Erzähl mir von morgen
gern.
Mit leisen Schritten trat ich, ohne Licht zu machen, ins Schlafzimmer. Celias gleichmäßigen, tiefen Atemzüge war das einzige Geräusch, während ich mich umzog und schließlich unter meine Bettdecke schlüpfte.
Ich legte mich entspannt in meine Kissen und konnte ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Der heutige Tag war einer der Schönsten in der letzten Zeit gewesen. Ich verbrachte gern Zeit mit Christopher und Celia schien ihn auch zu mögen.
Er hatte mir mehr als deutlich gezeigt, dass er sich von mir angezogen fühlte und ich konnte mir wirklich vorstellen, dass etwas aus uns werden konnte. Seine Annäherungen waren vorsichtig, als wollte er mich nicht verschrecken und ich musste mir eingestehen, dass ich auf mehr hoffte, nach mehr gierte.
Doch tief in meinem Inneren sah es anders aus. Mein Verstand sagte mir, dass Christopher der Richtige sein konnte. Er war ruhig, erwachsen, selbstständig und er mochte mich. Doch mein Herz fragte mich immer wieder, warum er nicht d as gleiche Verlangen in meinem Körper erweckte, wie Nate es getan hatte.
Kapitel 12
Das große Ende kam in der Woche darauf. Nach dem Ausflug am Samstag und einem sehr, sehr langen Telefongespräch mit Christopher am Sonntag, war ich zufrieden und glücklich am Montag morgen aufgestanden, hatte Celia in den Kindergarten gebracht und war in die Redaktion gegangen.
Nichts deutete auf die Ereignisse hin, die sich am Donnerstag abspielen sollten. Es hatte sich ergeben, dass Christopher und ich uns in jeder meiner Mittagspausen trafen, so auch an diesem Tag.
Ich war gerade zurück an meinen Schreibtisch, fühlte mich ausgeruht und glücklich, als mich meine Chefin zu sich ins Büro rief.
Unvorbereitet ging ich zu ihr.
Sie sprach nicht um den heißen Brei herum.
„Miss Thomson! Wir sind mit ihrer Arbeit mehr als unzufrieden. Wir müssen uns deshalb von Ihnen trennen! Sie werden heute Ihren Schreibtisch räumen. Die Lohnfortzahlung wird bis zum Ende des Monats erfolgen. Ihre Kündigung erhalten Sie schriftlich zugestellt“, sagte sie ohne jede Gefühlsregung. Dann fuhr sie entschuldigender weiter. „Es tut mir sehr Leid, Miss Thomson. Ich weiß, dass Sie alles versucht haben, aber es hat nicht gereicht. Alles Gute!“
Perplex stand ich wie eine Statue vor ihr. Ich weiß nicht mehr, wie ich z urück in mein Büro gekommen war, doch immer noch benebelt packte ich meine Habseligkeiten von meinem Schreibtisch zusammen und ging.
Ich sah keinen meiner Kollegen auf dem Flur, obwohl sie sicher wussten, was geschehen war. Niemand kam, um mich zu verabschieden, aber hier war sich jeder der Nächste.
Als ich mit meiner Sommerjacke über dem Arm und dem kleinen Pappkarton unter dem Anderen auf der Straße vor dem Bürogebäude stand, fühlte ich mich nicht einmal schlecht. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief die sommerlichen Düfte ein.
Okay, ich war enttäuscht, denn immerhin war ich von meiner Arbeit überzeugt gewesen, aber es setzte eine unglaubliche Erleichterung ein, als wäre ein dunkles Kapitel endlich vorbei.
Darüber, dass ich nun schnellstmöglich einen anderen Job finden musste, damit ich die Rechnungen, die Miete und Celias Kindergarten bezahlen konnte, machte ich mir zurzeit keine Gedanken.
Ich lief langsam nach Hause. Die Sonne schien und alle Menschen auf der Straße wirkten so glücklich, dass ich davon angesteckt wurde. Es war, als wäre der dunkle Schleier über meinem Leben plötzlich gelüftet worden und die Sonne schien wieder.
Übermütig ging ich in die kleine Bäckerei, die auf meinem Nachhauseweg lag und kaufte für Celia und mich zwei kleine Cupcakes. Ich wusste, dass ich eigentlich sparen sollte, mein Geld zusammenhalten musste, doch diese süße Köstlichkeit musste ich mir heute einfach gönnen.
In meiner Wohnung angekommen, wusste ich zunächst nicht, was ich mit mir anfangen sollte.
Zu dieser Zeit war ich sonst nie zu Hause.
Ich stellte den Pappkarton auf den Esstisch und sah mich um. Der kleine Wäscheständer vor meinem Balkonfenster riss sich geradezu um meine Aufmerksamkeit. Mit einem leichten Seufzen machte ich mich daran, die Wäsche abzunehmen und zu bügeln. Nachmittags um drei Uhr!
Ich spürte, wie mir mit jedem Kleidungsstück klarer wurde, in welcher Situation ich mich befand. Verbissen arbeitete ich weiter, versuchte, meinen Gefühlen Herr zu werden, doch ich musste erkennen, dass ich mich nur immer mehr in meinen Gedanken verrannte.
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