Erzaehl mir ein Geheimnis
schimmerte und mit weißen Lichtern bestückt war, die wie Sterne funkelten. Delaney und ihre Lakaien hatten sich um jedes noch so kleine Detail gekümmert, als hätten sie eine Hochzeit inszeniert. Im Schwarzlicht leuchteten Smokinghemden, weiße Kleider und meine Schwangerschaftsbluse in einem gespenstischen hellen Violett.
Milos Stimme ertönte über die Lautsprecheranlage der Bühne, auf der er, in einer Smokingjacke mit Shorts und einem Freezepop-T-Shirt hin- und herlief. »Hier ist sie, die großartige Designerin und – wenn ich das so sagen darf – die sichere Kandidatin für die derzeit unbesetzte Position der Winterballkönigin … eine Runde Applaus für die bildschöne, die talentierte, die fabelhafte, die unschlagbare Delaney Pratt!«
Delaney schritt mit schüchterner Bescheidenheit in einem enganliegenden weißen Kleid auf die Bühne. »Ich danke euch allen«, sagte sie zu der Menge. Alle jubelten ihr zu und klatschten. Alle außer mir.
Kamran stand unten und wartete mit Chloe am anderen Ende der Bühne. Jetzt wurde mir der Ernst dessen, was ich tun musste, bewusst. Sag ihm die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Über Andre und Xanda. Über Delaney. Und vor allem über den Versuch, aus ihm etwas zu machen, das er nicht war.
Milo unterbrach meine Gedanken mit einer weiteren begeisterten Ankündigung: »Der Ausgang der Wahl wird in ein paar Minuten bekannt gegeben, Leute. Also schön hierbleiben, meine Damen und Herren, wir sind gleich wieder da.«
Die Zuschauer gaben einen kollektiven Stoßseufzer von sich, als Delaney die Treppe hinunterschritt. Ihr Blick schweifte umher und blieb an einer Person hängen – einem Mädchen, das aus der Menge herausstach. Meine Chance, mich mit Kamran allein zu unterhalten, war so schnell wieder dahin, wie sie gekommen war.
Als sie bei mir war, grub sie ihre Fingernägel in meinen Arm, bugsierte mich aus dem Ballsaal und die Treppen hinunter. Meine Schritte waren schwer und dröhnten auf dem Weg in den Keller, einem trostlosen, betonierten Raum mit unzähligen Stützpfeilern. Die Leuchtröhren warfen ein fahles Licht auf Delaneys Gesicht. Ich zwang die nächste Schmerzwelle zurück auf die Größe einer Murmel.
»Was machst du hier?«
Über uns kündigte Milo erneut an: »Der Countdown läuft, meine Damen und Herren!«
»Ich weiß genau, was du hier abziehst. Du versuchst, mir das hier kaputt zu machen.«
»Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu reden. Ich will mit Kamran sprechen.«
»Er will aber nicht mit dir reden.«
»Warum nicht? Wegen all der Lügen, die du ihm über mich erzählt hast?«
Delaney sah mich voller Verachtung an. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.«
Die Murmel vergrößerte sich zu einem Tennisball. »Warum hast du ihm erzählt, ich wäre mit anderen ins Bett gegangen?«
Sie hatte nicht gesehen, dass Kamran uns in einem Abstand von ein paar Metern in den Raum gefolgt war. Wie viel hatte er bereits gehört?
»Weil er es verdient, die Wahrheit zu kennen. Komm schon, Rand. Ich war auf den gleichen Partys wie du.«
Verschwommen konnte ich mich daran erinnern. Wie wir zusammen dort auftauchten und uns dann aber trennten, Delaney, die irgendwann mit Milo oder einem anderen Kerl verschwand, während ich sie in dem Glauben ließ, ich täte das Gleiche. Das war es, was ich gewollt hatte – wie Xanda zu sein. Begehrt zu werden. So gut ein Bild von mir zu entwerfen, dass Delaney – und jetzt Kamran – den Unterschied nicht erkennen konnten.
Was hatte ich getan?
Ich schüttelte den Kopf. »Das habe ich nie getan. Du bist mit Milo oder wem auch immer abgehauen und ich habe auf dich gewartet.«
Sie sah verwirrt aus. »Du meinst, du hast dir nie einen geangelt? Mit wie vielen Jungs hattest du was?«
»Nur mit Kamran.« Ich schielte kurz zu ihm. Seine Augen versuchten mir etwas zu sagen, aber ich wusste nicht, was.
»Du lügst.« Dann lachte sie hämisch. »Das ist so erbärmlich. Warum hast du das gemacht? Warum hast du so getan, als ob?«
Der Schmerz schoss durch meinen Körper und ich dachte: Das war’s . Ich würde mein Baby hier im Keller der Schule bekommen und Delaney würde mir die ganze Zeit Vorhaltungen machen. Ich wartete darauf, dass Kamran sich einmischen und mich fragen würde, genau, warum konntest du nicht mehr so sein wie Delaney?
»Ich wollte so sein wie du. Wie …«
»Xanda. Natürlich. Es geht immer um Xanda. Ich hab so die Schnauze voll, ständig von deiner toten Schwester zu hören. Mehr wie Xanda. Mehr
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