Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
wirkte friedlich. Ruhige Augen, auf die Glastüren gerichtet, die sich gleich automatisch öffnen würden. Ein paar Studenten auf dem Heimweg, Werbeplakate für Brillen, Informationstafeln und Fahrscheinautomaten, sonst nichts.
    Marco stellte sich in die offene Tür und sah sich um. Immer noch nichts. Dann stieg er aus. Er hatte sich spontan für seine Baustelle entschieden, er wollte weg aus dem Freien. Die letzten Handwerker packten sicher gerade ihre Sachen zusammen, bald würde in dem Riesengebäude Ruhe eingekehrt sein. Über die Falkoner Allé und die Frederiksberg Allé würde er sich bis zum Zentrum durchschlagen.
    Bewusst nahm er den Nebenausgang, weil er vermutete, dass Leute, die jemanden verfolgten, eher vor Hauptausgängen lauerten. Ihn trennte nur noch eine Treppe von der Straße, und er hatte sie schon zu einem Drittel geschafft, als oben zwei wachsam schauende Gestalten auftauchten. Marco war inzwischen ein solches Nervenbündel, dass er gar keine Zeit mit einem zweiten vergewissernden Blick vertat, sondern sofort kehrtmachte und losrannte.
    Unten auf dem Bahnsteig hielt gerade ein Zug. Leider fuhr er in die Richtung, aus der er gekommen war, zurück zum Forum, aber was blieb ihm übrig? Der letzte Fahrgast war schon eingestiegen, als Marco, das Geräusch von hämmernden Schrittenim Rücken, die letzten fünf Stufen hinunterstürzte und ins Abteil sprang. Mit einem Zischen schlossen sich die Glastüren, und für einen Moment stand der Zug ganz still. Die beiden Männer draußen trommelten an die Scheibe.
    So wie sie aussahen, waren sie noch vor einem Monat durch die Straßen von Liepāja und Palanga geschlendert und hatten vom Gold geträumt, das sie im Westen erwartete. Gerade war es ihnen durch die Lappen gegangen, das drückten ihre wutverzerrten Mienen nur allzu deutlich aus.
    Als sich der Zug endlich in Bewegung setzte, legte Marco sich flach über zwei Klappsitze, die noch nass waren von Regenmänteln und Schirmen. An der Station Forum hob er vorsichtig den Kopf, um zu sehen, ob sein Verfolger noch dort war. Tatsächlich. Mit gequältem Gesicht, aber dennoch wachsam, saß er an ein Schild gelehnt da, in der einen Hand sein Handy, die andere Hand auf den Brustkorb gepresst.
    In Nørreport stieg Marco aus und nahm die Rolltreppe ganz am Ende des Bahnsteigs nach oben. Dabei folgte er einer Frau so dicht auf den Fersen, dass diese unruhig wurde, das merkte er. Und vielleicht hatte sie nicht unrecht: So wie es ihm gerade ging, konnte Marco nicht ausschließen, dass er sie seinen Verfolgern im Zweifelsfall vor die Füße schubsen würde.
    Oben auf der Straße konnte er nichts Auffälliges bemerken. Es hatte aufgehört zu regnen, und zwischen den Wolken zeigte sich vorübergehend sogar die Sonne. Aus allen Seitenstraßen strömten Leute, die von der Arbeit kamen.
    Im Schutz der Menschenmenge ließ Marco sich die Frederiksborggade hinunter zur Nordre Farimagsgade treiben. Dort würde er den Bus nehmen. Jetzt, wo er eine ungefähre Vorstellung davon hatte, gegen wie viele er da antrat, schien ihm das sicherer.

31
    Als der Bus am Palads-Kino vorbeifuhr, wo er vorhin fast ums Leben gekommen wäre, sah Marco durch das Fenster überall Schatten. Männer, die unbeweglich an Ampeln oder im Feierabendgewühl standen.
    Du bist ja paranoid!, dachte er. Es war ja nun nicht so, dass ihm ganz Kopenhagen nach dem Leben trachtete!
    Auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Tivoli-Eingang musste der Bus langsamer fahren. An der Haltestelle fiel ihm eine erregt diskutierende Männerschar auf. Obwohl er kein bekanntes Gesicht entdecken konnte, war er sofort alarmiert. Nun hör schon auf!, ermahnte er sich, machte sich aber trotzdem, solange der Bus in der Haltebucht stand, klein auf seinem Sitz und behielt die Männer im Auge. Bis auf zwei Schwarze schienen es lauter Osteuropäer zu sein, hagere Kerle, die aussahen, als führten sie nicht erst seit gestern ein hartes Leben.
    Dann richtete er den Blick schnell wieder nach vorn zum Fahrer, um zu erfassen, wer einstieg. Lauter harmlos wirkende Leute. Erleichtert atmete er durch. Jetzt spürte er den Druck, der auf ihm lastete, mit jeder Faser seines Körpers. Alles, wirklich alles tat ihm weh.
    Den Schatten auf dem Bürgersteig, der beim Anfahren des Busses neben ihnen herhuschte, spürte Marco mehr, als dass er ihn sah. Der ist zu spät gekommen, dachte er und wandte sich um zu dem jungen Schwarzen im grünen Basketballshirt, der nun zurückfiel. Der Typ starrte ihm

Weitere Kostenlose Bücher