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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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gerade gestorben und du hast jemanden gesucht…!“
    Sie stockte, als sie meinen geschockten Gesichtsausdruck sah.
    „Ich dachte, du wüsstest nicht, was g-geschehen ist!“ rief ich panisch.
    Charlotte nickte.
    „Nate hat all die Jahre nichts gesagt, doch ich bin seine Mutter, Greta. Ich kenne meine Kinder und lese zwischen den Zeilen. Ich habe gemerkt, dass etwas passiert ist und sieht man euch jetzt, wie du vor ihm flüchtest und er dich ansieht, dann kann ich mir in etwa denken, was an unserem Ferienhaus geschah!“
     
    Meine Wangen fühlten sich heiß vor Scham an. Ich fühlte mich unsicher, doch zum ersten Mal sprach ich aus, was mich damals so aus der Bahn geworfen hatte.
    „Ich habe mich so geschämt , Charlotte!“
    Sie drehte sich zu mir und zog mich in ihre mütterliche Umarmung.
    Sanf t strich sie mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    „Greta, du w arst jung. Das Schicksal der Jugend sind das Ungestüme und die Fehler! Aber man lernt daraus. Du bist erwachsen geworden und du bist eine gute Mutter. Das hat dich stark gemacht. Ich glaube, du weißt gar nicht wie stark du sein kannst!“
     
    Ich schluckte kurz. Warum nur hatte ich dieses Kapitel, das ich beinahe abgeschlossen und hinter mir gelassen hatte, wieder begonnen?
    Ich wünschte mir wirklich jemanden zu haben, zu jemandem zu gehören. Wer tat das nicht? Und obwohl meine jugendliche Vernarrtheit in Nate einem sehr viel tieferem Gefühl gewichen war, sah ich keine Zukunft.
    Zu viel war geschehen und ließ sich nicht mehr korrigieren. Wir hatten uns weiterentwickelt, waren andere Menschen geworden.
     
    Nate führte ein unstetes Leben, ließ sich in einem Monat mit mehreren Frauen auf verschiedenen Veranstaltungen blicken und war durch und durch Jungeselle.
    Ich hingegen musste nicht nur an mich und meine Zukunft denken. Celia war alles für mich und ich konnte es ihr nicht zumuten, sprunghaft meine Partner zu wechseln. Außerdem, ich musste schwer seufzen, gab es nicht besonders viele potentielle Verehrer für allein erziehende Frauen.
     
    „Es war ein einmaliger Ausrutscher!“ sagte ich schließlich und konnte Charlotte nicht ansehen. „Es hatte wirklich nichts zu bedeuten, Charlotte. Es tut mir Leid, wenn du dir Hoffnung gemacht hast, aber…!“
    Sie sah mich von der Seite an und ein leichtes Lächeln umschmeichelte ihre Lippen.
    „Ich möchte nur, dass du glücklich wirst, Greta!“ Sie drückte meine Hand und gemeinsam sahen wir zu einer jauchzenden Celia, die von Frank in die Luft geworfen und wieder gefangen wurde. „Ich möchte nur, dass du glücklich bist!“
     
     
     
    Am Sonntagabend brachte Charlotte uns mit dem Auto zurück in meine Wohnung. Zum Glück hatte sie von ihren Enkeln einen Kindersitz für Celia, da ich kein Auto besaß.
    Wir verabschiedeten uns vor meiner Haustür , nachdem sie mir meine Tasche in die Wohnung getragen hatte und obwohl ich spürte, dass es Charlotte nicht behagte, dass ich wieder arbeiten gehen würde, küsste sie mich zum Abschied auf beide Wangen und umarmte mich zärtlich, ehe sie schweren Herzens wieder ins Auto stieg und davon fuhr.
    Ich stand auf Bordstein und sah dem davonfahrenden Auto hinterher. Celia, die auf meiner Hüfte saß, sah mich mit großen Augen an. Sie verstand nicht, warum Charlotte fuhr und wirkte traurig.
     
    Vorsichtig drehte ich mich mit Celia auf dem Arm um und betrat den dunklen Flur. Trotz der letzten Strahlen der untergehenden Sommersonne, wirkte meine Umgebung plötzlich trostlos und einsam. Ich sah die zersprungenen Fliesen auf dem Boden, die abgewetzt waren von den vielen Füßen, die jahrelang über sie gelaufen waren. Die alte Holztreppe knarrte unter meinen Schritten, als würde das baufällige Haus aufächzen. Oben angekommen ging ich an den dunklen Holztüren vorbei, hinter denen die anderen Wohnungen lagen. Es war dunkel, das Fenster am Ende des Ganges seit Jahren gesprungen und nur notdürftig mit Klebeband geflickt. Staub wirbelte auf, als ich vor meiner Tür stehen blieb und es roch modrig. Nur meine fröhlich-bunte Fußmatte, auf der ein kleines Haus sowie eine Person abgebildet waren, war ein farbenfroher Lichtblick in dieser Einöde. Es hatte damals, als ich die Wohnung suchte, nicht viele Möglichkeiten gegeben. Ich musste zugeben, dass es sicher neuere und bessere Häuser gab, doch ich hatte nur wenig Geld zur Verfügung und musste mich schnell entscheiden. Damals hatte ich mir eingeredet, dass das alte Haus Charme und Flair einer längst

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