Erzaehl mir ein Geheimnis
haben gleich nach dem Winterball Schluss gemacht.«
»Ach, wirklich?« Lexi kuschelte sich enger an mich und hob ihr Gesicht, um mich anzusehen. Es war so viel von Kamran in ihrem Gesicht, die Wangenknochen, ihr Kopf, ihre Augenbrauen. »Was ist passiert?«
»Er ist anscheinend doch kein kompletter Idiot, er hat Delaney fallen lassen, nachdem er gesehen hatte, wie sie wegen dir ausgeflippt ist. Dann hat sie sich auf die Roosevelt versetzen lassen.«
Um sich wieder einmal ein neues Image zuzulegen.
»Und das erzählt Kamran allen?«
»Nein. Das hat er mir erzählt. Gleich nachdem du ihn aus dem Krankenhaus geworfen hast.«
Ich konnte nicht glauben, dass sie in ihrem Starkalender die Zeit gefunden hatte, um mir all das zu erzählen. Kamran und Essence redeten miteinander? Delaney war weg vom Fenster?
»Ich habe ihn nicht rausgeworfen«, sagte ich, wollte ihr aber nicht in die Augen sehen. Mindestens die Hälfte der Nachrichten auf meinem Handy waren von ihm, aber ich hatte mir keine einzige angehört. »Na ja, nicht so richtig.«
»Maaann, was ist das bloß in deiner Familie, dass nie jemand die Wahrheit sagen will?« Sie wühlte in ihrer Tasche und zog eine winzige rosa Mütze heraus, die mit drei Schmetterlingen bestickt war.
»Hier«, sagte sie und warf mir die Mütze zu. »Die ist für das Baby. Ich sollte dir sagen, sie wäre von mir, aber ich habe die Schnauze voll davon, für andere zu lügen. Sie ist von deiner Mom. Sie hat mir erzählt, dass du hier bist.«
Ich ließ die Mütze in meinen Schoß fallen. »Also bist du jetzt der Überbringer der Botschaften. Natürlich bist du es.«
»Oh Rand, spring mal über deinen Schatten. Sie hat das Baby auf der Säuglingsstation gesehen und sich Sorgen gemacht, ihr Kopf könnte kalt werden. Also, wenn du meinst, du musst dich hier aufblasen, weil die Mütze von ihr ist, dann ist das dein Problem. Es ist nur eine Mütze, keine Mistgabel. Und deine Mutter ist nicht der Teufel. Sie sorgt sich viel mehr um dich, als du ihr zugestehen willst.«
»Und du weißt das, weil du jetzt ihre neue beste Freundin bist? Gleich nachdem du meine Rolle in der Weihnachtsaufführung gestohlen hast?«
Essence’ Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ist das dein Ernst? Ich dachte, du wolltest nie wieder für deine Mutter auf einer Bühne stehen? Wie oft musste ich mir das anhören?«
Ich gab ihr keine Antwort. Frustriert warf sie ihre Hände in die Luft. »Du kriegst nicht das, was du willst, und bist unglücklich. Dann bekommst du, was du willst, und bist immer noch unglücklich. Du wärst nicht einmal glücklich, wenn Xanda noch am Leben wäre.« Die Worte taten mehr weh, als wenn sie mir ins Gesicht geschlagen hätte. »Du hättest trotzdem Probleme mit deiner Mom, mit oder ohne Xanda.«
Das Baby in meinen Armen begann zu weinen. Ich hielt sie fest und beruhigte sie wieder. »Das ist genug! Hör auf.«
»Es tut mir leid, ich wollte dich oder das Baby nicht aufregen. Aber in letzter Zeit, oder zumindest als wir noch Freunde waren, bin ich dir immer auf die Nerven gegangen. Also ist es wohl besser, dass wir keine Freunde mehr sind.«
»Sag so was nicht, Essence.«
»Warum nicht?«
Sie gab mir eine Chance, mich zu entschuldigen. Dafür, dass ich sie auf Milos Party gedemütigt hatte, dass ich mich für Delaney entschieden hatte, und dafür, dass ich eifersüchtig war, als ihr Leben sich ohne mein Zutun verbessert hatte. Dass sie die Zuneigung meiner Mutter, die sie ihr jetzt so bereitwillig gab, begehrte.
Ohne eine Entschuldigung würde Essence zur Tür hinausspazieren und nichts hätte sich geändert. Und das würde ich immer bereuen, auch wenn ich mir mit Lexi ein eigenes Leben aufgebaut hätte.
Wenn ich mich entschuldigte, könnte ich unsere Freundschaft vielleicht retten. Shelley würde sagen, es ist ein Schritt in Richtung Hoffnung . Ich wusste nicht, wie meine Zukunft verlaufen würde, aber ich hoffte, dass es irgendwo, irgendwie, einen Plan gab, der alles wieder in Ordnung bringen würde.
»Weil … weil es mir leidtut.« Die Tränen kamen und ich versuchte nicht, sie aufzuhalten. Seit ich Lexi bekommen hatte, war ich eh sehr nah am Wasser gebaut. »Es tut mir alles so leid. Ich will nicht, dass wir keine Freunde mehr sind, Essence.«
»Das ist eine doppelte Verneinung.« Ein halbherziges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Wenn das deine grammatikalisch fehlerhafte Ausrede für eine Entschuldigung ist, dann nehme ich sie an.«
Ich wusste nicht, warum ich
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