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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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als ich das erste Mal bei den Mc’Cormicks gewesen war. Ich spürte, wie mich die Traurigkeit, die diese Erinnerung in mir auslöste, erfasste und sah schnell zu Boden.
     
    „Bist du glücklich, Greta?“ fragte Charlotte mich.
    Es überraschte mich, dass sie mir solch eine Frage stellte.
    „Ja, das bin ich!“ sagte ich schnell. „W-wirklich! Ich bin wirklich glücklich!“
    Ich sah sie an und erkannte, dass sie mir nicht glaubt e. Selbst ich hätte mir nicht geglaubt.
     
    Celia lief derweil mit tapsigen Schritten über den Rasen. Frank folgte ihr lächelnd.
     
    Charlotte nahm mir vorsichtig das Glas ab und legte ihren Arm um meine Schulter. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie sah, wie Frank einen Beinah-Sturz von Celia nur durch das Hochheben und Herumwirbeln des kleinen Mädchens verhindern konnte.
    Wir saßen eine Weile still beieinander.
    Schließlich konnte ich die Stille nicht mehr ertragen.
    „Es … tut mir Leid, was am F- f…“, ich schluckte kurz und presste das Wort heraus. „Freitag geschehen ist!“
    Sie lachte leise auf.
     
    „Greta, mach dir keine Gedanken! Ihr seid erwachsen. Außerdem“, sie schwieg kurz, „fände ich es wunderbar dich an Nates Seite zu sehen. Er hat dich sehr gern, schon immer!“
    Ich war etwas überrascht, welche Wendung dieses Gespräch genommen hatte. Noch nie hatte ich, obwohl mir Charlotte näher gestanden hatte als meine eigene Mutter, über solche persönlichen Probleme gesprochen. Vor allem sprachen wir hier über ihren Sohn und nicht über irgendeinen anderen Mann.
    Ich wusste, welches Gefühlschaos in mir tobte und hoffte, dass es irgendwann aufhörte. Mit einer selbst für mich unerklärlichen Zuversicht sagte ich mir, dass wenn ich meine rationalen Entscheidungen nur oft genug wiederholte, ich sie auch glaubte.
     
    Ich brauche niemanden außer Celia.
    Ich bin glücklich, so wie es derzeit ist.
     
    Mein Mantra begleitete mich schon eine ganze Weile und bisher hatte es immer mehr oder weniger gut funktioniert. Einige Rückschläge, vor allem wenn ich abends alleine war, musste ich hinnehmen.
    Und doch hatte Nate es allein durch sein Erscheinen geschafft, mich aus der Bahn zu werfen. Und der Kuss am gestrigen Abend war ein massiver Angriff auf meine Entscheidungen, die ich nun wieder flicken musste.
     
    Charlotte sah mich fragend an und ich merkte, dass ich mit meinen Gedanken vollkommen abgedriftet war. Ich nickte langsam. Natürlich wusste ich, dass Nate mich sehr gern hatte. Sonst wäre er sicher nicht um drei Uhr morgens aufgestanden, um in die Notaufnahme zu fahren. Und auch ich mochte Nate sehr. Nein, ich schüttelte in Gedanken den Kopf und zum ersten Mal seit Jahren gestand ich es mir ein, ich mochte ihn nicht nur. Meine Gefühle waren sehr viel stärker und würden es wohl immer bleiben, das hatte ich nach den sieben Jahren gemerkt. Sonst hätte es sicher einen anderen Mann gegeben, der mein Leben auf den Kopf gestellt hätte und jetzt mit mir auf dieser Bank sitzen würde.
    I ch musste es mir schließlich eingestehen, ich liebte ihn, aber …
    Es gab immer dieses Aber, das in meinem Kopf herumspukte und mich davon abhielt etwas Dummes zu tun. Erneut etwas Dummes!
     
    „Charlotte, bitte lass uns von etwas anderem sprechen!“ bat ich sie, doch sie winkte ab.
    „Du weißt, Greta, dass du mit deinen Problemen immer zu uns kommen kannst. Frank und ich werden dich unterstützen, wo immer du uns brauchst“, sagte sie liebevoll.
    Ich nickte, denn ich wusste, dass Charlotte und Frank mir mehr Eltern waren, als meine eigenen.
     
    Mit einem weggelaufenen Vater und einer alkoholabhängigen Mutter konnte man wirklich nicht viel anfangen. Doch mit Charlotte über meine Beziehung zu ihrem jüngsten Sohn zu sprechen, war mir eindeutig zu persönlich. Es schien schon fast so, als wollte sie mich mit ihm verkuppeln.
    Sicher hatte sie genug von seinen zahlreichen Affären und wollte ihn endlich bei einer Frau sehen, doch ich wusste, dass ich nicht die Eine, die Richtige für ihn war.
     
    „Ich weiß nicht, was zwischen euch geschehen ist !“ sagte Charlotte schließlich, „aber du bedeutetest ihm sehr viel!“
    „ Charlotte, bitte! Ich kann nicht! Es geht nicht!“ stöhnte ich entsetzt. „Es würde nicht gut gehen und dann…!“ Eine Träne rollte ungewollt über meine Wange. Ich wischte sie schnell weg, doch Charlotte hatte sie gesehen.
    „Ich glaube nicht, dass man immer vom Schlimmsten ausgehen muss. Du warst damals sehr jung. Sam war

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