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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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alte Kaserne zu Dänemarks angeblich größter Touristenattraktion umzufunktionieren, waren in seinen Augen ein radfahrendes, die Umwelt schützendes subkulturelles Kraftwerk.
    Aber Christiania war auch ein schillerndes Beispiel für den ewigen Streit: Sollte man die Freiheit herrschen lassen oder regulierend eingreifen? Man hatte den Bewohnern Christianias vor einigen Jahren das Selbstbestimmungsrecht zuerkannt, und nun lag die Verantwortung dafür, wie es in der Freistadt lief, allein bei ihnen. Wie nicht anders zu erwarten, brachtedas viele angenehme, aber auch etliche unschöne Konsequenzen mit sich. Die Zeiten, in denen die Ordnungshüter in Gesundheitslatschen auf der Pusher Street Streife laufen konnten, waren längst passé. Nur noch besonders alternative oder hartgesottene Kollegen zeigten ihr Gesicht freiwillig in dieser Straße, denn die, die dort aktiv waren, konnten Polizisten von Weitem riechen. Wenn nötig, stürzten sie sich wie die Geier auf die Ordnungshüter und hackten so lange auf ihnen herum, bis diesen die Lust vergangen war, sich jemals wieder dort blicken zu lassen.
    Die Pusher Street war also ausgesprochen gefährliches Terrain für alle, die auch nur Ähnlichkeit mit einem Polypen hatten. Und die Afrikaner schienen das zu wissen. Wollte man einen Geiselaustausch vornehmen und sich dabei den eingefleischten Unmut der Anwohner gegenüber der Polizei zunutze machen, war kein Ort im ganzen Königreich geeigneter dafür als die Pusher Street in Christiania.
    Carl schloss die Augen und vergegenwärtigte sich den Weg durch das Graffiti-Klondyke. An der Kreuzung Pusher Street/ Prinsessegade waren gut sichtbar Typen postiert, die alle Ankömmlinge einer Gesichtskontrolle unterzogen. Und am anderen Ende der Straße, bei dem schönen bunten Gemüseladen, saßen ebenso aufmerksame Gestalten in Cafés oder draußen unter Markisen. Natürlich konnte man auch von den Seitenstraßen her auf die Pusher Street gelangen, aber auch dort gab es inmitten des hemmungslosen Drogenhandels genug wachsame Leute. Von dort kommend, war es jedoch fast unmöglich, die Bewegungen auf der gesamten Straße im Auge zu behalten. Und das war in diesem Fall unabdingbar.
    Niemand konnte schließlich vorhersagen, wie die Afrikaner die Sache angehen würden. Sie mussten damit rechnen, dass Marco, wenn sie ihn erst in ihrer Gewalt hatten, schreien würde. Deshalb konnte man davon ausgehen, dass sie ihn schnell von der offenen Straße wegziehen und ihn rasch außer Gefechtsetzen würden. Denn bei Gewalt gegen Minderjährige hörte selbst in der Pusher Street, wo man bei normalen Schlägereien relativ gelassen blieb, der Spaß auf. Und da die Afrikaner es sicher nicht riskieren wollten, die Anwohner gegen sich aufzubringen, würden sie sehr schnell und lautlos vorgehen: ein Schlag in den Nacken oder eine Spritze – fertig …
    Carl erläuterte Rose und Assad anhand der Karte des Gebiets ihre Möglichkeiten. Die Straße an sich war nicht lang, durchlief aber höchst unterschiedliche Gegenden, von Barackenansammlungen, die bekanntermaßen Hochburgen der Kriminalität waren, bis zu Schrebergarten- und Vorortidyllen. Carl favorisierte den Weg von der Bådmandsstræde aus kommend durch Fredens Ark und Tinghuset, und er würde diesen Weg Assad überlassen, der in den Straßen noch ein unbeschriebenes Blatt war.
    Rose sollte Marco in gebührendem Abstand von einem der Nebeneingänge in der Prinsessegade folgen, vorbei am Bøssehuset und dann weiter zum anderen Ende der Pusher Street. Carl selbst wollte den Spießrutenlauf vom Haupteingang aus bis hinunter zur Freetown-Gegend wagen. Seiner Einschätzung nach war es am wahrscheinlichsten, dass die Afrikaner dort auf Marco warteten.
    Malenes Wunsch, mitkommen zu dürfen, wurde strikt abgelehnt. Sie musste im Präsidium warten – in Gesellschaft des heftig protestierenden Gordon, der sicher längst am elterlichen Abendbrottisch erwartet wurde.
    Gott sei Dank habe ich Mitarbeiter, die sich nahtlos in diese Umgebung einfügen, dachte Carl, als er Christiania durch das berühmte Tor betrat. Rose sah aus, als würde sie schon jahrelang hier wohnen, und einen Lockenkopf wie Assad mit seiner schönen braunen Haut und den sehr speziellen Klamotten würde niemand verdächtigen, das zu sein, was er in Wahrheit war.
    Carl selbst hingegen war mit der Aufmachung, die Rose ihm verpasst hatte, nicht hundertprozentig glücklich. Sie hatte seine Haare mit etlichen Sprühstößen Haarlack aufgerichtet, undan

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