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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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mit Erinnerungen verbunden ist. Die Kombination von Wind und Rauch und diesem säuerlichen Geruch brachte meine Erinnerung zurück in die Nacht vor langer Zeit, zu meinem Schlafzimmerfenster.
    Ich konnte sie von dort aus beobachten, ihre Stimmen waren zu hören, wenn sie nah genug an der Veranda standen, sich küssten, sich eine Zigarette teilten und in Richtung Haus schlichen. Ich starrte in die Dunkelheit und sah ihr Haar, in dem sich das Mondlicht spiegelte, blauer Glanz auf glattem, schwarzem Haar, nasse, schmatzende Lippen, kichernd und umgeben von diesem säuerlichen Geruch, der von Geheimnissen, Freiheit und unverbrüchlichen Plänen flüsterte.
    Und dann erinnerte ich mich an ein anderes Geräusch. Ein Schlag hatte damals ihr Flüstern unterbrochen.
    Klatsch . Und dann: »Verdammt, was sollte das?« aus Andres Mund.
    Ich konnte mich genau an die Worte erinnern, weil ich wusste, wie viel Ärger ich bekommen würde, wenn das Wort »verdammt«jemals so regelmäßig über meine Lippen gekommen wäre wie über Xandas. Meine Mutter hätte mir ohne mit der Wimper zu zucken genauso eine runtergehauen, wie Xandas es gerade bei Andre getan hatte. Mit ebenso wenig Gnade.
    »Du weißt genau, für was das war.« Diese Stimme benutzte sie immer, wenn man nicht wusste, was sie als Nächstes tun würde – die Stimme, die einen dazu brachte, sich im Schrank zu verstecken und zu hoffen, dass ihre Wut so schnell verrauchen würde, wie sie gekommen war. Ich versteckte die Narben von dieser Stimme sogar vor mir selbst, ich knüllte sie immer wieder zusammen und warf sie aus dem Fenster wie die Zigarette, die Andre gerade auf die Straße geworfen hatte. Die Landschaft raste an uns vorbei.
    Meine Forderung hing immer noch in der Luft. Bring mich dahin, wo Xanda gestorben ist.
    »Ja, ja, ich hab dich gehört«, sagte er.
    »Also, wo fahren wir hin?«
    Er kniff die Augen zusammen. Was damals nachdenklich und sexy ausgesehen hatte, wirkte jetzt fast bedrohlich. »Ihr Mathison-Mädchen seid alle gleich. Bringt alles durcheinander mit euren Anschuldigungen und … was soll’s. Ich hab es ihr gesagt. Ich hab es ihr gesagt, aber sie hat es nicht kapiert.«
    Und dann erinnerte ich mich, was passiert war, während ich sie an meinem Fenster belauscht hatte.
    Sie hatte ihn geohrfeigt. Hart. Und er hatte gesagt: »Verdammt, was sollte das?« Und sie: »Du weißt genau, für was das war. Das war für dich und für SIE .«
    »Welche SIE ?«, spottete er, indem er das Wort in einer hohen, atemlosen Nachahmung der rauchigen Stimme meiner Schwester nachäffte. Ich erinnerte mich, dass ich sauer war, weil ich auch ihre Stimme imitierte. Und ich übe bis heute dieses Lachen, das sich immer anhörte, als hätte sie gerade eine Kehlkopfentzündung überstanden. In diesem Moment hörte sich seine Stimme gemein an. Dann sagte meine Schwester: »Die SIE , die ich überall an dir rieche. Die SIE in deiner Tasche.« Die Luft knisterte. Das Geräusch von jemandem, der zurückrudert, um sein Leben zu retten. Und ich? Ich war so aufgeregt und wütend und fühlte mich so clever, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um ein Teil von Xandas geheimem Universum zu sein. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt, falls ich hätte flüchten müssen, um dem sicheren Tod zu entgehen.
    »Welche SIE meinst du?« Andres Stimme hatte sich verändert. Sie hörte sich an wie meine eigene oder die meines Vaters, besänftigend, beruhigend, einlullend mit ihrem entschuldigenden Unterton. »Du bist verrückt. SIE ist niemand.«
    Wir alle balancierten auf der Schneide dieses Messers. War es die Wahrheit? War es eine Lüge? Was würde meine verrückte, atemberaubende Schwester als Nächstes tun?
    Nichts, oder zumindest hörte es sich für mich so an. Nur leise Schritte und Schmatzen, versöhnliche Küsse, wie sie auch mich immer nach ihren Explosionen umarmt hatte. Ich konnte mich kaum noch an diese Wutausbrüche erinnern. Ich überlegte, ob Andre es noch konnte. Ich hatte noch lange an meinem Fenster gesessen, auf Messers Schneide, in der Hoffnung, dass noch etwas passieren würde. Dann aber wurde ich zu müde und kroch zurück in mein Bett, um von schöneren Dingen, wie zum Beispiel Weihnachten, zu träumen. Und von der Kette aus Sicherheitsnadeln, die ich ihr zu ihrem Kleid gemacht hatte. Ich wusste, sie würde die Kette lieben.
    Andres Impala wurde langsamer, als wir an einem langen Straßenabschnitt ankamen, der in Richtung Flughafen führte. Die

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