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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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der zuckte nur die Achseln und zupfte an seinem flusigen Kinnbart.
    »Wenn hier einer vorbeigerannt wäre, hätte Satan den am Arsch gepackt«, nuschelte er und deutete auf ein Riesenvieh von einem Köter, für den der Hund von Baskerville nur ein Happs gewesen wäre. »Der wiegt siebenundsechzig Kilo«, fügte er stolz hinzu.
    Carl nickte. Verfluchter Hund, verfluchte Situation, es war einfach nur zum Kotzen. Hätten sie mehr Zeit gehabt, den Austausch vorzubereiten, hätte er sich um Unterstützung aus der Luft bemüht. Dann wäre das hier nicht passiert.
    Er nahm sein Handy und gab eine Nummer ein, um die Fahndung zu veranlassen. Im selben Moment entdeckte er ein zartes Mädchen, das direkt auf ihn zusteuerte. Mechanisch und wie benommen bewegte sie sich, wie eine Aufziehpuppe, die angestoßen worden war und nun in eine bestimmte Richtung lief.
    »Tilde!« Carl rannte ihr entgegen, doch sie reagierte nicht auf sein Rufen. Um Himmels willen, was hatten sie mit ihr gemacht? Und was taten sie jetzt mit Marco?
    Wie um alles in der Welt hatte er zulassen können, dass so etwas passierte?
    »Henrik, Carl Mørck hier«, sagte er, als er Kontakt zum Polizeifunk hatte. »Wir brauchen sofort Streifenwagen, die Gegend um Christiania muss überwacht werden.« Dann gab er, so gut er konnte, die Personenbeschreibungen von Marco und den Afrikanern durch. Mehr konnte er in diesem Moment nicht tun.
    Das Mädchen war bis auf wenige Meter an ihn herangekommen.
    »Tilde, du bist jetzt frei.« Behutsam ging er ihr entgegen. »Kannst du dich an mich erinnern? Ich bin Carl Mørck von der Polizei.«
    Allmählich schien sie zu begreifen. »Wo ist Marco?«, fragte sie leise und schaute sich verängstigt um. Die letzten Stunden hatten ihr sichtlich zugesetzt.
    »Hat man dir irgendetwas gegeben, Tilde, erinnerst du dich?«
    Sie nickte apathisch. »Wo ist Marco? Ist ihm etwas passiert?«
    Carl zog sie an sich. »Wir suchen gerade nach ihm.«
    Jetzt waren aus den Nebenstraßen schnelle Schritte zu hören. Aus der einen kam Rose herausgeschossen und rannte blitzschnell an den Baracken vorbei, und von der Straße am Kanal her näherte sich ein Schwarzer, dem Assad dicht auf den Fersen war.
    »Versperr ihm … den Weg, Carl!«, rief er keuchend.
    Carl breitete die Arme aus und sprang dem Afrikaner entgegen, der sicher gut dreißig Kilo weniger wog, dessen Muskelmasse aber garantiert ein genetisches Wunderprodukt war, fähig, die wahnsinnigsten Manöver zu vollbringen. Auf die Schnelle konnte Carl nicht einschätzen, was der Mann vorhatte, und so entschied er sich für eine beliebige Seite – womit er sich genauso vertat wie ein Torwart beim Elfmeterschießen. Während er der Länge nach hinknallte, stürzten die beiden Männer an ihm vorbei und weiter zur Pusher Street. Dort hatte sich inzwischen Rose postiert.
    Sie ging nicht dasselbe Risiko ein wie Carl, sondern warf sichmit ihrem ganzen Gewicht gegen die Beine des Läufers. Der kippte vornüber wie ein gefällter Baum, schlug mit dem Kopf aufs Pflaster und lag plötzlich sehr still da.
    Als Carl erfasste, dass Assad im Begriff war, die Handschellen aus der Gesäßtasche zu ziehen, pfiff er leise und machte ihn mit einem unmerklichen Kopfnicken auf die Schar dunkler, unrasierter Gesichter aufmerksam, die das Geschehen vermeintlich desinteressiert, in Wahrheit aber höchst aufmerksam beobachteten.
    Assad kapierte den Wink und wandte sich an die Menge. »Der Scheißkerl hier wollte gerade einen Jungen entführen. Hat einer von euch ein Seil?«
    Keine fünf Sekunden vergingen, da hatte einer der Typen seinen Gürtel aus der Hose gezogen. »Versuch’s hiermit. Aber den kriege ich zurück, klar?«
    Beim Aufstehen spürte Carl, wie heftig er hingeknallt war. Verflucht, tat das weh.
    »Wir suchen einen südländisch aussehenden Jungen mit schwarzen Locken, etwa fünfzehn Jahre alt, hat den einer von euch gesehen? Vor drei Minuten war er noch hier. Dort drüben ist er dann verschwunden«, brachte er stöhnend hervor.
    Keine Antwort. Warum auch? Hatten sie nicht alle mehr als genug zu tun?
    Derweil musste Rose feststellen, dass der Bewusstlose immer schwächer atmete und dass das Blut verdammt schnell aus der Platzwunde an seinem Kopf und auch aus der Schulter floss, wo eine tiefe, offenbar ältere Wunde wieder aufgeplatzt war.
    »Ich rufe einen Krankenwagen, okay?« Sie tippte bereits auf ihrem Handy herum. Als in der Menge Protestrufe laut wurden, reagierte sie empört. »Mann, ihr Idioten«,

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