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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sah. Der Typ war näher ans Fenster getreten und wirkte irgendwie konzentriert, so wie er den Kopf langsam in alleRichtungen wandte. Mit ernster Miene und kontrollierten Bewegungen schien er irgendetwas zu untersuchen, fast wie ein Handwerker, der ein Angebot erstellen soll. Aber der Mann war kein Handwerker, nein, das war ein Polizist, das sah Marco gleich – Polizisten erkannte er drei Meilen gegen den Wind: an der Art, wie sie sich bewegten, an ihrem Blick, an ihrem Aussehen. Früher, beim Betteln in der Fußgängerzone, hatten Samuel und er manchmal »Bullen erspähen« gespielt. Die Polizisten waren immer diejenigen, die einen Tick zu gründlich und zu intensiv in der Gegend umherschauten.
    Aus den Augenwinkeln musterte Marco den geparkten Peugeot 607. Sofort stach ihm das Blaulicht ins Auge, das auf der Ablage vor der Windschutzscheibe lag. Er hatte also recht – und musste sehen, dass er hier wegkam.
    Aber bevor er auch nur einen Schritt tun konnte, drehte sich der Polizist hinter der Scheibe um und sah ihn direkt an. Es war nur ein Augenblick, aber noch nie hatte sich Marco in derart kurzer Zeit so durchschaut gefühlt.
    Diese Augen haben schon zu viel von mir gesehen, war sein einziger Gedanke, bevor er lossprintete.
    Erst als er völlig außer Atem am Husum Torv ankam, blieb er stehen und überlegte: Dass die Polizei in Starks Haus war, konnte nur bedeuten, dass der Fall noch nicht abgeschlossen war, und das machte seinen nächsten Schritt unumgänglich.
    Er musste unbedingt zurück und sehen, dass er irgendwie in das Haus kam.

    ***
    Der kleine Bungalow aus den Dreißigern lag an einem Hang mit hinreißender Aussicht auf den See Utterslev Mose und die monumentalen, grottenhässlichen Ghettobauten von Høje Gladsaxe dahinter. Carl schüttelte den Kopf. Nach so viel Beton inmitten so schöner Natur musste man lange suchen. Aberwenn man sich die menschlichen Spuren wegdachte, war dieser Flecken von Kopenhagen eigentlich ganz hübsch.
    »Ganz schön langes Ding!« Assad deutete auf den Fernsehturm von Gladsaxe, der zwischen den Bäumen aufragte.
    Sprengen, dachte Carl, am besten gleich zusammen mit dem ganzen Betonmist drumherum.
    »Ihr habt gesagt, hier im Haus sei eingebrochen worden. Wann war das?«
    Rose zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Haustür.
    »Kurze Zeit, nachdem William Stark verschwunden war. Seine Lebensgefährtin und ihre Tochter waren noch nicht ausgezogen. Deshalb wissen wir ziemlich genau, was mitgenommen wurde.«
    »Das Übliche?«
    »Nein, aber das ganze Haus war ziemlich verwüstet. Matratzen aufgeschlitzt, Gemälde von den Wänden gerissen. Aber kein Vandalismus, eher, als hätte da jemand nach etwas ganz Bestimmtem gesucht.«
    Carl nickte. Also hatten sie es weder mit einem gewöhnlichen Fall von Verschwinden zu tun noch mit einem gewöhnlichen Einbruch. Allmählich verstand er Roses Neugier.
    Die Luft im Haus roch muffig und abgestanden, der typische Geruch unbewohnter Häuser. Hier hatte William Stark also gewohnt, und mit größter Wahrscheinlichkeit würde er nie mehr hierher zurückkommen.
    Carl stellte sich in das ordentlich aufgeräumte Wohnzimmer und starrte durch die großen Fenster in den Garten und hinüber nach Brønshøj. Der Rasen war erst vor Kurzem gemäht worden, die Johannisbeersträucher waren schon zurückgeschnitten.
    »Wer kümmert sich um Haus und Garten?«
    »Ich glaube, seine Freundin kommt noch regelmäßig her. Stand das nicht im Bericht, Assad?«
    Der nickte.
    Carl blickte sich um. Die ganze Einrichtung wirkte deutlich bescheidener, als man es bei einem Mann in Starks Position hätte erwarten können. Ihm war wohl einfach nicht an einem schicken, durchgestylten Zuhause gelegen gewesen, das zeigte schon die billige Decken- und Wandvertäfelung. Auch der Anbau, der vom Wohnzimmer abzweigte, war mit einfachsten Materialien errichtet worden. Und trotzdem wirkten die Zimmer erstaunlich wohnlich. Nein, das war wahrhaftig kein Ort, an dem man Selbstmordgedanken entwickelte oder den Wunsch, alle Brücken hinter sich abzureißen.
    Auf einem Kiefernholzregal standen einige wenige Fotos, die sicher keine Preise gewinnen würden, aber Freude und Harmonie ausstrahlten: Stark, seine Freundin und deren Tochter Seite an Seite. So wie sie lachten, hatte Stark vermutlich auf den Selbstauslöser gedrückt und war gerade noch rechtzeitig ins Bild gehuscht.
    Malene Kristoffersen war eine hübsche, etwas mollige Frau mit Lachgrübchen, ganz anders als die

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