Erzähl mir von morgen
eine Sonnenbrille und setzte sie auf. Ich hoffte, dass ich bei den anderen Menschen wenig Aufmerksamkeit erregen würde.
Wir nahmen die U-Bahn von der North Station bis Downtown.
Als wir die Summer Street zum Park hinunterschlenderten, bemerkte Celia, wohin wir gingen und wurde unruhig. Sie freute sich übermäßig und konnte es kaum erwarten, im Gras zu sitzen und in der Sonne zu spielen.
Ich hatte ihr einen kleinen gelbfarbenen Sonnenhut aufgesetzt, den ich vor wenigen Wochen auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Sofort, als ich die sommerlich gelbe Farbe gesehen hatte, wusste ich, dass er ihr sehr gut stehen würde . Sie sah einfach süß aus, mit dem Hütchen, unter dem sich ihre lockigen Haare kringelten und ihre dunklen Augen unglaublich groß erschienen. Celia zog den Blick jedes anderen Menschen magisch an.
Mit vielen anderen Sonnenanbetern betraten wir die Parkwege und suchten eine Weile, bis wir einen geeigneten Ort fanden, an dem wir bleiben konnten. Ich breitete an einem schattigen Plätzchen die Decke aus und legte ihr einige Spielsachen darauf. Celia war gerade dabei, ihre kleinen Sandalen von den Füßen zu ziehen, ehe sie auf wackeligen Beinen um die Decke herumwackelte und alles entdeckte. Sie brachte mir einige Zweige, ein Gänseblümchen und mehrere Steine, die ich in einem ihrer kleinen Eimer sammelte. Ich sog tief die sommerliche Luft ein, ehe ich meine Sandalen auszog und mich auf die Picknickdecke setzte.
Ich knabberte an einigen Apfelspalten, die ich zu Hause geschnitten hatte, während ich Celia beim Spielen zusah und meinen Blick ab und zu über die weite, grüne Wiese gleiten ließ.
Viele andere Mensc hen hatten dieselbe Idee gehabt wie wir. Familie saßen in Grüppchen zusammen und grillten. Eine Mannschaft aus jungen Männern spielte am anderen Ende des Park auf einen Feld Baseball.
Einige kleine Kinder spielten mit einem Golden Retriever.
Jogger und Fahrradfahrer genossen das schöne Wetter und auf dem See waren einige Ruderboote zu sehen.
Celia war inzwischen von ihrer Erkundungstour zurückgekehrt und hatte sich neben mich gesetzt. Sie spielte mich einem kleinen Pferd und ließ es zwischen der Decke und dem Gras hin und herspringen.
Ich lehnte mich vorsichtig zurück und stopfte mir die Tasche in den Nacken, um Celia im Blick zu haben.
Meine Verletzungen waren am V erheilen und in der letzten Woche hatte ich mich daran gewöhnt, mich vorsichtig zu bewegen. Die Fäden der Stichwunden an meiner linken Hand waren gestern gezogen worden und nun verdeckten nur noch großflächige, weiße Pflaster die Stellen, an denen mich das scharfe Messer des Angreifers erwischt hatte.
Zu meiner Enttäuschung war trotz meiner erneuten Aussage am Montag noch keiner der beiden Täter gefasst worden und die Polizei war so ehrlich mir zu sagen, dass es ungewiss war, ob sie jemals gefunden werden würden.
Trotz allem war mein Portmonee in einer Mülltonne an der U-Bahnstation Haymarket gefunden worden und ich erhielt meine Papiere zurück. Die dreißig Dollar, für die ich überfallen worden war, blieben verschwunden.
Es war herrlich im Schatten zu liegen und ich entspannte mich bei der leichten Sommerbrise. Celia gab leise Geräusche von sich, die wohl das Pferd imitieren sollten.
Ich döste leicht vor mich hin, bis plötzlich ein Schatten auf mein Gesicht fiel. Verwirrt öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Ich nahm die Sonnenbrille ab und sah auf.
Celia quiekte freudig und hob die kleinen Ärmchen, um aufgenommen zu werden.
Nate bückte sich und griff nach ihr, bevor er sie in die Luft warf und wieder sicher auffing.
Ich blinzelte ihn an.
„Was tust du hier?“ fragte ich ziemlich unhöflich, wie mir nach dem Aussprechen der Worte klar wurde.
Er setzte sich mit Celia auf dem Arm neben mich.
„Ich war mit Freunden Basketball spielen!“ sagte er und drehte sich um, um einem anderen Mann, der langsam auf uns zugeschlendert kam, zu winken.
Der andere Mann trug wie Nate auch Sportklamotten und wirkte durchgeschwitzt. Seine dunkelblonden, kurzen Haare passten wunderbar zu seinem kantigen Gesicht, das ihm ein verwegenes Aussehen gab. Seine Augen musterten mich sanft und interessiert, als er vor uns stand.
„Christopher“, stellte mir Nate seinen Freund vor. „Das ist Greta!“
Nates Freund lächelte mich freundlich an und hockte sich dann hin, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein. Er hielt mir seine starke Hand hin und ergriff meine. Sein Händedruck war
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