse Menge nicht genau definierter Gegenleistungen.
    Nachdem Assad die Skype-Verbindung ein zweites Mal hergestellt hatte, dauerte es keine zwanzig Sekunden, da hatte Rose sich vorgestellt und ihre Gesprächspartnerin sich so weit vom Bildschirm zurückgezogen, dass man einen Raum erkennen konnte, in den von allen Seiten die Sonne schien.
    »Ich übernehme das Übersetzen«, erklärte Rose der Frau und den beiden Männern hinter sich.
    Ganz offensichtlich befand sich Louis Fons Frau in Trauer. Sie erklärte ihnen mehr als fünfmal auf unterschiedliche Weise, in welch schwieriger Situation sie sich seit dem Verschwinden ihres Mannes befand. Und dass sie sich die Augen aus dem Kopf geweint hatte.
    »Wir hatten es so gut. Er hatte viel zu tun, und uns fehlte es an nichts. Louis liebte seine Arbeit. Neben mir und den Kindern gab es für ihn nur das Projekt, ihm lag es so am Herzen, dass die Baka es gut hatten.«
    »Was, glauben Sie, könnte passiert sein?«, fragte Rose.
    »Ich weiß es nicht.« Sie zog die Schultern hoch. In der Tür hinter ihr waren zwei fast kahle Hunde zu sehen. »Erst habe ich geglaubt, dass ihn Wilderer umgebracht haben, aber jetzt glaube ich, dass es vielleicht doch andere waren.«
    »Warum glauben Sie, dass er ermordet wurde, und welche anderen haben Sie im Verdacht?«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es. Unser Nganga hat es mir gesagt. Die Krallen der Vögel haben gesprochen. Louis ist nicht mehr unter uns.«
    »Das tut mir sehr leid. Nganga, wer ist das? Ein Medizinmann?«
    »Er ist der Wächter unserer Seelen und unserer Körper.«
    Carl und Assad sahen sich an. Der Beruf würde im Gerichtssaal wohl kaum anerkannt werden.
    »Aber dann bekam ich von Louis’ Eltern etwas Geld, sodassich selbst nach Dja und Somolomo reisen konnte, um nach dem zu suchen, was von ihm noch übrig sein mochte. Das machte den Nganga sehr wütend.«
    »Sie fanden also nicht heraus, was mit ihm geschehen ist?«
    Die Frau schüttelte den Kopf, aufgewühlt und bewegt, aber immerhin doch imstande, einem der Hunde einen wirkungsvollen Tritt zu versetzen, als der ihr zu nahe kam.
    »Dort unten sind viele sonderbare Dinge passiert, mehr habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Die Pygmäen waren unzufrieden, weil das Projekt ins Stocken geraten war. Erst hatte man ihnen ertragreiche Feldfrüchte versprochen und neue Plantagen, dann bekamen sie sogenanntes Wartegeld und zum Schluss so gut wie nichts. So haben sie es mir jedenfalls alle erzählt. Sie waren sehr verärgert über Louis und die Dänen, und ich war es auch. Aber nach einer Weile erhielt ich dann etwas Geld aus Dänemark. Das half ein bisschen weiter.«
    Mit nachdenklicher Miene lehnte sie sich an den Tisch, der hinter ihr stand.
    »Frag sie, Rose, woran sie jetzt denkt«, bat Assad.
    Rose nickte. Auch ihr war der Stimmungswechsel aufgefallen.
    »Sie sehen auf einmal nachdenklich aus. Ist Ihnen etwas eingefallen, was wir wissen sollten?«
    » Je ne sais pas . Vielleicht hat das gar nichts zu sagen, aber merkwürdig war es doch.« Sie schwieg einen Moment.
    Carl war fasziniert davon, wie klein die Welt doch war. Auf dem Herd neben der Frau stand ein Topf, in dem etwas kochte, und es kam ihm so vor, als könnte er den Dampf riechen. Oder ihr Haar berühren. Als wäre Assads kleines Büro von dem Geruch muffiger Strohmatten erfüllt.
    »Ich dachte gerade daran, wie merkwürdig es doch ist, dass der Mann, der unterschrieb, dass ich für Louis’ Tod eine Entschädigung erhalten solle, an genau dem Tag in Somolomo war,an dem Louis verschwand. Das haben mir ein paar Leute in Somolomo berichtet.«
    »Am selben Tag? Ein Däne?«
    » Oui, oui . Der muss Däne gewesen sein.«
    »Können Sie sich erinnern, wie der

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