Erzaehl mir ein Geheimnis
schmieden. Die meisten Sportler würden bei Meghan McCaulleys Party auftauchen, ihre Hirnzellen dem großen Biergott opfern und eine Tussi aufreißen, von der sie angehimmelt wurden. Die Gruftis würden irgendwie versuchen, ins Chains zu kommen, die ganze Nacht Nelkenzigaretten rauchen und Cocktails aus kesselartigen Gefäßen trinken. Dann gab es noch kleinere Partys und solche, die so unwichtig waren, dass sie kein Gesprächsthema waren. Auf denen Leute wie Essence und ihre Theaterfreunde Apfelbeißen spielen würden und sich wünschten, sie wären zu was Besserem eingeladen worden.
Und dann war da noch Dylans Party.
»Wir müssen nächstes Jahr unbedingt auf Dylans Halloweenparty gehen«, hatte Delaney mir im letzten Frühling erklärt. »Sie ist legendär. Er macht sie, seit er in der Elften war. Man muss ihn oder einen seiner Mitbewohner kennen, um reinzukommen – aber du gehst ja eh mit mir.«
Als ich sie in der Pause nach der Party fragte, zuckte sie nur mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass er dieses Jahr eine macht. Ich schätze, ich fahre zu meiner Mom nach L. A. Was hast du vor?«
Offensichtlich hatte Milo diese supergeheime Party-Info nicht bekommen, denn er stand mit einem ganzen Stapel Flyer im Gang, die er mit einem betörenden Lächeln an alle halbwegs attraktiven Mädchen aushändigte. »Heeey, wir sehen uns dort, ja?«
Eine Horde Zehntklässlerinnen griff zu, ohne zu wissen, dass sie soeben eine der begehrtesten Einladungen der Schule bekommen hatten. Sie kicherten, verdrehten die Augen und ließen die Flyer einfach auf den Boden fallen. Ich hob einen auf und steckte ihn unbemerkt in meine Mappe. Es war, als existierte ich nicht mehr.
Oder noch schlimmer, zu viel von mir existierte. Ich war alles andere als sexy in meiner ausgeleierten Jeans, die locker um meine Hüften und unter dem kleinen Bauch saß, der sich langsam formte. Das Ganze wurde abgerundet von einem riesigen T-Shirt, das mit jedem Tag kürzer wurde.
Ich vermied es in den Spiegel zu sehen, aus Angst vor diesem neuen, unaufhaltsamen Ich. Selbst mein Gesicht, früher straff und länglich, war jetzt aufgedunsen. Nik beschrieb das höflicherweise als »Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung«.
»Es fing unter meinem Kinn an und hat sich dann verselbstständigt«, beschwerte sie sich im Chat. »Wassereinlagerung beschreibt es nicht annähernd, ich habe eher das Gefühl, einen Wasserboiler mit mir rumzuschleppen.«
Es war mir eine große Hilfe, mit den Mädels über all ihre Schwangerschaftsbeschwerden zu chatten. Meine Geschichten wurden immer hanebüchener, während ich versuchte, eine verheiratete College-Studentin darzustellen: Kamran massierte mir den Rücken, wenn er wehtat, und er besorgte mir Kirscheis, wann immer mir danach war. Meine Eltern waren begeistert von der Schwangerschaft und wollten mich mit dem Baby jederzeit unterstützen, damit ich meinen College-Abschluss machen konnte. Ich erzählte, dass ich auf das Cornish College ginge, nicht auf die Baird. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war, dass mich irgendwer auffliegen ließ, der auch hier wohnte. Nik lebte zwar auch hier im Nordwesten, und sie gab mir sogar ihre Handynummer, doch ich habe sie nicht angerufen. Ich konnte mir aber vorstellen, wie sie sich anhörte: Witzig, nüchtern und immer ehrlich. Vielleicht würde sie mich nicht dafür hassen, dass ich mich das nicht traute.
Was machst du an Halloween? , war die Frage des Tages, als ich mich einloggte.
Stacy+eins ging als Schwangere auf eine Party. Bald2 und ihr Mann gingen als Homer und Marge Simpson – nur, dass sie Homer war, komplett mit Donuts und Duff-Bier, während ihr Mann in einem grünen Kleid und mit blauer Perücke als Marge auftauchte. Babyfee nähte sich ein dickbauchiges Maid-Marian-Outfit passend zum Robin-Hood-Kostüm ihres Mannes, und Star69 gab bei sich zu Hause eine Party, verkleidet als Mutter Natur.
Nik, was ziehst du an? , postete ich.
F EMME N IKITA : Machst du Witze, XandasEngel? Wenn ich als irgendetwas gehen würde, dann nur als Der Blob. Oder vielleicht noch als Killer-Tomate.
X ANDAS E NGEL : Killer-Tomate wäre cool.
F EMME N IKITA : Ich sollte mir wirklich eine Erinnerung schreiben, dass ich ja niemals das Haus als gigantische rote Frucht verkleidet verlassen sollte. Meine Schwiegermutter hat das schon versucht, als sie mir so ein hässliches, rotes Schwangerschaftsoberteil in XXL geschenkt hat. Meinst du, sie wollte mir damit was sagen?
Ich beschloss
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