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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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der leuchtenden Säule mit den Fahrplänen hervortrat, bemerkte Marco erst, als es fast zu spät war.
    Wieder einmal startete sein Notprogramm: Kaum zu Atem gekommen, sprintete er los, Hals über Kopf hinunter Richtung Bahnsteig, durch ein Wirrwarr von Zwischengeschossen, über ellenlange Rolltreppen, an Fahrscheinautomaten und gläsernen Fahrstühlen vorbei. Vielleicht konnte er seinen Verfolger täuschen, indem er im Geschoss mit den Ticketautomaten gut sichtbar auf ihn wartete, um dann auf der zweiten Treppe ungesehen wieder nach oben zu spurten?
    Aber der Kerl tat ihm den Gefallen nicht: Er blieb auf dem ersten Treppenabsatz stehen, zückte sein Handy und versuchte, Marcos nächsten Zug zu ermitteln.
    Er ruft Verstärkung, dachte Marco. Ihm blieb also nur der Weg nach unten. Leider waren ausgerechnet jetzt erstaunlich wenig Leute in den Gängen unterwegs, vor Marco klaffte fast menschenleer der sterile graue Betonschacht auf, der tief unten auf dem Bahnsteig an den automatischen Glastüren zu den Gleisen endete.
    »Stopp!«, hallte die Stimme des Mannes durch den Betonschacht, doch Marco stürmte bereits auf die rechte der beiden endlosen, parallel laufenden Rolltreppen zu. Bis er reagiert, dachte Marco, bin ich vielleicht schon am Bahnsteig und fahre auf der anderen Seite wieder hoch. Aber auch diesen Plan machte der Typ umgehend zunichte, denn er folgte Marco auf der linken Rolltreppe. Jetzt rannten sie fast nebeneinander die Stufen hinunter und sprangen, am Ende angekommen, mit einer Hundertachtzig-Grad-Drehung auf die jeweils anschließenden Rolltreppen. Wieder verliefen diese parallel, nur diesmal wesentlich dichter beieinander. Im Grunde trennte sie nur ein niedriges Glaspaneel. Marco hörte die trampelnden Schritte jetzt nicht mehr zwei, drei Meter hinter, sondern unmittelbar neben sich. Der Verfolger war auf seiner Höhe angekommen!Und da reckte er sich auch schon über die Trennscheibe und war ihm plötzlich so nah, dass Marco seinen schlechten Atem riechen konnte. Mit Fausthieben versuchte er, den Kerl zurückzudrängen, aber der hatte Marcos Nacken bereits fest umklammert.
    Marco wusste, dass die Leute unten auf dem Bahnsteig sich nicht einmischen würden, falls sie überhaupt mitbekamen, was sich hier abspielte. Sie würden sich ganz auf das Einrollen des Zuges hinter den Glaswänden konzentrieren. In wenigen Sekunden würden sich die vollautomatischen Glas- und Zugtüren synchron und bündig öffnen, wieder schließen, und dann wären Zug und Fahrgäste weg. Deshalb schrie Marco auch nicht um Hilfe, als ihn der Typ über das Glaspaneel auf seine Rolltreppe hinüberzog, sondern trat nur erbittert um sich. Dabei fand sein einer Fuß kurz Halt auf dem Geländer, für ein, zwei Sekunden nur, aber es reichte, um sich mit der letzten verbleibenden Kraft abzustoßen, woraufhin sie beide, sein Angreifer und er, über das Geländer geschleudert wurden.
    Während sie fielen, hallte Marcos Schrei noch an den Wänden des Schachts wider, und als sie drei Meter tiefer auf den Betonboden knallten, knackte es. Der Mann rang stöhnend nach Luft, während Marco aufspringen konnte und gerade noch eine der geöffneten Zugtüren erreichte. Bei der Abfahrt sah er, wie sich der Mann mühsam auf den Ellbogen stützte und mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Handy ans Ohr führte.
    Die übrigen Fahrgäste blickten Marco unbeteiligt an. Niemand kommentierte den Vorfall, niemand tröstete ihn, obwohl ihm die Tränen über die Wangen liefen. Aber zumindest stellte ihm auch niemand eine blöde Frage.
    Er klappte einen der Sitze herunter und ließ sich in Fahrtrichtung nieder, sodass er durch das Panoramafenster an der Spitze des Zuges frühzeitig die nächsten Stationen überblicken konnte. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er fuhr. Aber je länger er hier drinnen saß, umso mehr Zeit hatten seineVerfolger, ihre Truppen einzuberufen. Marco hatte nicht die leiseste Idee, wie sie ihre Treibjagd organisierten. Woher war der Mann überhaupt gekommen? Hatte er schon die ganze Zeit hinter der Fahrplansäule gelauert? Und wen rief er jetzt an?
    Marco knetete seine Hände, und die Geräusche um ihn herum verschwammen zu einem Brei. Die Neonlichter der Station Frederiksberg waren schon zu sehen – er musste sich entscheiden: aussteigen oder irgendwie bis nach Vanløse weiterfahren, wo Tilde wohnte? War das überhaupt möglich mit der Metro?
    Als der Zug in die Station glitt, beobachtete er die Bewegungen auf dem Bahnsteig. Alles

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