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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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gesprungen. Sie hatte die Tür geöffnet und war aus einem fahrenden Auto gesprungen. Nach Hollywood zu fliehen hatte ihr nicht gereicht. Vielleicht musste sie deshalb für immer ihrem Leben entfliehen.
    Ich beobachtete Lexi in ihrem Brutkasten, wie sie sich mit dem Gewirr der Schläuche abmühte, die sie am Leben hielten. Jede Sekunde, die sie weiterlebte, war ein weiterer Fitzel Hoffnung.
    Sie würde überleben. Wir würden beide überleben, und dorthin gehen, wo Xanda nicht hingekonnt hatte.

40
    Die nächsten Wochen lebte ich im Krankenhaus wie eine Obdachlose. Ich duschte weiterhin im Pausenraum der Intensivstation, benutzte Krankenhausseife und Shampoo, das von anderen Eltern zurückgelassen worden war, trug Hemden, Hosen und Bademäntel, die dem Krankenhaus gehörten und die ich gegen frische Sachen tauschte, wann immer es möglich war. Ich schlief im Warteraum der Station, bis der Wachmann anfing, mich zu verfolgen. Dann zog ich um in die Onkologie, dann in die Kardiologie, die Urologie … immer dahin, wo ich eine leere Bank fand und der Wachmann gerade Pause machte. Nach Hause zu gehen war keine Option.
    Kaffee und Wackelpudding aus dem Kühlschrank des Krankenhauses sorgten dafür, dass ich nicht verhungerte. Außerdem brachte Shelley auch Verpflegung mit, wenn sie mich besuchte, gewöhnlich Brötchen, Obst und Studentenfutter. Sie durfte zwar nicht mit auf die Intensivstation, aber wir konnten zusammen draußen vor der Glasscheibe sitzen.
    Ich kam eben von einem Ketchup-und-Frischkäse-Raubzug aus der Cafeteria zurück, als ich eine Stimme hörte, die mein Herz fast zum Stillstand brachte: »Aber ich bin ihre Großmutter!«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und versteckte mich um die Ecke. Soweit ich wusste, gab es keinen anderen Weg auf die Intensivstation, den ich hätte nehmen können – meine Mutter stand wie eine Wand zwischen mir und Lexi. Ich lugte um die Ecke und sah ungefähr ein Viertel ihres Gesichts, genug, um ihre schmalen Lippen und den anklagenden Ausdruck in ihren Augen zu erkennen. Sie trug ihren blauen Wollmantel und hielt eine Papiertüte mit Klamotten in der Hand.
    »Es tut mir leid«, sagte die Schwester, »selbst wenn Sie der Präsident wären, könnten wir Sie ohne die Erlaubnis der Mutter nicht reinlassen. Und sie hat es nicht erlaubt.« Sie schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Es tut mir wirklich leid. Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun.«
    »Ja doch, das können Sie. Sagen Sie ihr, sagen Sie ihr, dass ihre Mutter … ihre Mom hier war, um sie zu sehen. Und das Baby. Ein Mädchen? Wie heißt sie?«
    Die Schwester seufzte. »Lexi«, sagte sie.
    Meiner Mutter fiel die Kinnlade runter und sie wurde blass. »Wie in … Alexandra?«
    »Ich glaube ja. Aber wissen Sie, ich dürfte Ihnen nicht mal diese Information geben.« Die Schwester drehte sich um. »Ich werde ihr ausrichten, dass Sie hier waren.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Aber … Sie sollten es weiterversuchen. Vielleicht ändert sie ihre Meinung.«
    Meine Mutter schnaubte verärgert. Ich war schon auf der Suche nach einem Ort, an dem ich mich verstecken konnte, bevor sie mich auf dem Weg zum Fahrstuhl über den Haufen rennen würde. Ich schlich mich in die nächstgelegene Toilette und schloss mich in der hintersten Kabine ein.
    Sekunden später ging die Tür auf.
    Verdammt.
    Rums. Sie war in der ersten Kabine und zerrte Toilettenpapier von der Rolle wie Rapunzels böse Stiefmutter an deren Haaren gezerrt hatte.
    »Ich glaub das einfach nicht«, murrte sie vor sich hin. Der Tonfall ihrer Stimme brachte mir so vieles, was sie Xanda an den Kopf geworfen hatte, wieder in Erinnerung: Angezogen wie ein Strichmädchen … mit dem Feuer spielen … siehst du nicht, dass du dein Leben ruinierst?
    Ich wusste, was ich tat, und Lexi würde bei mir bleiben.
    Sie stieß die Tür so heftig auf, dass diese in die Nebenkabine krachte und die Metallwände um mich herum zum Scheppern brachtewie ein kleines Erdbeben. Ich stellte mir vor, wie sie mit ihrem Röntgenblick durch den kleinen Spalt zwischen den einzelnen Kabinen spähte, argwöhnisch und gierig.
    Stattdessen ging sie zum Spiegel. Ich spähte durch den Türspalt und sah nicht das, was ich erwartet hatte.
    Die stählerne Maske, die sie sich für die Welt draußen zugelegt hatte, bröckelte, als sie sich im Spiegel ansah. Sie wischte sich mit einer Handvoll zusammengeknülltem Klopapier die Tränen aus den Augen und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie sah unendlich

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