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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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mich hierherbringst, damit du dir einen Burger holen kannst?, doch ich bekam wieder einen Krampf und konnte nur noch ein schwaches »Nein« hauchen.
    Eine Gruppe von Mädchen, die ich aus der Schule kannte, fuhr in einem verbeulten Toyota vorbei, mit engen Tops, kleinen Locken und pelzbesetzten Jacken wie die, die ich letztes Jahr in die Altkleidersammlung geworfen hatte. Sie lachten, selbst das Mädchen, das auch so einen Bauch hatte wie ich – das war wohl das Einzige, was ich mit irgendeiner von ihnen gemeinsam hatte. Ich drehte mich um und hoffte, dass mich keine von ihnen erkennen würde. Doch sie waren zu beschäftigt damit, Andre anzustarren, als dass sie mich wahrgenommen hätten.
    Die Erinnerung an Andres und Xandas Streit brachte mich in die Gegenwart zurück. Als wollte ich ihn ohrfeigen, damit er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete, anstatt den Mädchen hinterherzuglotzen.
    »Wohin wolltet ihr in dieser Nacht? Wolltet ihr abhauen? Wart ihr auf dem Weg nach Hollywood?«, verlangte ich zu wissen. Erzähl mir ein Geheimnis, dann erzähle ich dir auch eins.
    »Ich wollte nicht von zu Hause abhauen, das war Xanda. Ich musste vor nichts weglaufen. Nicht so wie sie. Sie wollte … na ja, ich denke, du verstehst es.«
    »Vor meinen Eltern weglaufen?«
    Andre zuckte mit den Schultern, zog an seiner Zigarette und blies den Rauch aus. »Ja, genau. Aber das war nicht alles. Es ging nicht nur ums Weglaufen. Es war auch, dass sie zu etwas hin lief. Deine Eltern haben es nicht kapiert. Oder sie wollten es nicht kapieren. Xanda meinte immer, dass sie und ich euren Eltern so ähnlich wären, dass sie es eigentlich verstehen müssten.«
    »Was meinst du damit, meinen Eltern ähnlich?«
    »Du weißt schon, das reiche Mädchen und der Bauarbeiter.« Chuck ist ein Name für einen aus dem Wohnwagenpark , konnte ich meine Mutter spotten hören. Mein Dad, der sich vom Lehrling zum respektierten Bauunternehmer hochgearbeitet hatte, war immer noch ein Chuck in den Augen meiner Mutter.
    »Aber du und Xanda …«, ermutigte ich ihn.
    Andres Augenbrauen zogen sich zusammen und er sah frustriert aus. »Sie wollte … sie wollte etwas, das ich ihr nicht geben konnte. Ich meine, ich hatte echt Bock auf Hollywood und alles, aber sie wollte …«
    »Mehr?«, fragte ich. Und plötzlich verstand ich, was es bedeutete, mehr zu wollen. Meine Mom, die mehr von meinem Dad wollte. Und ich, die von Kamran mehr gewollt hatte.
    Andre erzählte weiter: »Ja, ich meine, versteh mich nicht falsch, ich habe deine Schwester geliebt. Sie war nur so … hartnäckig. Weißt du?«
    Ja, ich wusste es. Das war eine ihrer herausragenden Eigenschaften. »Aber was passierte dann in dieser Nacht, nachdem ihr losgefahren seid?«
    Andre rauchte seine Zigarette zu Ende und warf die Kippe in eine Pfütze, wo sie zischend ausging. Es gab eine Zeit, da hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn diese Lippen meine berühren würden. Der Gedanke kam mir jetzt vollkommen absurd vor.
    »Du wirst es vielleicht nicht glauben«, sagte er, »aber ich habe mich das schon so oft gefragt und mir gewünscht, ich hätte es anders gemacht. Ich meine, ich habe sie gewarnt wegen …«
    »Wegen was?«, fragte ich nach einer kurzen Pause.
    Er konnte mir nicht in die Augen sehen.
    »Con leche …« , antwortete ich mir selbst.
    »Sie hat dir davon erzählt?« Ich erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass es ihm peinlich war. Offensichtlich hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen, war mir aber nicht sicher mit was. »Ja. Ich meine, nein. Es war nur, dass du … nun ja, sie sagte immer halb scherzhaft, dass du ein Lustmolch wärst. Hast du sie betrogen?«
    »Nein! Das war ja das ganze verf… ähm, das ganze Problem«, erklärte er und starrte wieder auf meinen Bauch. »Ich habe sie nicht betrogen. Ich habe nur geguckt . Ich habe nie mehr getan, als andere Frauen anzusehen.« Ich fuhr zusammen, als er mit der Faust auf die Motorhaube schlug und leise vor sich hin fluchte. »Ich schwöre bei Gott, dass ich sie niemals betrogen habe. Aber das war ihr nicht genug.«
    Er konnte mich immer noch nicht ansehen. Nicht einmal, als ich meine Hand auf seinen Arm legte. Es schien mir, als ob er weinen würde und nicht wollte, dass ich ihn so sehe. Es machte ihn noch aufrichtiger für mich. Kein Gauner oder Lustmolch. Nur ein Mensch, dessen Schmerz über den Verlust so tief war wie meiner.
    »Ich bin mir sicher, sie wusste das«, sagte ich sanft.
    »Wenn ich nur irgendwen ansah, ist

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