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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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ein paar flauschige rosa Babystrampler alles wiedergutmachen würden.
    Ich stopfte sie in den Rucksack und machte mich an die Arbeit, Unterwäsche, Jeans, Sweatshirts. Ein Kleid für Vorstellungsgespräche. Eine Decke für Lexi. Ich musste ihr unbedingt ein paar richtige Klamotten und Windeln kaufen. Ich stöpselte mein Handy ein, um es aufzuladen. Vorsichtig nahm ich die Bilder von meiner Pinnwand ab. Essence und ich. Kamran und ich. Sobald wir dort waren, würde ich ihn anrufen, falls er noch mit mir reden wollte. Vielleicht wollten seine Eltern erfahren, dass sie ein Enkelkind hatten.
    Ich begutachtete mein Zimmer ein letztes Mal, ein sehr kurzer Abschied von meinem alten Leben.
    Nächster Stopp: das Arbeitszimmer, dort wollte ich meine Daten auf meinen Stick ziehen und meine elektronische Existenz löschen. Damit würde ich meinen Eltern zuvorkommen.
    Das Arbeitszimmer würde für mich immer Xandas Zimmer sein, egal welche Möbel jetzt darin standen. Sie hatten ihre lilafarbenen Wände in einem adretten Selleriegrün gestrichen, um den Blick auf die Aussicht zu lenken. Als ich aber jetzt in der Tür stand, blieb ich keineswegs an der Aussicht hängen.
    Hunderte von Fotos lagen auf dem Boden, auf der Couch und auf dem Schreibtisch verteilt, eine Reise durch die Geschichte der Familie Mathison. Fotografien, von denen ich gedacht hatte, meine Mutter habe sie vernichtet. Jedes einzelne Bild ein Fenster, eine Chronik verlorener Zeit und Unendlichkeit.
    Ich ging in das Zimmer hinein und hob ein Bild nach dem anderen auf – Mom und Dad, ungefähr in meinem Alter, mit einem zerknautschten, bläulichen Baby auf dem Arm, das genau wie Lexi aussah, nur größer.
    Mom mit Xanda als Kleinkind, als sie zusammen Teegesellschaft spielten. Xanda als kleines Mädchen, ohne Vorderzähne und mit einer Babypuppe auf ihren dürren Knien. Ein Bild von mir, auf dem ich fröhlich und gleichzeitig verängstigt aussehe.
    Jemand schniefte hinter mir.
    Meine Mutter stand in ihrem Bademantel in der Tür. Ihre Augen waren rot und geschwollen und sie hatte ihre ungekämmten Haare zu einem losen Pferdeschwanz gebunden. »Was machst du hier?«
    Das war’s wohl mit meinen Daten.
    Ich konnte mir vorstellen, was sie von mir dachte: verfilzte Haare, ein gelbgräuliches First-Washington-T-Shirt, das eher aussah wie ein Sack, und dann verteilte ich auch noch meine Fingerabdrücke auf ihren verborgenen Schätzen. Der offene Rucksack mit den Klamotten und meinem Skizzenblock lag neben mir. »Ich bin nur gekommen, um ein paar Sachen zu holen.«
    Ein Schatten legte sich auf Moms Gesicht. »Gehst du zu deinem Dad?«
    Ich sah sie entgeistert an. »Dad ist weg?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist einfach gegangen. Hat sich ein paar von seinen Sachen geholt, während ich auf der Premiere und du irgendwo in Seattle unterwegs warst.«
    »Ich war im Krankenhaus!«
    »Nicht für mich. Du hast das Auto fluchtartig verlassen. Du bist einfach aus dem Auto gesprungen, genau wie …«
    Sie stockte. Ihr Blick fiel auf das Foto, das ich in der Hand hielt. Ich wusste noch, wann es gemacht worden war. Wir waren zusammen auf einem Ausflug gewesen, die Küste entlang, und Xanda verschwand mit irgendeinem Jungen im Redwood Forest hinter den Mammutbäumen. Als sie dann eine halbe Stunde später wieder auftauchte, bekam meine Mutter einen Tobsuchtsanfall. Wir dachten, jemand hätte dich entführt! Wenn du so etwas noch mal machst, wird Dad dich im Kofferraum anketten, hast du mich verstanden? Aber bevor sie verschwunden war, hatte jemand ein Bild von uns gemacht, wie wir lächelnd auf dem gigantischen Schuh der Statue von Paul Bunyan standen. Ich hatte vergessen, dass es dieses Bild gab.
    »Mom, ich weiß was mit ihr passiert ist.«
    »Andre«, zischte sie. »Ich habe dich mit ihm gesehen. Wenn dieser Junge nicht gewesen wäre …«
    »Hör auf, Andre die Schuld zu geben! Hör auf, Dad die Schuld zu geben!«
    Der Klang meiner Stimme erschreckte uns beide.
    Ihre Augen wurden schmal. »Ich weiß nicht, warum du glaubst, mich verurteilen zu können! Du hast das ganze letzte Jahr damit zugebracht, dein Leben zu zerstören und den gleichen Weg einzuschlagen wie deine Schwester. Du hast keine Ahnung, wovon du redest.«
    Die letzten drei Monate hatte mein Baby im Krankenhaus verbracht, drei Monate, in denen ihr Leben an einem seidenen Faden gehangen hatte und aller Augen auf mich gerichtet gewesen waren, das minderjährige Wrack. Ich wusste ganz genau, wovon ich

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